Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
Freston-Bergpatrouille gewesen ist.« Thadro verstummte, aber da ich der einfache Reiter Hase gewesen war, hütete ich mich, in diese Falle zu tappen. Ich schwieg.
»Glauben Sie, dass Sie jetzt wie die Made im Speck leben werden, Lord Hase? Oder dass Sie in den Honigtopf gefallen sind?«
Die Antwort darauf kannte ich ebenfalls. »Nein, Sir.«
»›Nein‹ trifft es sehr genau«, erwiderte Thadro. »Sie haben diesen Posten nur bekommen, weil der designierte Thronfolger Seiner Majestät nicht in einer Truppe der hinterwäldlerischen Bergpatrouille Dienst tun sollte, die zudem vor allem aus ehrlosen Taugenichtsen besteht.« Er trat näher zu mir, und ich widerstand dem Drang zurückzuweichen. »Aber das hier ist keine Rosine, die Sie nach Belieben verzehren können. Wie der König sagte, Sie gehören ihm, und das heißt, Sie gehören jetzt auch mir. Sie werden wahrlich lernen, was beides zu bedeuten hat.«
Thadro machte erneut eine Pause, und ich blieb erneut stumm. Ich wies nicht darauf hin, dass Jusson keine Probleme damit gehabt hatte, dass ich eben dieser Truppe angehörte, seit ich nach Iversterre gekommen war. Und erst recht würde ich ihm nicht auf die Nase binden, dass ich keinerlei Verlangen hatte, ein königlicher Leibgardist zu sein, und noch weniger der Thronfolger des Königs. Aber mehr noch als die Erlebnisse aus meiner jüngsten Vergangenheit und meine gegenwärtigen Neigungen machte mich etwas anderes stumm. Der Dienst unter Suiden war zwar nie leicht gewesen, aber ich hatte nie an meinem Wert für meinen Hauptmann gezweifelt. Dies hier war das erste Mal, dass ich einen Vorgesetzten hatte, der mich behandelte, als hätte er mich in einer Schlammpfütze gefunden. Ich spürte, wie sich meine Eingeweide vor Ärger verkrampften.
Das Schweigen hielt an, dann verzog Thadro den Mund zu einem Lächeln. »Wohlan denn, wie Leibgardist Arlis richtig bemerkte: Es ist Zeit fürs Abendessen.« Damit drehte er sich um und schritt aus dem Foyer. Ich folgte ihm. Mein Magen erinnerte mich mit einem Knurren daran, dass ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. »Sie dinieren heute Abend mit Seiner Majestät und seinen Gästen«, sagte Thadro über die Schulter, während wir durch den Flur zu einer weiteren bewachten Tür gingen. Die Königstreuen rechts und links daneben nahmen Haltung an, und einer von ihnen griff nach dem Türknauf. Thadro hielt den Gardisten auf und drehte sich zu mir um. Sein Lächeln erlosch. »Seine Majestät veranstaltet diese Dinnerparty, um den Schaden zu beheben, den Sie heute Morgen angerichtet haben. Ich werde nicht zulassen, dass Sie erneut zertrümmern, was er zu kitten versucht. Sie werden meinem Beispiel und meinen Anweisungen folgen, und wenn Sie Zweifel haben, lächeln Sie und schweigen. Verstanden?«
»Jawohl, Sir.«
»Gut.« Thadro gab dem Gardisten ein Zeichen, und der öffnete die Tür. Dahinter befand sich nicht der Speisesaal, den ich erwartet hatte, sondern ein Salon. An einem Ende brannte ein Feuer in einem Kamin, über dessen Sims große Kränze aus Herbstgräsern mit eingeflochtenen Eichenblättern sowie Eicheln hingen und der von Weizengarben flankiert wurde.
Einige niedrige Tische zwischen den Sofas und Sesseln waren mit großen Kerzen in Arrangements aus bunten Kürbissen geschmückt. Die Vorhänge waren zurückgezogen. Das Licht der Kerzen fiel aus den Fenstern auf die Straße und erleuchtete kurz die Gesichter von Passanten, wenn sie staunend hochblickten, bevor sie weiter durch die kalte Nacht hasteten.
Im Salon selbst staunte jedoch niemand. Die königlichen Gäste wussten sehr genau, wer ich war und was sie davon zu halten hatten. Ich wurde an der Tür von einer Wand aus feindseligen Blicken empfangen und blieb wie angewurzelt stehen. Thadro dagegen trat ohne zu zögern unter die Leute. Tief Luft holend folgte ich dem Lordkommandeur. Wir bahnten uns den Weg vorbei an den Honoratioren der Stadt und den örtlichen Adeligen, die sich unter den Hochadel mischten, der Jusson nach Freston begleitet hatte. Einige Lords wiesen das dunkle Haar und den olivefarbenen Teint des Adels aus den Südlanden auf, andere die blonde Blässe der Menschen aus den Nördlichen Gemarkungen.
Frauen befanden sich allerdings keine unter den Gästen. Da Jusson unverheiratet war und offenbar die weibliche Verwandte, die in Iversly als königliche Gastgeberin fungierte, zu Hause gelassen hatte, hatte auch keiner der Gäste seine Frau, Tochter oder Schwester mitgebracht. Und das
Weitere Kostenlose Bücher