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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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uns nur zu gern unter die Nase rieben, falls wir ihnen nicht aus dem Weg gehen konnten.
    Doch beide Ortschaften, Freston und Cosdale, wurden von Gresh im Südwesten überschattet. Gresh war eine richtige Stadt, die sich am Knotenpunkt von sechs Handelsrouten ausbreitete, von denen eine der Banson war, der durch ganz Iversterre bis zum Meer floss. Der Handelsverkehr sammelte sich in Gresh, um von dort auf Flussbooten bis zu der Königlichen Stadt Iversly und ihrem Hafen zu segeln. Das erlaubte Gresh, sich als Tor zur Zivilisation zu bezeichnen.
    Was Freston wahrlich nicht war. Die befestigten Herrenhäuser, Siedlungen und kleinen Dörfer der Lords der Gemarkungen waren über den ganzen Norden verstreut, doch die einzige nennenswerte Ansiedlung hinter uns war die Garnisonsstadt Veldecke an der Grenze zwischen Iversterre und den Grenzlanden. Freston war wahrhaftig die letzte echte Stadt in der nördlichen Wildnis.
    Die Gebäude in Freston spiegelten die Bescheidenheit der Stadt wider. Selbst die Villen der bessergestellten Bürger waren winzig im Vergleich zu den geräumigen Anwesen in Iversly, die sich manchmal über einen ganzen Straßenblock zogen. Andererseits mussten die Bürger von Freston ihre Häuser im Winter heizen, anders als die Einwohner der Königlichen Stadt, für die offene Räume, Innenhöfe und hohe Decken bedeuteten, etwas Kühlung im heißfeuchten Klima der Stadt zu finden.
    Das Gefängnis war in etwa nach den gleichen Richtlinien erbaut wie die anderen Gebäude. Es lag versteckt in einer kleinen Gasse, die vom Hauptplatz abging, und das Innere des schmalen Steinhauses entsprach dem Äußeren. Was allerdings keineswegs eine gemütliche Atmosphäre erzeugte. Stattdessen wirkte es wie alle anderen Gefängnisse: kalt, feucht und elend.
    Die Gefängniswachen glichen ihren Kollegen woanders in allen Belangen. Nachdem sie des altbewährten Spielchens »Schlagt eure Gefangenen grün und blau« überdrüssig waren, nahmen sie Jeff, Arlis und mir unsere Umhänge, Schwerter, Waffengehänge, Messer, Stiefel und Geldbörsen ab. Meinen Eschenholzstab ließen sie mir allerdings. Sie machten sich über ihn lustig, als tauge er nur zum Verfeuern. Ich stand jetzt an der rückwärtigen Wand einer der beiden einfachen Zellen, während ich mich einerseits auf die blauen Flecken und Beulen konzentrierte, die unter den Fetzen meiner Kleidung aufblühten, und andererseits auf meinen Atem, der im flackernden Licht der Fackeln Wolken bildete. Dem Geruch nach zu urteilen, hatte man sie in Talg getaucht; ihr Aroma bereicherte die ohnehin bereits mannigfachen Düfte in der winzigen Zelle und schienen sich den Platz mit dem streitig machen, was auch immer in dem fauligen Stroh auf dem Boden raschelte.
    Ich hörte Schritte von Stiefeln auf der Steintreppe, die zu den Zellen führte. Im selben Moment läuteten die Kirchenglocken die späte Stunde ein. Ich machte mir nicht die Mühe hochzusehen. Ich kannte die Sergeanten, die man schickte, um Soldaten aus dem Gefängnis zu holen, und wäre fast lieber geblieben, wo ich war. Obwohl es schlimmere Befreier hätte geben können. Hauptmann Suiden hätte auch persönlich auftauchen können. Bei diesem Gedanken fröstelte mich.
    »Hier sind sie, Euer Gnaden, gesund und munter«, sagte der Oberschließer Menck. Ein Schlüssel klapperte im Schloss, und mit einem rostigen Quietschen der Angeln öffnete sich die Zellentür.
    Ohne den Kopf zu heben, sah ich, wie Jeff und Arlis, die sich gegenseitig wärmten und mir und jedem Floh, der es wagte, in ihre Richtung zu hüpfen, böse Blicke zuwarfen, Haltung annahmen. Also ein Sergeant. Ich unterdrückte einen Seufzer, hob den Kopf – und sprang meinerseits auf, um Haltung anzunehmen, als ich dem Blick des Lordkommandeurs begegnete.
    Er war ein großer, breitschultriger Mann, der genauso aussah, wie ein Kommandeur der Königlichen Armee und Königlichen Leibgarde aussehen sollte. Lordkommandeur Thadros blaugraue Augen blickten frostig. Hinter ihm drückten sich einige Leibgardisten herum. Die Federn auf ihren Helmen berührten beinahe die Decke, und die Greife auf ihren Wappenröcken schienen im Fackellicht zu schimmern. Thadro warf einen Blick auf unsere Prellungen und Jeffs geschwollenes Auge, bevor er sich an den Oberschließer wandte. »Freilassen.«
    Der Schließer schob die Hände in seinen Gürtel und grinste jovial. »Das kann ich nicht einfach so auf Ihr Geheiß hin tun, Euer Gnaden. Gegen die Männer liegen ernsthafte Anschuldigungen

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