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Gretchen

Titel: Gretchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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werden Sie nicht abgewiesen werden.«
    Archie machte mit der Schublade für die Hemden weiter. »Ich muss nicht hier sein«, sagte er. »Es geht mir gut. Ich bin von den Medikamenten weg.«
    »Sie sind auf anderen Medikamenten«, sagte Rosenberg.
    Archie ließ einen Stapel Hosen in die Tasche fallen. »Wenn ich hierbleibe, wird sie einen anderen Weg hier herein finden. Und sie wird jemand anderen töten. Ich habe Courtenay gerettet. Also hat sie das Mädchen getötet. Sie haben mir geholfen, Sarah. Ich mag Sie. Gretchen wird das inzwischen mit Sicherheit herausgefunden haben.«
    Rosenberg versagte die Stimme. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will sagen, Gretchen wird sich Sie vornehmen, wenn ich hierbleibe.«
    Rosenberg erbleichte. »Ich habe Kinder.«
    »Ich weiß«, sagte Archie.
    »Es gibt ein ambulantes Programm«, sagte Rosenberg. »Sie kommen zu Sitzungen. Für eine Woche etwa. Sie müssen Ihren Internisten und Hepatologen weiter aufsuchen.« Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie selbst nicht glauben, was sie da tat. »Sie dürfen keinen Kontakt mit ihr haben.«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist«, sagte Archie.
    Rosenberg beugte sich vor. »Es ist leicht, kein Vicodin zu nehmen, wenn es keines gibt«, sagte sie. »Aber wenn Sie ein paar Pillen vor sich liegen hätten, was würden Sie tun?« Sie ließ den Satz eine Minute zwischen ihnen stehen, dann stand sie auf. »Ich muss ein paar Formulare ausfüllen«, sagte sie. Sie hielt inne, und Archie glaubte, einen Anflug von Angst unter ihrer professionellen Haltung zu entdecken. »All dieses Töten – es ist noch lange nicht vorbei, oder?«
    Archie setzte sich in den Plastikstuhl am Fenster. Er spürte das Handy in seiner Hosentasche vibrieren. »Es fängt gerade erst an.«

_ 25 _
    Carol Littleton ging seit vierzig Jahren an drei Vormittagen in der Woche in den Rosengarten Portlands. Sie hatte ihren Mann dort geheiratet. Er hatte zu den Royal Rosarians gehört. Sie war die Rosenkönigin 1939 gewesen. Die beiden hatten ein Haus gekauft, das direkt an den Garten angrenzte, und bis Carols Mann vor zehn Jahren gestorben war, waren sie regelmäßig über die gepflasterten Wege spaziert, an den niedrigen Steinmauern vorbei, durch die Rosenbögen und an den langen Reihen Rosenbüschen mit ihren kräftig riechenden Blüten entlang.
    Während des vergangenen Jahrzehnts hatte sie immer ein bestimmtes Ziel im Garten gehabt – Neville Chamberlain. Alle Mitglieder der Royal Rosarians wurden unter der von ihnen gewählten Rosensorte, ihrer »Namensvetterrose«, zum Ritter geschlagen, und Neville Chamberlain war die Rose ihres Gatten gewesen.
    Es gab Regeln, was die Verteilung von Asche verstorbener Angehöriger im Rosengarten anging. Carol verstand das. Solche Dinge nahmen leicht überhand, und wer wollte bei einem Besuch in einem Rosengarten schon verkohlte Reste von Menschen in der Deckerde sehen?
    Es gab Regeln.
    Aber man konnte sie umgehen.
    Carol verteilte ihren Mann seit 1997 teelöffelweise im Garten.
    Um acht Uhr morgens waren nie viele Leute im Garten, deshalb war sie überrascht, das junge Paar auf der Bank mit Blick auf die Stadt sitzen zu sehen. Es war eine hübsche Bank. Der Rosengarten lag auf einem Hügel, und von der Bank hatte man einen schönen Blick auf die City und den Mount Hood dahinter. Carol und ihr Mann waren oft auf genau dieser Bank gesessen.
    Sie ging den Pfad entlang auf sie zu, die Hand an dem verschließbaren Plastikbeutel mit Asche in ihrer Tasche. Sie war noch rund fünfzehn Meter entfernt, als der Gestank sie traf.
    Ihr Geruchssinn war nicht mehr allzu gut. Zu viele Lucky Strikes in ihrer Jugend. Deshalb mochte sie die Rosen – sie gehörten zu den wenigen Blumen, die aromatisch genug rochen, damit Carol sie wahrnahm.
    Dieser Gestank war so grauenhaft, als würde er sie anschreien. Sie wusste nicht, wie das Paar auf der Bank ihn aushielt. Es roch, als wäre etwas gestorben. Ein Waschbär vielleicht oder ein Eichhörnchen.
    Als sie noch näher kam, holte sie ein Taschentuch hervor und hielt es sich vor die Nase.
    »Du lieber Himmel«, sprach sie das Paar an, »das riecht ja wie der Teufel, nicht wahr?«
    Die beiden waren mit langen Mänteln und Hüten bekleidet – zu warm für tagsüber, aber nicht ausgeschlossen, bevor die Sonne herauskam. Die Sommernächte in Portland waren immer noch kühl. Aber jetzt war die Sonne herausgekommen, und Carol konnte deutlich erkennen, dass das Paar keine Mäntel zum Warmhalten brauchte.
    Das junge

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