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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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zwischen Chause und Flavan.« Mit einem scharfen Knall schüttelte er den Wappenrock aus, und ich sah den Greif auf der Brust sowie die Leutnantsinsignien auf der Schulter. Ich fuhr mir mit dem Finger in den Kragen, zupfte daran und schluckte schwer.
    »Also«, meinte Jusson. »Meine Adligen neigen dazu, untereinander zu heiraten, stimmt’s?« Er wartete keine Antwort ab. »Von allen Häusern, Hase, bist du nur mir untergeordnet. Es wird Zeit, dass du lernst, was es heißt, mein Thronerbe zu sein. Und du wirst es lernen.« Der König zeigte mir wieder sein rasiermesserscharfes Lächeln. »Um mit deinen Worten zu sprechen … Sic!«

4
     
    Da Jusson mir offenbar zutraute, ich könnte einfach davonlaufen, übergab er Jeff, Arlis und mich seinem Haushofmeister. Der höchste Diener des Königs sah noch genauso aus wie damals, als ich ihn im Palast von Iversly zum ersten Mal gesehen hatte: klein, dünn und mit einem dichten weißen Haarschopf auf dem runden Kopf. Mit vollkommen ausdruckslosem Gesicht nahm er uns in seine Obhut und scheuchte uns mit einer Verbeugung aus dem Arbeitszimmer des Königs. Beim Weggehen hörte ich, wie Jusson Friedenshüterin Chadde einlud, sich einen sauberen Stuhl zu nehmen und ihm etwas über den verbrecherischen Oberschließer zu erzählen.
    »Menck ist ein Verwandter von Bürgermeister Gawell, Euer Majestät«, erwiderte Chadde ungerührt. »Wir hatten auch schon früher mit ihm und seinen Leuten Probleme. Diesmal jedoch …«
    Dann schloss sich die Tür zum Arbeitszimmer.
    Der Haushofmeister führte uns die Treppe zu einem Schlafgemach im ersten Stock hinauf. Darin standen eine Art Himmelbett mit vier Pfosten, ein hoher breiter Garderobenschrank, ein kleiner Tisch mit Stühlen und ein Waschbassin mit Spiegel. Das alles wurde von einem knisternden Feuer in dem steinernen Kamin und einer Fülle brennender Kerzen beleuchtet. In Anbetracht der zahlreichen Adligen, die in die Stadt strömten, wunderte es mich, dass ein solch geräumiges Gemach nicht längst vergeben war. Dann fiel mein Blick auf die drei Wannen in der Mitte des Raumes, und sämtliche Gedanken an neue Posten, unsichtbare Hände und einfallende Adlige lösten sich in Wohlgefallen auf.
    »Bäder«, stieß Jeff andächtig hervor. »Die wir nicht einmal selbst einlassen müssen!«
    Wir beobachteten gierig, wie Lakaien heißes Wasser aus Kupferkannen in die Wannen gossen, während ein anderer Bediensteter duftende Kräuter hinzugab. Weitere Diener standen mit Handtüchern, Seife und langstieligen Bürsten bereit. Eine Person von eindrucksvollem Aussehen hatte neben einem hochlehnigen Stuhl Aufstellung bezogen, in den Händen ein Tablett mit Rasierklingen, Kämmen, Scheren und anderen Instrumenten, was ihn als Barbier auswies.
    Der Haushofmeister lächelte trocken. »Wenn Mylords und Sirs ihre Kleidung ablegen würden?«
    Bevor wir auch nur das erste Band lösen konnten, umschwärmten uns die Diener, zogen uns aus und verfrachteten uns in die Wannen. Daraufhin machten sich die Lakaien mit Seife und Bürste ans Werk.
    »He, pass auf, wohin du das … Au!«, rief Jeff.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, bat der Diener, ohne im Schrubben innezuhalten.
    »Da schwimmen tote Fliegen in meinem Wasser«, bemerkte Arlis, als er in die Wanne blickte.
    Ich sagte nichts, abgelenkt von dem roten Glühen auf meiner Haut. Aber meine verknoteten Muskeln begannen sich zu lockern. Ich glitt so tief in die Wanne wie möglich und ließ mich von der Hitze umfangen. Durch den Dampf beobachtete ich, wie die Bediensteten in dem Gemach herumhuschten, Unterwäsche, Hemden und Winterhosen bereitlegten, unsere Stiefel polierten (ein Diener säuberte meine geradezu ehrfürchtig – immerhin waren es Habbs, für die Stadt) und Bündel öffneten, die sich als zwei weitere Uniformen der Königlichen Garde entpuppten, allerdings ohne Offiziersabzeichen. Der Barbier wendete inzwischen mit Zangen die heißen Handtücher, entkorkte ein Flakon und goss den Inhalt darüber. Das Aroma mischte sich in den Duft, der den Raum bereits erfüllte. Unterschied sich schon das Arbeitszimmer des Königs vollkommen von dem Gefängnis, so war dies hier ein himmelweiter Unterschied zu meinem Leben als Bauernsohn, der zur Kavallerie gegangen war.
    Ich unterband den Versuch eines Bediensteten, mich zu schrubben, indem ich ihm die Bürste abnahm und diese Aufgabe selbst erledigte. Daraufhin widmete er sich meinem Haar, löste den Zopf und machte Anstalten, die Feder herauszunehmen.

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