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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Briefe. Über die Stadt verstreute Leichenteile. Es war wie eine Schnitzeljagd für Psychopathen. Mit einem halb geistesgestörten, serienmörderbesessenen Polizisten, der sich gerade von seiner Sucht erholte, Hinweisen nachzujagen war keine gute Idee. Das war ihr klar. Andererseits, je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto mehr Zeit hatte sie, ihn zur Mitwirkung an ihrem Buch zu überreden.
    »Also gut«, sagte sie.
    »Ich möchte, dass Sie mir unterwegs alles über die Leiche in dem Haus erzählen, was Ihnen noch einfällt«, sagte Archie.
    Susan bog in eine Seitenstraße ab, damit sie wenden und nach Westen fahren konnten. »Ich habe mir das Haar purpurn gefärbt«, sagte sie.
    Sie glaubte, Archie lächeln zu sehen. »Hab ich bemerkt«, sagte er.

_ 28 _
    Eine wachsende Menschenmenge drückte gegen die Polizeiabsperrung im Rosengarten. Es gab jede Menge Mikrofone und Notizbücher – Henry hatte zwölf Fahrzeuge von Nachrichtenmedien auf dem Weg den Hügel herauf gezählt aber größtenteils waren es einfach Schaulustige.
    Portland schien dieser Tage in zwei Gruppen von Menschen zu zerfallen – solche, die möglichst weit weg sein wollten von Gretchens Tatorten, und solche, die sich am liebsten an ihren Leichen gescheuert hätten.
    Henry stellte seinen Wagen ab, stieg aus und duckte sich unter dem Absperrband hindurch. »Whatley«, rief er einem rothaarigen Streifenbeamten zu. »Schaffen Sie die Leute hier fort.«
    Whatley blickte hilflos auf die Menschenmenge.
    »Verlegen Sie die Absperrung«, sagte Henry. »Setzen Sie Pfefferspray ein, wenn es sein muss.«
    Claire wartete am Eingang zum Park auf ihn und führte ihn zum Tatort. Sie trug ein T-Shirt mit dem Bild des Staates Alaska darauf. Henrys dritte Frau hatte es ihm gekauft. Sie hatten sich rasch anziehen müssen, als der Anruf wegen des Mords in der Psychiatrie gekommen war. Das T-Shirt reichte Claire fast bis auf die Knie. Sie hatte es auf einer Seite nach oben gerafft, damit sie ihre Waffe zusammen mit einer roten Sonnenbrille am Gürtel befestigen konnte.
    »Wie geht es ihm?«, fragte sie.
    »Er wird eine Weile bei mir wohnen«, sagte Henry.
    »Dann sollte ich also keine Strumpfhose in der Dusche hängen lassen?«, fragte Claire.
    »Du trägst keine Strumpfhosen«, sagte Henry.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Aber es klingt witzig.«
    Sie bogen um eine Hecke, und Henry konnte eine Gruppe von Polizisten um ein Paar herumstehen sehen, das auf einer Bank saß.
    Henry steckte sich einen Kaugummi in den Mund und streifte sich Latexhandschuhe über. »Was liegt vor?«, fragte er Claire.
    Sie gingen um die Bank herum. Die anderen Polizisten traten zurück. »Darf ich vorstellen: Mr. und Mrs. Unbekannt«, sagte Claire.
    Henry nahm die grausige Szene in sich auf. Die Leichen waren offenbar begraben gewesen. Sie waren praktisch in Leichen wachs mumifiziert, ein Zeichen dafür, dass sie an einem feuchten Ort gewesen waren, wahrscheinlich luftdicht eingeschlossen und so vor Bakterien geschützt. Die Gesichtszüge waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt, die offenen Münder ließen braune Zähne sehen. Das war gut. Sie würden möglicherweise über zahnärztliche Aufzeichnungen identifiziert werden können.
    »Das ist natürlich nicht die Kleidung, in der sie gestorben sind«, fuhr Claire fort. »Ich habe die Etiketten überprüft und in den Taschen nachgesehen. Nichts. Aber ich habe das hier gefunden.« Sie hielt einen Beweismittelbeutel mit einem winzigen Plastikfaden darin in die Höhe. »Es ist eins dieser Plastikdinger, an denen Preisschilder befestigt sind.«
    »Plastikdinger?«, sagte Henry.
    »Es ist vermutlich nicht der offizielle Name«, sagte Claire. »Aber sie werden in Billigläden häufig zur Befestigung von Preisschildchen benutzt. Deshalb schicke ich ein paar Mannschaften in die größeren Läden, um zu sehen, ob ihnen von diesen hübschen Sachen etwas bekannt vorkommt.«
    »Sie hat ihnen Kleidung gekauft und sie angezogen, damit es länger dauert, bis sie entdeckt werden?«, sagte Henry. Es ergab keinen Sinn. Der Geruch musste die Leichen ziemlich rasch verraten.
    Claire sah auf die Leichen hinunter. Sie kaute nicht Kaugummi. Henry hatte sie immer dafür bewundert. Sie besaß einen stählernen Magen. »Denkst du, sie stehen auf der Opferliste?«, sagte sie.
    Gretchen hatte viele Morde gestanden, aber sie hatte noch mehr begangen. Und die Task Force führte eine Liste von Personen, die während ihres zehnjährigen mörderischen Treibens verschwunden

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