Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
Königs sowie Adlige, die auf der Suche nach einem Fechtlehrer für ihre Kinder sind. Der Eindruck, den du auf sie machst, kann nicht gut genug sein. Und dazu gehört eine tadellose Ausrüstung.“ Seine Stimme wurde ernst. „Ian, deine Zeitin Greystone ist schon zur Hälfte vorbei! Du musst deine Zukunft planen, schließlich kannst du nicht für immer bei uns bleiben. Die Schwertkampfprüfung ist die ideale Gelegenheit, mögliche Dienstherren auf dich aufmerksam zu machen.“ Er nahm die zwei Schwerter aus der Truhe. „Das ist wichtiger als das Training meiner Schwester.“
„Soll ich gehen, Jake?“, fragte Joanna.
„Nein, bleib. Du kannst trotzdem etwas lernen.“ Sie gingen zurück in die Waffenhalle und Jake erklärte: „Die meisten Zuschauer haben genauso viel Ahnung vom Schwertkampf wie Joanna – nämlich keine. Sie lassen sich von Äußerlichkeiten blenden und achten nicht auf die wichtigen Details.“
Joanna schnitt eine Grimasse, während Ian gebannt zuhörte.
„Der Waffengürtel zählt zu den unwichtigen Dingen, beeinflusst aber den Gesamteindruck und erhöht deine Chancen, eine Anstellung zu finden. Viel interessanter ist dein Schwert, Kenner achten hierauf zuerst. Darum müssen wir das Schwert finden, das am besten zu dir passt. Und dabei wird uns Joanna helfen.“ Er reichte Ian das erste Schwert. Es war lang und die Klinge war mit aufwändigen Mustern verziert. „Das ist eine Waffe aus der berühmten Schmiede von Soren.“
Ian nahm die Waffe entgegen und führte ein paar Schwünge aus.
Jake hatte ebenfalls sein Schwert gezogen und die beiden Männer begannen einen Kampf, den der Earl nach kurzer Zeit abbrach. „Was meinst du Joanna, welchen Eindruck macht das Schwert in Ians Hand auf dich?“
„Ich weiß nicht.“ Unsicher sah sie ihren Bruder an. „Du hast selbst gesagt, ich hätte keine Ahnung. Warum ist meine Meinung dann erforderlich?“
„Hat dir Ian in all euren Übungsstunden nie etwas darüber erzählt, wie wichtig es ist, seinen Gegner so gut wie möglich einzuschätzen?“
Joanna nickte. Sie erinnerte sich noch sehr genau an das Gespräch mit Ian.
„Und zu diesen Überlegungen gehört es, das Schwert deines Widersachers in Augenschein zu nehmen. Denn dein Gegner ist nur so gut, wie die Waffe, die er führt.“ Mit einem Seitenblick auf Ian fügte er an: „Und sollte es sich bei der Waffe um einen alten Besen handeln, kann man davon ausgehen, dass dieser bricht, wenn man ihn lange genug starken Schlägen aussetzt.“
Joanna atmete scharf ein. „Ich denke, ich habe verstanden, was du sagen willst.“
„Dann schau jetzt genauer hin.“ Er winkte Ian zu, der ihn mit undurchdringlicher Miene anstarrte. Nach einigen Minuten brach Jake den Kampf wieder ab. „Nun, würdest du Ian raten, dieses Schwert weiterhin zu benutzen?“
„Nein“, antwortete sie. „Wie soll ich es erklären? Mein erster Eindruck war, dass es aussieht, als würde er eine Stricknadel in der Hand halten.“
„Richtig, dieses Schwert ist nichts für ihn. Es ist zu filigran und zu lang. Mit dieser Waffe kann er nur den Bruchteil seiner Kraft ausnutzen.“ Jake lächelte anerkennend. „Gut gemacht, Schwesterchen. Ian, ich denke, du bist auch nicht glücklich mit dieser Waffe.“
Ian nickte. „Ich habe das Gefühl, sie ist so leicht, dass sie mir aus der Hand fällt.“
„Ein genauer Treffer von mir auf die Schwertspitze, und das würde passieren“, erklärte Jake. „Probieren wir das zweite.“
Ian nahm das Schwert entgegen und kaum hielt er es in der Hand, rief Joanna: „Der Griff ist zu kurz.“
Stolz sah Jake sie an. „Dieses Schwert können wir wirklich gleich beiseitelegen. Auch hier wäre ein kräftiger Hieb ausreichend, damit es Ian aus den Fingern rutscht.“ Er reichte Ian das Schwert, welches er ihm im Krankenzimmer gegeben hatte. „Es bleibt doch bei diesem, auch wenn es nicht perfekt für dich ist.“
„Was ist falsch an diesem Schwert?“, wollte Joanna wissen.
„Es ist ebenfalls zu leicht.“
Verwundert betrachtete sie die Waffe. „Aber es ist viel massiver als das erste.“
„Ja, aber für Ian könnte es noch schwerer sein. Nicht viel, damit es seine Schnelligkeit nicht herabsetzt, aber mehr, um seine Stärke bestmöglich einbringen zu können.“ Er klopfte Ian auf die Schulter. „Spätestens wenn du Greystone verlässt, wirst du das richtige Schwert haben, versprochen.“
Schlecht gelaunt schloss Ian an diesem Abend die Tür der Waffenhalle hinter sich und
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