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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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Der Rittmeister verlas die Aufgaben, die die einzelnen Reiter ausführen mussten. Jedes Mal, wenn Ian an der Reihe war, konnte sie kaum hinsehen. Doch alles verlief ohne Zwischenfälle. Natürlich war es offensichtlich, dass er der schlechteste Reiter der Gruppe war, aber dafür, dass er vor vier Monaten zum ersten Mal auf einem Pferd gesessen hatte, hielt er sich tapfer. Joanna freute sich für ihn, dass er seine Angst vor Pferden in den Griff bekommen hatte. Als seine Prüfung beendet war, lief sie zum Stall, wo Ian gerade das Pferd an den nächsten Reiter übergab.
    Lächelnd kam er auf sie zu. „Das wäre überstanden. Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich bin.“
    Sie strahlte zurück. „Diesen Erfolg feiern wir heute Abend!“ Sie nahm seine Hände. „Du warst toll.“
    „Dankeschön.“ Sein Blick war für einen Moment so intensiv, dass Joanna ihm kaum standhalten konnte. Doch dann lachte er. „Ich weiß nicht warum, aber auf einmal verspüre ich furchtbaren Hunger. Wenn du auch Lust auf ein zweites Frühstück hast, schlage ich den direkten Weg in die Küche vor.“
    „Da hätte ich absolut nichts dagegen. Jetzt, wo du fertig bist, hat diese Reitprüfung sehr an Spannung verloren.“
    Bester Laune gingen sie gemeinsam zurück zur Burg.
     
    Am Abend fand sich Joanna erneut in der Situation, Ian zu beobachten. Diesmal tanzte er unter den Augen der Prüfungskommission die vorgeschriebenen Gesellschaftstänze. Doch jetzt war sie nicht mehr nervös, sondern ungeduldig – sie wollte selbst mit Ian tanzen! Das hatte sie viel zu lange nicht mehr getan. Hoffentlich kam ihr keine andere Lady dazwischen. Sie ließ ihren Blick über die anwesenden Gäste schweifen. Ihrem Eindruck nach sahen viel zu viele Damen Ian nach. Doch das war ihnen auch nicht zu verdenken. Die Kleidung, die er sich von Jake geliehen hatte, war schmal geschnitten. Seine breiten Schultern und die kräftigen Oberarme kamen darin besonders gut zur Geltung. Joanna stellte fest, dass sie der Gedanke, Ian könnte mit anderen Frauen tanzen, eifersüchtig machte. Um sich abzulenken, besorgte sie zwei Becher Wein. Als der letzte Takt der Musik verklungen war, wollte sie schon zu ihm stürmen, da trat Jake vor und begann seine Begrüßungsrede. Sie unterdrückte ein Stöhnen. Sie wollte endlich zu Ian, jetzt musste sie an ihrem Platz stehenbleiben, um ihrem Bruder zuzuhören. Dass sie seine Reden nach all den Jahren auswendig kannte, verstärkte ihren Unmut nur noch. Nach schier endlosen Minuten fand Jake die Abschlussworte, und Beifall erklang. Joanna hielt nichts mehr. Durch die Menge der Gäste bahnte sie sich ihren Weg zu Ian. „Geschafft“, begrüßte sie ihn. „Lass uns anstoßen, bevor der Wein noch wärmer wird.“
    „Auf was trinken wir?“, fragte er und nahm ihr einen Becher ab.
    „Auf eine äußerst erfolgreiche Prüfungswoche, auf ein sehr anstrengendes halbes Jahr, das hinter uns liegt, auf eine grandiose Schwertprüfung morgen, auf wunderschöne Winterferien und natürlich darauf, dass du deinem Traum einen großen Schritt näher gekommen bist. Habe ich etwas vergessen?“
    „Auf dich – ohne deine Unterstützung und deine Freundschaft wäre ich nie so weit gekommen.“
    Gegen ihren Willen errötete Joanna. „Du hättest das auch alles ohne mich geschafft“, wehrte sie ab.
    „Nein.“ Er ergriff ihre Hand und sah sie ernst an. „Joanna, ich … du bist ein sehr wichtiger Mensch für mich geworden. Vom ersten Tag an hast du an mich geglaubt und mir geholfen, wenn ich nicht mehr weiter wusste. Was ich dir schon sehr lange sagen wollte, ist ...“
    Er stockte und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Joanna lief ein Prickeln über den Rücken. Wollte er ihr mitteilen, dass sie für ihn zu einer zweiten Schwester geworden war oder …? Sie blickte in seine Augen und ihr Herzschlag setzte aus, als sie die Hoffnung erkannte, die darin lag. War es möglich, dass er drauf und dran war, auszusprechen, was sie selbst seit Wochen fühlte? „Rede weiter“, flüsterte sie atemlos. Er lächelte sie an und drückte fest ihre Hand. Und in diesem Moment verlor alles um sie herum an Bedeutung – die Gäste, die Prüfung, die Zeit. Das Einzige, was noch zählte, war Ian. Gebannt schaute sie ihn an und wartete auf seine Antwort.
    „Meine Kleidung steht dir wirklich gut.“ Jake war zu ihnen getreten und betrachtete Ian anerkennend.
    Joanna stöhnte. Eine unpassendere Gelegenheit hätte sich ihr Bruder nicht aussuchen

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