Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
hinauswerfen können. Aber während der Scheußliche seine besondere Art von Charme in der Kaserne recht freizügig versprühte, benahm er sich in der Stadt weit umsichtiger. Aufgrund der Verbindungen des Hauses von Dru zum Thron drückte der Garnisonskommandeur bei Slevoics Attacken gegen seine Kameraden ein Auge zu; aber Kommandeur Ebner hatte sehr klare Vorstellungen vom Verhalten seiner Soldaten denen gegenüber, die sie beschützen sollten.
»Ebner hätte Slevoic wie eine Festtagsgans geschlachtet, wenn er sich den Städtern gegenüber schlecht benommen hätte«, meinte ich.
»Oh, wenn ibn Dru nach Freston kam, war er ganz Güte und Licht«, erwiderte Chadde. »Aber er hatte Interessen außerhalb der Stadt, Interessen, die sich offenbar auf diese Taverne konzentrierten.« Chadde riss an Heltos Haar. »Interessen, die etwas mit Schmuggel zu tun hatten.«
Es wurde still im Raum. Wyln trat hinter dem Tresen hervor, als ich den Tisch zur Seite zog und dabei Heltos Ärmel abriss, weil der Tisch auf dem verschütteten Bier wegrutschte. Dabei sah ich, dass es dem Wirt gelungen war, ein drittes Messer zu zücken, ein kleineres Stiefelmesser. Laurel schlug es ihm grollend aus der Hand, und es landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden. Wir drängten uns um den Wirt, und Wyln zielte mit der Armbrust auf die Brust des Mannes. Helto zuckte zusammen.
»Einige lernen es nie«, bemerkte Thadro. Er hob das Messer auf und trat in den Kreis, den wir um den Wirt gebildet hatten. »Sie haben Freunde ermordet, Helto, Freunde, deren Geister Hase seit Wochen folgen und die auf Gerechtigkeit warten.«
»Das habe ich auch gehört«, meinte Chadde, die Heltos Haar immer noch festhielt.
»Geister und Schmuggel?« Helto versuchte zu grinsen, aber es misslang ihm. »Das ist ein bisschen weit hergeholt. Ich gebe zu, dass einige meiner Gäste in Dinge verwickelt sein mögen, die vielleicht nicht ganz legal sind, aber das ist alles recht unbedeutend und auf diesen Ort beschränkt …«
Chadde riss seufzend erneut an Heltos Haar. »Helto, Helto, Helto. Nachrichten fließen den Banson hinauf, so wie Güter hinabschwimmen. Neuigkeiten über Pelze, Häute, Elfenbein und andere Körperteile der Grenzlande-Bewohner, die nicht nur am Sitz des Patriarchen gefunden wurden, sondern im ganzen Königreich. Allein in Iversly war ein ganzes Lagerhaus voll davon. Neuigkeiten, wie Dru den Schmugglerring benutzt hat, um Teram ibn Flavans Rebellion gegen das Haus Iver zu finanzieren. Oder davon, wie der Friedensvertrag gebrochen wurde und das Königreich kurz vor einem weiteren Krieg gegen die Grenzlande stand.«
Heltos Gurgel zuckte, als er schluckte. »Ich habe das auch gehört. Aber damit hatte weder ich noch einer aus dem Kupferschwein …«
Chadde zog seinen Kopf erneut zurück. »Aber ja, Helto. Slevoic ibn Dru hat mit Menck in diesem Schankraum gesessen, und plötzlich stolziert Menck mit einem Paar eleganter Stiefel aus einem Leder umher, das ich noch nie gesehen habe. Kurz nachdem Elaf das Tal verlassen hat und Sie die Taverne übernahmen, wurden Slevoic und Menck in Ihre Privatgemächer eingeladen, rauchten Zigarren und tranken Branntwein aus Ihrem persönlichen Vorrat. Und Sie selbst sind plötzlich stolzer Besitzer eines Messers mit einem eleganten Griff aus Knochen.«
Helto leckte sich die Lippen und starrte Chadde an.
»Und ebenso plötzlich gehen Leute in Freston ein und aus, nachdem die Tore des Nachts geschlossen worden sind, Banditen haben neue Schwerter und Pferde, die Frau eines Ratsältesten eine neue goldene Halskette, und schwerbepackte Menschen ziehen über entlegene Bergpfade, wenn die Bergpatrouille gerade zufällig woanders beschäftigt ist.«
Ich hob hastig den Kopf und sah Chadde an. Hatte sie meine alte Truppe auch verdächtigt? Doch Chadde war ausschließlich auf Helto konzentriert.
»Dann kommt plötzlich die Kunde, dass der Schmugglerring aufgeflogen ist, eine Rebellion niedergeschlagen wurde, das Haus Dru enteignet und sowohl Slevoic als auch sein Verwandter Lord Gherat von Dru auf der Flucht sind. Ebenso plötzlich verschwinden Mencks neue Stiefel und Ihr schönes Messer. Als dann gleichzeitig bekannt wird, dass Slevoic gestorben und der König mit seinem Hof hierher unterwegs ist, leiht sich Menck, der reitet wie ein Kartoffelsack, ein Pferd, um hierherzueilen, und wird erneut in Ihren privaten Schlupfwinkel geführt.«
Draußen ertönte ein leiser Schrei, aber wir konzentrierten uns weiter auf Helto. Alle,
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