Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
Vom Netzwerk:
hatte, und verbeugte mich erneut. »Euer Eminenz.«
    Erzdoyen Obruesks Lächeln vertiefte sich. »Und Segenswünsche, Groskin. Ihr Onkel Doyen Orso hat mich über Ihre Ankunft durch ein Billet benachrichtigt, das mit dem Postboot eingetroffen ist.«
    »Heil Ihnen, Euer Eminenz«, erwiderte Groskin und verbeugte sich.
    »Geht es Orso gut?«
    »Ja, Euer Eminenz. Er entbietet Ihnen seine Grüße.«
    »Ich bin froh, das zu hören. Ich freue mich schon darauf, mit Ihnen zu speisen, während Sie hier sind.«
    Der Leutnant, der ungeduldig gewartet hatte, während der Erzdoyen sich Groskins bemächtigt hatte, drehte sich jetzt zu Suiden und Javes herum. »Es gibt einen Spruch über alle, die zu lange in der glühenden Sonne herumstehen. Wollen wir uns an einen kühleren Ort zurückziehen, Sirs?«
    Der Erzdoyen warf dem Leutnant einen gereizten Blick zu und öffnete den Mund, aber Losan kam ihm zuvor. »Ja. Und ich bringe Euch, Botschafter Laurel, zur Residenz, die für Eure Botschaft vorbereitet wurde.«
    Ein missbilligender Ausdruck flog über Suidens Gesicht.
    »Es ist gut so, Ehrenwerter Hauptmann«, sagte Laurel.
    »Ich bin für Eure Sicherheit verantwortlich, Sro Laurel«, erwiderte Suiden.
    »Das stimmt. Bis ich Iversly erreicht habe. Was nun der Fall ist.« Laurel lächelte und entblößte seine strahlenden Reißzähne. Das Empfangskomitee wich zwar nicht zurück, aber sie schienen sich alle ein bisschen zurückzulehnen. Der Faena ignorierte den finsteren Blick des Erzdoyen. »Ich kann schwerlich bei Euch in der Kaserne hausen.«
    »Das ist richtig, Sro Laurel, aber auch wenn Leutnant Hase als Euer Verbindungsoffizier abgestellt ist, steht er weiterhin unter meinem Kommando. Ich werde ihn nicht allein herumlaufen lassen.«
    Das Empfangskomitee starrte mich jetzt an, als wäre ich ein Dorftrottel. Ich hörte erneut Kichern hinter mir und machte eine noch rüdere Geste.
    »Außerdem«, fuhr Suiden fort, »waren die Befehle von Kommandeur Ebner unmissverständlich.« Er dachte einen Augenblick nach und drehte sich dann zu dem Leutnant des Empfangskomitees herum. »Ich weiß, dass vor der Botschaft Wachen stehen. Ist es möglich, dass wir diesen Dienst übernehmen?«
    »Was für eine prächtige Idee«, sagte Javes. »Warum begleiten wir Botschafter Laurel nicht einfach, während Sie das klären, Leutnant?«
    Ich warf Hauptmann Javes unwillkürlich einen Seitenblick zu. Er hatte wieder dieses dümmliche Grinsen auf dem Gesicht, das sich um eine winzige Nuance von seinem Leck-mich-Grinsen unterschied, aber dahinter sah ich zum ersten Mal den Wolf in der Paradeuniform.
    Der Leutnant seufzte. »Wie Sie wünschen, Sirs.« Er seufzte noch einmal und nickte dann der Beamtin zu. »Wir werden Sie zur Residenz des Botschafters begleiten.« Dann richtete er seinen Blick wieder auf Suiden. »Obwohl ich bezweifle, Sir, dass Sie Ihre ganze Abteilung dort unterbringen können.«
    »Ich bin sicher, dass uns da schon etwas einfällt«, erwiderte Suiden und wandte sich an Groskin. »Geben Sie den Befehl zum Aufsitzen, Leutnant.«
    Auf Groskins gebrüllten Befehl hin schwangen wir uns in die Sättel und folgten dem Leutnant der Königlichen Garnison und der Beamtin. Die Kleriker blieben ebenfalls bei uns, offenbar um jede böse Absicht der Hafenbewohner fortzusegnen. Als wir durch die Straßen ritten, versuchte ich, nicht zu glotzen, aber ich sah Dinge, von denen ich bisher nur gehört und die ich damals als unwahr abgetan hatte.
    »Matrosen haben etwas an sich, das Huren anzieht wie Fliegen«, meinte Groskin, als er sein Pferd neben meines lenkte und grinste – allerdings erst, nachdem er sich umgeschaut und überzeugt hatte, dass der Erzdoyen außer Hörweite war. »Bei Soldaten ist es beinahe ebenso schlimm.«
    Die Prostituierten von Freston hatten nie so heruntergekommen ausgesehen wie diese armen Teufel. Vermutlich hatte es Vorzüge, in einer kleinen Stadt zu leben. Eine Hure, die von Pockennarben übersät war, fiel mir besonders ins Auge. Nachdem sie gehustet und das, was von ihren Lungen übrig geblieben war, ausgespuckt hatte, grinste sie mich an – und zeigte mir ihre schwarzen Zahnstummel. Mein Kopf ruckte nach vorn, und ich hörte ein leises Kichern hinter mir. Ich machte eine weitere rüde Geste und hatte dann Angst, dass die Hure sie sehen und sie als Einladung missverstehen könnte. Bis wir um die nächste Ecke bogen, warf ich immer wieder verstohlene Blicke über die Schulter, um mich zu überzeugen, dass sie uns nicht

Weitere Kostenlose Bücher