Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
Vom Netzwerk:
»Zu Befehl, Sir.«
    »Zeigen Sie mir einfach nur, wohin ich muss«, unterbrach Doyen Allwyn mich. »Ich trage es selbst.« Er sah meine überraschte Miene und lächelte, während er seine Reisetaschen anhob und mir unter Deck folgte. »Buße durch einen Akt der Demut, mit der man den Stolz abtötet. Damit beginnt meine Säuberung.«
    »Sie reisen also mit uns, Eminenz?«, erkundigte ich mich.
    »Ja, Mylord«, antwortete Allwyn und zeigte mir damit, dass auch er herausgefunden hatte, wer ich war. »Die Synode war recht aufgebracht über diese Angelegenheit. Sie hielt es für das Beste, den Vorfall Patriarch Pietr zu melden und ihn auch aufzufordern, den Säuberungsritus persönlich zu vollziehen.«
    Mit einem Streich hatte die Kirche von Gresh einen drohenden Makel isoliert und entfernt und damit jeden möglichen Machtgewinn eliminiert, den der Stadtrat oder die Armee vielleicht hätten erzielen können, und gleichzeitig jemanden in dem Inneren Kreis positioniert, der Informationen sammeln und sie dem Oberhaupt der Heiligen Kirche taufrisch mitteilen konnte. Freser und Hoelt hatten wahrscheinlich schon Schaum vor dem Mund.
    »Ich möchte mich für die Ungelegenheiten entschuldigen, Eminenz, die ich Ihnen vielleicht bereitet habe«, sagte ich, als wir die Treppe erreichten und hinabstiegen.
    »Das ist nicht Ihre Schuld, Lord Hase«, erwiderte der Doyen etwas kurzatmig. Er seufzte erleichtert, als wir den Fuß der Treppe erreichten und ich die Tür zum Unterdeck aufstieß. »Aber ich muss zugeben, dass meine Demut letzte Nacht begann, als meine Kirchenfreunde ihre Roben rafften, damit sie nicht verunreinigt würden.« Er stapfte in den Laderaum und begann, nachdem er wieder zu Atem gekommen war, sein Gepäck zu verstauen. »Es war eine verblüffende Erfahrung, in so kurzer Zeit aus einer solchen Höhe so tief herabzustürzen.«
    »Ich würde mich ja fragen«, erwiderte ich, »wer sich entschlossen hat, mit einem kleinen Stoß nachzuhelfen.«
    »Sie meinen, wer mir den Stab gegeben hat?«, fragte Doyen Allwyn. Er legte die letzte Tasche auf die anderen und wühlte darin herum. »Auch das ist etwas, was ich dem Patriarchen unterbreiten muss.«
    Das war ein recht deutliches »Frag nicht weiter«, also versuchte ich nicht, weiter nach dem Namen zu angeln – ich würde eine Weile warten. Der Doyen richtete sich auf und zog eine kleine, hölzerne Kiste aus der Tasche. »Ich glaube, das ist kein Holz aus den Grenzlanden.«
    Da er sie mir hinhielt, sah ich hin. Er hatte recht. Dann öffnete Doyen Allwyn die Kiste. Sie war mit dunkelgrünem Samt ausgeschlagen.
    »Für die Glocken«, meinte er und klappte den Deckel wieder zu.
    »Laurel Faena kann die Kiste für Sie mit einem Schutz belegen, nachdem Sie die Glocken hineingelegt haben, Eminenz«, sagte ich und ging zur Tür. Dann blieb ich stehen. Doyen Allwyn hatte Prudences Leiche in einer Ecke des Laderaums entdeckt. Erneut sah ich die schwachen Spuren von Laurels Zauber darauf, wie ein gewaltiges Nicht-berühren-Zeichen, und wandte meinen Blick ab.
    »Ist er denn hier sicher, wo jeder an ihn herankommt?«, fragte der Doyen und starrte den Stab an.
    »Er ist unsicher, ganz gleich, wo er gelagert wird«, erwiderte ich, ohne mich von der Tür des Laderaums wegzurühren. »Ob ihn jemand anfasst? Nur ein Narr würde das tun, Eminenz, und so ein Narr würde das auch tun, wenn er nicht hier, sondern in der Schatzkammer des Königs eingeschlossen wäre.« Ich zuckte mit den Achseln. »Wo sonst sollten wir ihn aufbewahren? Ich will ihn jedenfalls nicht in meiner Kabine haben.«
    »Was für ein unsichtbares Ding«, erklärte Doyen Allwyn. »Man sieht es an und sieht doch nur, was man erwartet.«
    Ein Stab mit Glocken daran, dachte ich. »Ja, Eminenz.«
    »In der Synode kam die Frage auf«, fuhr Doyen Allwyn fort, während er sich zum Gehen wandte, »wie ich ihn tragen und nicht bemerken konnte, dass etwas an ihm ungewöhnlich war.« Er wartete, bis ich die Tür geschlossen hatte. »Daraufhin habe ich ausgeführt, dass sie auch nichts Ungewöhnliches bemerkt hätten und was das wohl über sie aussagen würde?« Er lächelte. »Die Frage wurde anschließend rasch fallen gelassen.«
    »Darauf wette ich«, murmelte ich.
    »Es erhob sich weiterhin die Frage«, meinte er, »ob es klug von mir war, einen Magisch … ehm, einen Grenzländer …«
    Jetzt lächelte ich. »Laurel Faena, der Faena oder der Ehrenwerte Laurel, Eminenz.«
    »Laurel Faena zu treffen«, wiederholte er, »und erneut

Weitere Kostenlose Bücher