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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Tag auf dem Banson wäre uns beinahe die Seife ausgegangen.
    Wir segelten durch die Außenbezirke der Stadt. Die letzten Äcker und Landsitze waren vor einiger Zeit eingegliedert worden, und die Königsstraße, die hier parallel zum Fluss verlief, schimmerte im Himmelblau der Lagerhäuser, in das sich gelegentlich das Gold der Regierungssitze und die roten Ziegel der Armeeposten mischten. Schließlich bewältigten wir die letzte Biegung und näherten uns dem Stadtkern. Mir stieg etwas in die Nase, was mich niesen ließ.
    »Das ist das Meer«, meinte Suiden, der neben mir im Bug stand, unter einem von mehreren Sonnensegeln, die der Kapitän aufgespannt hatte. Jedes Mal, wenn ich betete, schloss ich ihn dafür in meine Segenswünsche ein. Ich wusste, dass ich wie ein Landei aussah, aber ich beugte mich trotzdem vor, um hinter der Stadt den Ozean erkennen zu können. In der Ferne schimmerte es hell.
    »He-ho«, sagte ich leise. Der Duft überspülte mich, ein salziges Aroma, das Geschichten von eleganten Windreitern heraufbeschwor, die mit ihren Kapitänen verbunden und lebendig zu sein schienen. Ich fröstelte.
    »Genau«, meinte Hauptmann Suiden.
    »Schöner Blick auf die Stadt, was?«, meinte Hauptmann Javes, der hinter uns trat. Laurel war bei ihm. Er keuchte. Und natürlich auch die Leutnants Groskin und Slevoic.
    Mir fiel auf, dass ich bei meiner Suche nach einem Fetzen Ozean die Königliche Stadt vollkommen ignoriert hatte, also richtete ich meine Sinne wieder auf Iversly. Und wurde bombardiert. »Pockige Hölle!« Ich tanzte von der Reling zurück.
    »Zu viel für Eure Lordschaft?«, erkundigte sich Slevoic spöttisch.
    »Und ob!« Ich konnte es mir nur mit Mühe verkneifen, mir die Hände auf die Ohren zu schlagen und meine Augen zuzukneifen. Allerdings versuchte ich, durch den Mund zu atmen, als der Duft von Blumen und Gewürzen, Latrinen und Misthaufen, Bäckereien und Garküchen, Kanalisation und Gossen den Meeresgeruch überwältigte, aber das führte nur dazu, dass ich ihn jetzt schmeckte. Zusammen mit dem chaotischen Anblick und dem Lärm war es erheblich zu viel, und ich wäre am liebsten in meine Kabine geflüchtet und hätte mich dort versteckt.
    »Es ist ziemlich überwältigend, nicht wahr?«, meinte Laurel, ebenfalls sichtlich erschüttert. Er hielt sich mit einer Tatze die Nase zu.
    Ich senkte den Blick. Tatsächlich, in dem grünen, öligen Wasser dümpelten tote Fische. Der Bug schnitt durch eine Welle, und ich trat noch weiter von der Reling zurück, weil ich nichts von dem Flusswasser auf mir haben wollte.
    »Keine Sorge, Sro Laurel, Leutnant Hase. Ihr werdet Euch daran gewöhnen, schon aus Notwehr«, erklärte Hauptmann Suiden. Er war auch zurückgetreten, als das Wasser an Deck spritzte. Er blickte zur Seite. »Ich nehme an, wir haben noch eine Stunde Zeit, bis wir anlegen.« Er drehte sich zu Hauptmann Javes herum. »Wir sollten die Männer versammeln und ihnen die Befehle geben.«
    Ich folgte den Hauptleuten, da Suidens Lektion über den Gehorsam Befehlen gegenüber sehr klar und recht spitzfindig gewesen war. Ich hörte Schritte neben mir und vermutete, es wäre Groskin.
    »Also, Lord Auswurf Süßbacke, endlich sind Sie in der großen Stadt angekommen«, meinte Slevoic.
    Es war also nicht Groskin. Zu meiner Verteidigung muss ich anführen, dass ich gegen das Aroma verwesenden Fisches gemischt mit dem fauligen Wasser ankämpfte. »Lassen Sie mich in Ruhe, Slevoic.«
    Offenbar hatte Slevoic sich umgesehen und bemerkt, dass alle beschäftigt waren, denn er stellte mir ein Bein, damit ich über die Reling ins Wasser fallen würde. Nur behielt ich mein Gleichgewicht und rammte ihn. Aus Versehen. »Meine Güte, wie ungeschickt von mir.« Ich hielt ihm die Hand hin, um ihm aufzuhelfen, aber er schlug sie weg und rappelte sich wieder hoch.
    »Leutnant Slevoic«, sagte Hauptmann Suiden.
    Slevoic sah ihn mit seinen blauen Augen an.
    »Sie beaufsichtigen das Entladen der Pferde.«
    Einen Moment blieb Slevoic regungslos stehen; dann salutierte er und ging unter Deck. Ryson machte Anstalten, ihm zu folgen.
    »Oh, hallo, wohin wollen Sie?«, erkundigte sich Hauptmann Javes.
    Ryson blieb stehen. »Ich … ich bin bei den Pferden eingeteilt, Sir.«
    »Eine wahrlich hingebungsvolle Pflichterfüllung und so weiter, aber wir haben etwas anderes für Sie im Sinn.« Javes lächelte ihn dümmlich an und winkte Ryson zu sich. Ich bemerkte allerdings, dass der Hauptmann peinlichst darauf achtete, den Wind im

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