Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
bis auf Laurel. Er zog die Brauen zusammen und ging zum Fenster. Als ein zweiter Schrei ertönte, sahen wir alle auf. Es hatte wie Jeffs Stimme geklungen. Ein dritter, erstickter Schrei ertönte, dann hörten wir Hufgetrappel auf dem Lehmboden. Während wir abgelenkt waren, sprang Helto erneut auf und ließ ein Büschel Haare in Chaddes Hand zurück. Er drängte sich an mir und Thadro vorbei zur Tür. Ich schnappte nach ihm und erwischte seinen Ärmel. Helto konnte sich jedoch losreißen. Wyln schwang herum und zielte mit der Armbrust auf Heltos Rücken. Der Wirt rutschte aber in einer Bierpfütze aus und ging in die Knie. Der Bolzen zischte über ihn hinweg und landete im Türrahmen. Helto rappelte sich hoch, riss die Tür auf und floh nach draußen.
Wyln schnappte sich den Bolzen aus meinem Gürtel, lud ihn und zielte erneut, aber Thadro drückt die Armbrust nach oben, und der Bolzen landete im Freien. »Wenn Ihr ihn draußen erschießt, wo alle es sehen können, gibt es einen Aufstand«, meinte der Lordkommandeur.
»Und was wäre passiert, wenn dieser schwanzlose Hund von einem Meuchelmörder mich erschossen hätte?« Wyln riss Thadro die Armbrust aus der Hand.
»Darüber können wir später debattieren«, schlug Thadro vor, während er Helto folgte. »Ihr und der Faena bleiben hier.«
Ich hatte nicht auf Thadro gewartet und war bereits aus der Tür. Helto rannte durch den Flur zur Rückseite der Taverne. Dabei hämmerte er an verschiedene Türen und brüllte aus voller Kehle etwas von Magischen und Mördern. Ich verfolgte ihn und hätte ihn mit meinen längeren Beinen leicht eingeholt. Doch kurz bevor ich die Privatgemächer erreichte, flog eine Tür auf, und ein Haufen Leute strömte heraus und versperrte den Flur. Ich prallte gegen sie, wurde zurückgeworfen und versuchte, um sie herumzukommen. Aber einer von ihnen nahm mich in einen Schwitzkasten, was der Umarmung eines Bären gleichkam. Ich konnte mich nicht befreien, also rammte ich ihm meine Handwurzel auf die Nase und gleichzeitig den Absatz auf seine Zehen. Er brüllte vor Schmerz, aber statt mich loszulassen, wurde ich gegen die Wand geschleudert, und zwar so fest, dass ich Sterne sah, als mein Kopf auf das Holz prallte.
»Nun seht Euch den mörderischen Magischen an, den ich soeben gefangen habe«, sagte eine mir wohlbekannte Stimme.
Ich blinzelte und erkannte das bösartig grinsende Gesicht von Lord Ranulf. Neben ihm stand Lord Beollan, dessen Augen silbrig in dem dämmrigen Flur schimmerten.
19
»Wie zur Hölle hätte ich wissen sollen, dass er jemanden verfolgte, den Sie fangen wollten?«, fragte Ranulf, dessen gute Laune über seinen »Fang« verschwunden war. »Ich habe gehört, wie jemand ›Mörder‹ schrie, und als ich heraustrat, sah ich diesen magischen Jungen mit seinen schwebenden Kugeln über den Flur rennen. Also habe ich ihn aufgehalten.«
Helto und Bram waren entkommen. Offenbar waren etliche der Wirtshausschläger mehr als nur mittägliche Säufer. Eine Gruppe von ihnen hatte sich an die Stallungen herangeschlichen, wo sie demonstrierten, wie wirkungsvoll eine Meute von mit Langstäben und Prügeln Bewaffneten gegen zwei Männer mit Schwertern sein konnte. Sie hatten Jeff und Arlis überwältigt und Bram befreit, der sofort auf Thadros Pferd geflüchtet war. Dann hatten sie die beiden Gardisten in eine Stallbox gesperrt und waren in den umliegenden Wäldern verschwunden.
Und Helto war auf meinem Pferd einige Augenblicke später davongeritten.
Ich hörte auf, meinen schmerzenden Kopf zu massieren, und sah den Lord von Bainswyr an. »Die Hölle hole Sie und Ihre Mutter«, sagte ich und betonte jede Silbe.
Ranulfs finstere Miene verschwand und machte einem Ausdruck von Wut Platz. Seine dunkelbraunen Augen schienen rot zu glühen, als er Anstalten machte, sich auf mich zu stürzen. Ich fletschte ebenfalls die Zähne und stieß mich vom Stuhl hoch. Dabei ignorierte ich meinen Schädel, der sich anfühlte, als wäre er gespalten worden und würde gleich herunterfallen.
»Das reicht.« Thadro drückte mich auf den Stuhl zurück, während Beollan Ranulfs Arm festhielt.
»Ich würde meinen, dass es genug Leute gibt, die uns Schaden zufügen wollen, auch ohne dass wir es selbst tun«, meinte Laurel, der Jeffs und Arlis’ Wunden behandelte. Als er unsere Gesichter sah, zuckte er nur mit den Schultern. »Das ist natürlich nur meine Meinung.«
Ich zuckte ebenfalls mit den Schultern und fuhr zusammen, als ich mich um die viel
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