Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)
Faena Platz hatte, und lehnte sich an meinen Stuhl, die Armbrust in der Hand. Sein Blick richtete sich wieder auf die Schauspielertruppe, die sich erneut an der Tür zusammendrängte. Jeder versuchte, sich hinter den anderen zu verstecken.
Wyln lächelte sie freundlich an. »Euer Meister hat Euch im Stich gelassen?«
Gwynned, die mutiger war als die anderen, antwortete. »Es scheint so, Mylord. Rodolfo und Rosea sind verschwunden.« Ihre Mundwinkel senkten sich. »Mit unserer Kasse.«
»Ja«, murrte eine der anderen Frauen. »Dieses Flittchen hat sie gestohlen.«
»Nein, das brauchte sie nicht«, widersprach eine andere. »Sie hat nur ihre Knöchel gezeigt, und Meister Rolly ist fast über seine Zunge gefallen, so sehr hat er sich beeilt, sie ihr zu bringen.«
»Da war er nicht der Einzige«, schoss die Erste zurück und warf einem der männlichen Gaukler einen bissigen Blick zu. Der Mann errötete vor Verlegenheit.
Meine Wangen erhitzten sich ebenfalls ein wenig, als ich mich an meine Reaktion auf besagte Knöchel erinnerte. Dann dämmerte mir, was die Schauspielerin eben gesagt hatte. »Was meinen Sie mit ›über seine Zunge gefallen‹?« Ich unterbrach Laurels Behandlung kurz. »Ist sie nicht Rodolfos Schwester?«
Die Truppe vergaß Wyln einen Moment, als alle meine Frage vehement verneinten. Gwynedd schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen. »Nein, das ist sie nicht. Rodolfo ist mein Bruder. Rosea ist seine Frau.«
Jeff, Arlis und ich erstarrten. »Seine Frau«, sagte ich schließlich. Laurel schob mir eine Tasse in die Hand, die ich leerte, ohne auch nur das Geringste zu schmecken.
Chadde war dabei gewesen, die restlichen Papiere zu sichten, doch bei Gwynedds Enthüllung blickte sie hoch. »Seine Frau?«, wiederholte die Friedenshüterin. »Warum hat er sie dann als seine Schwester …« Sie unterbrach sich, und ihr Blick zuckte kurz zu mir. Ich errötete noch mehr.
»Weil es einfacher ist, Fische zu fangen, wenn sie den Haken im Köder nicht sehen!«, stieß Gwynedd hervor. Dann seufzte sie. »Verzeihen Sie, Messirs, Madame. Aber nachdem Rolly und ich die Truppe gegründet hatten, verbrachten wir Jahre auf der Straße und haben an Orten gespielt, wo selbst der Teufel nicht hingehen würde, und vor einem Publikum, das ebenso begeistert applaudieren wie mit faulem Gemüse werfen konnte. Wenn wir Glück hatten.«
»Das Los eines Schauspielers ist hart«, murmelte Wyln.
»Allerdings, Mylord. Aber schließlich ging es mit uns bergauf, und wir spielten an besseren Orten, vor einem besseren Publikum. Dann traf Rolly Rosea.«
»Wo?«, mischte sich Ranulf überraschend ein.
»In einem Dorf nördlich von hier«, antwortete Gwynedd und deutete vage mit der Hand nach Norden. »Wir waren nur ein oder zwei Tage da, aber das genügte ihr, um ihre Krallen in ihn zu schlagen. Ich hatte mich kaum versehen, da gehörte ihr alles, was einst unser gewesen war, und ich hatte nichts mehr zu melden.« Sie sah mich an, dann Laurel und Wyln. Ihre Augen waren hart wie Kiesel. »Glauben Sie mir, ich hätte mich davor gehütet, ausgerechnet dieses alberne Stück mitten in einer Stadt aufzuführen, in der es von Magischen nur so wimmelt? Aber sie wollte es, damit sie in der Titelrolle glänzen konnte. Dachte sie jedenfalls.«
Ich erinnerte mich an die Börse, die der Herold auf der Bühne hatte fallen lassen, und die harten Schritte, mit der die Zofe auf die Bühne gestapft war. Rosea hatte sich sicher alle Mühe gegeben zu glänzen. Nach dem Grinsen auf den Gesichtern der anderen Schauspieler zu urteilen, hatten sie sich offenbar ebenso sehr ins Zeug gelegt, um das zu sabotieren.
»Von wimmeln kann man wohl schwerlich sprechen«, erwiderte Wyln, der immer noch an meinem Stuhl lehnte. »Es sind nur Laurel, Hase, ich selbst und ein paar flatterhafte Feen. Aber Ihr sagtet, Eure Kasse wäre verschwunden. Fehlt noch etwas?«
»Wir haben unsere Requisiten, die Kostüme und unser Textbuch«, versicherte Gwynedd. »Bedauerlicherweise wollen unsere Gläubiger Lady Alys’ Perücke nicht in Zahlung nehmen.« Sie verzog spöttisch die Lippen. »Ihr hättet nicht zufällig Interesse daran, eine Schauspielertruppe zu unterstützen, Mylord?«
»Vielleicht schon«, erwiderte Wyln.
Es wurde totenstill im Raum. Selbst das Feuer schien vor Staunen das Knistern vergessen zu haben. Laurel war gerade dabei, mir noch mehr Tee einzuflößen, hielt jedoch inne und sah mich an. Dann blickten wir beide zu dem Zauberer. Ich musste
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