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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Unwillkürlich schoss meine Hand hoch und packte sein Handgelenk. Mit der Bürste in der anderen Hand drehte ich mich in der Wanne herum, sodass das Wasser über den Rand platschte.
    »Er macht es schon wieder.« Arlis versank in seiner Wanne.
    »Hase.« Jeff seufzte.
    Im Raum wurde es totenstill, und alle starrten mich an.
    Alle, bis auf den Haushofmeister. »Gib mir die Feder, Finn«, sagte er, als er an meine Wanne trat. Finn legte die Feder vorsichtig in die ausgestreckte Hand. Der Haushofmeister platzierte sie auf dem Rand des Waschständers, wo ich sie sehen konnte. »Sie bleibt hier liegen, bis Sie bereit sind, sie anzulegen, Mylord.«
    Ich bemerkte, dass ich Finns Handgelenk immer noch umklammerte, ließ es los und rieb mir das Gesicht. »Tut mir leid, Meister Finn.« Ich versuchte zu lächeln, aber es gelang mir nicht besonders gut. »Es ist nur …« Ich unterbrach mich und seufzte. »Tut mir leid.«
    »Er heißt nur ›Finn‹, Lord Hase«, erklärte der Haushofmeister, während Finn murmelnd meine Entschuldigung akzeptierte. Dann schob der Haushofmeister den Diener zur Seite und löste meinen Zopf selbst. »So wie ich nur Cais heiße.« Er nahm eine Kupferkanne und benetzte vorsichtig mein Haar. »Das ist die Feder, die Botschafter Laurel Ihnen gegeben hat, richtig?«
    »Ja, Meister … ja, Cais.«
    »Offensichtlich ist sie sehr wichtig für Sie.«
    »Allerdings«, murmelte ich. »Das nehme ich an.« Ich entspannte mich und erlaubte Cais, mein Haar zu waschen. Aber während ich badete und mich rasieren ließ, glitt mein Blick immer wieder zu dem Waschständer, wo sich die Feder leuchtend rot von dem weißen Porzellan abhob. Kaum war mein Haar wieder geflochten, schnappte ich beiläufig nach ihr, befestigte sie wieder in meinem Zopf und stieß die Luft aus. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich den Atem angehalten hatte. Danach nahm ich meinen Stab von der Wand und drehte mich zum Spiegel um. Wappenrock und Hose waren perfekt geschnitten, passten wie angegossen, und die Art, wie der Stoff sich um meinen großen, schlaksigen Körper legte, ließ vermuten, dass sie speziell für mich angefertigt worden waren. Mir schoss unwillkürlich der Gedanke durch den Kopf, wie lange Jusson wohl schon meine Versetzung zu den Königstreuen geplant hatte. Als ich die Hand hob, um meinen Zopf zu richten, kam Cais mir zuvor. Ich schrak zusammen und erwiderte seinen ausdruckslosen Blick, bis er sich schließlich umdrehte, Jeffs Wappenrock zurechtzupfte und Arlis’ Schwertgehänge richtete. Dann trat er zurück. »Sehr gut. Wenn mir Mylord und Sirs nun bitte folgen würden.«
    Er führte uns zur Treppe, und beim Hinabgehen sah ich mich um. Da Thadro uns zuvor eiligst hinaufgescheucht hatte, hatte ich nicht viel sehen können. Die Treppe führte in einem weiten Bogen zu dem schwarzweiß karierten Marmorboden des Foyers hinab. Ein riesiger Kristalllüster an der Decke überflutete uns mit seinem Licht. Der Raum strahlte die gleiche nüchterne Eleganz aus wie das Arbeitszimmer des Königs. Als ich den ersten Treppenabsatz erreichte, verrenkte ich mir fast den Hals, um mehr von dem Haus zu sehen. In diesem Moment ertönte ein Gong, der Jeff und mich erstarren ließ. Cais und Arlis gingen noch ein paar Stufen weiter hinunter, blieben stehen und sahen überrascht zu uns zurück. Arlis lächelte spöttisch.
    »Das war der Gong, der zum Essen ruft, Jungs.« Arlis’ Zähne blitzten unter seinem frisch gestutzten und geölten Bart. »Die Speisen stehen auf dem Tisch.«
    Jeff lief rot an, und meine Wangen wurden ebenfalls heiß. »Ich weiß, was das …« Ich unterbrach mich, als ich schnelle Schritte auf dem Marmorboden hörte. Einen Moment später tauchte Thadro auf.
    »Gut«, sagte er, als wir am Fuß der Treppe ankamen. »Ich wollte Sie gerade holen. Cais, bringen Sie Arlis und Jeffen zur Messe der Garde.«
    Cais verbeugte sich und führte die beiden weg. Ich schnappte Jeffs mitfühlenden Blick auf, den er mir über die Schulter zuwarf, dann waren sie verschwunden und ließen den Lordkommandeur und mich allein in dem von Marmor und Kristall glänzenden Foyer zurück. Ich spürte Thadros durchdringenden Blick in dem anhaltenden Schweigen.
    »Leutnant Lord Hase ibn Chause e Flavan, Stellvertreter des Lordkommandeurs der Königlichen Armee und Königlichen Leibgarde, Thronerbe seiner Majestät, König Jusson IV. Ein beachtlicher Karrieresprung für jemanden, der noch vor ein paar Monaten der einfache Reiter Hase bei der

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