Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
Steinhagel prasselte auf die Schilde, und mehrere Steine zischten zwischen ihnen hindurch. Ich sah, wie Leute mit Mistgabeln, Sensen und Fackeln bewaffnet zu dem Mob stießen. Doch bevor Thadro seinen Leuten den Befehl zum Angriff geben konnte, ertönte Hufgeklapper. Eine Abteilung Kavallerie ritt hinter der Menge auf den Platz, und die Männer bearbeiteten die Köpfe des Mobs mit der flachen Seite ihrer Säbel. Einige Reiter lösten sich aus der Abteilung und ritten auf uns zu, angeführt von einem Mann mit großen Federn auf seinem Hut. Ich erhaschte einen Blick auf silbrig glänzende Augen, bevor der Mann und seine Gefährten ihre Pferde wendeten und eine Barrikade zwischen uns und dem Mob bildeten. Im selben Moment flogen die Türen des Rathauses auf, und die Hüterin des Königlichen Friedens rannte die Stufen herunter. Die Wache hatte am Fuß der Treppe gewartet, nahm jetzt Haltung an und folgte der Frau. Friedenshüterin Chadde ignorierte sie, als sie zu uns lief.
Lordkommandeur Thadro gab dem Pferd vor ihm einen Klaps auf den Hals. »Zur Seite!«
Silbrige Augen blickten auf uns herab, dann lächelte der Mann, grüßte elegant mit dem Schwert und lenkte sein Pferd zur Seite. Thadro hatte sein Schwert gezückt, als er nach vorn trat, wo Friedenshüterin Chadde ihm Gesellschaft leistete. Ich wollte zu ihnen gehen, aber Jeff hielt mich erneut fest.
»Nicht. Du bringst nur alle wieder gegen dich auf.«
Er hatte recht. Trotz der Anwesenheit der Reiter, des Lordkommandeurs und der Hüterin des Königlichen Friedens flog ein Stein aus der hinteren Reihe des Mobs in unsere Richtung und landete vor Chaddes Füßen. Die Friedenshüterin blickte darauf hinab und hob den Kopf. »Das habe ich gesehen, Danel.«
Ich blinzelte. Ich kannte Danel, den Postillion vom Hirschsprung. Ich spähte zwischen Thadro und Chadde hindurch und hätte ihn fast nicht erkannt, so hassverzerrt war seine Miene.
»Er hat sie auf den Hexer geworfen, Chadde!«, rief Albe, bevor Danny antworten konnte. Der Mob knurrte drohend, als sich seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete.
»Wer? Hase?«, erkundigte sich Chadde. »Hase ist kein Hexer. Er war gestern Nacht bei der Abendandacht, wo er recht häufig anzutreffen ist. Außerdem besucht er auch die Morgen- und Mittagsandacht, soweit seine Pflichten es erlauben.« Sie lächelte den Schmied an. »Das wüsstest du, Albe, wenn du genauso oft in die Kirche gehen würdest wie ins Kupferschwein.«
Selbst im nachlassenden Tageslicht konnte ich sehen, wie Albes Gesicht rot anlief. Er schaute sich finster um, als jemand hinter ihm kicherte.
»Obwohl ich nicht weiß, ob du dazu noch in der Lage sein wirst, sobald Seine Gnaden, der Bürgermeister, sieht, was hier auf diesem Platz vor sich geht«, fuhr Chadde fort, und der Blick ihrer grauen Augen wurde härter. »Es gibt Gesetze gegen Aufwiegelung und die vorsätzliche Zerstörung von Stadteigentum. So wie auch der König Gesetze erlassen hat, die Ermordung seiner Verwandten, Offiziere und Agenten betreffend.«
Es war schwer zu sagen, was mehr wog, die Androhung der Königlichen Justiz oder des Zorns des Bürgermeisters. Vielleicht lag es auch nur daran, dass die Leute allmählich die Bewaffneten und Berittenen in ihrer Mitte wahrnahmen. Plötzlich hörte man das Klappern von Steinen, während Albe seinen Hammer leicht verdutzt anstarrte, als würde er sich fragen, wie um alles in der Welt er in seine Hände gekommen war. Er schob ihn in seinen Gürtel und ging schleunigst davon, wie ein Mann, dem gerade eingefallen war, dass er noch etwas Dringendes zu erledigen hatte. Andere dachten offenbar ebenfalls an liegengebliebene Aufgaben und verschwanden hastig. Fackeln wurden im Brunnen auf dem Platz gelöscht, Mistgabeln und Sensen gesenkt.
»Das war ja recht aufregend«, bemerkte der Berittene mit dem federgeschmückten Hut. Er sah auf uns herab und verbeugte sich im Sattel. »Lord Beol lan von Fellmark, Mylords und edle Herren. Wir kamen gerade von einem Ausflug auf das Land zurück und sind zufällig auf Sie gestoßen.« Er hob den Kopf, betrachtete den fast leeren Platz, bemerkte die Pflastersteinbrocken, die soliden Prügel, Ketten und sogar eine lange Stange aus geschmiedetem Eisen auf dem Boden. »Und das war gut so.«
Thadro seufzte, während er sein Schwert in die Scheide schob. »Ja, das war sehr gut.« Auf seinen Wink hin schoben die Gardisten ihre Schwerter ebenfalls in die Scheiden und traten erneut hinter Jeff, Arlis und mich. Thadro
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