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Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)

Titel: Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Graham
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Herausfordernd streckte sie ihm ihre Hand entgegen und hielt die Luft an, wie er reagieren würde.
    Diesmal war es definitiv ein Lächeln, das seinen Mund umspielte. Er verbeugte sich, bevor er sie zum ersten Mal ansprach: „Es wäre mir eine Ehre, Lady Joanna.“ Er bot ihr seinen Arm und sie ergriff ihn. Obwohl sie den Weg zum Gasthof schweigend zurücklegten, war Joanna guter Dinge. Ihr wortkarger Gefährte besaß Sinn für Humor.
    Im Schankraum der Alten Brücke erwartete sie schon Lord Greystone. „Da hat sich euer Ausflug doch gelohnt.“ Wohlwollend ließ er seinen Blick über Ian gleiten. „Ich habe das Essen bereits bestellt, damit wir nicht zu viel Zeit verlieren.“
    Kaum hatten sie Platz genommen, brachte die Wirtin ihnen Platten mit Fleisch, Gemüse und geräuchertem Aal. Joanna wollte fragen, mit wie vielen Gästen ihr Bruder noch rechnete, als ihr Ians Appetit vom Vorabend einfiel. Damit er in Ruhe essen konnte, erkundigte sie sich ausführlich bei ihrem Bruder über dessen Erledigungen. Ab und zu warf sie einen Blick zu Ian hinüber, der sich redlich bemühte, zügig und dennoch gesittet zu essen. Ihr Bruder berichtete gerade von einem jungen Prinzen aus dem Südland, den er im Marktkontor kennengelernt hatte, als Ian sein Besteck zur Seite legte. Alle Platten waren leer. Joanna lächelte. Die Köchin in Greystone würde ihre helle Freude an ihm haben. Auf jeden Fall musste man sich beeilen, wenn man mit Ian zusammen aß und nicht selbst hungrig bleiben wollte.
    Kurz darauf verließen sie den Gasthof und stiegen in die Kutsche ein, die bereits vor der Tür wartete. Nach wenigen Minuten hörte man aus Ians Richtung ein gleichmäßiges Atmen und Joanna war sich sicher, dass er nun wirklich schlief.
     

4
 
    Am frühen Abend passierten sie das Dorf Greystone. Umgeben von Weiden und Feldern lag die Siedlung wie eine Insel im dunklen Wald. Die Kutsche folgte weiter der großen Handelsstraße nach Westen, entlang dem Verlauf eines Flusses, bis der Weg eine leichte Biegung machte. Auf einer Lichtung erhob sich Burg Greystone – ein quadratischer, zweistöckiger Bau mit vier runden Ecktürmen und zahlreichen Nebengebäuden. Die Granitsteine, die der Burg zu ihrem Namen verholfen hatten, glänzten in der untergehenden Sonne. Eine Mauer schloss den weitläufigen Besitz ein und grenzte ihn gegen den dichten Forst ab.
    Die Kutsche fuhr durch das bewachte Haupttor und hielt auf dem Platz vor dem Hauptgebäude. Diener eilten herbei, um ihrer Herrschaft beim Aussteigen behilflich zu sein. Mit unverhohlener Neugier betrachteten sie Ian, der als Letzter die Kutsche verließ.
    Der Earl lächelte Ian an. „Willkommen auf Greystone. Ich bin Jake.“ Er streckte ihm seine Hand entgegen, die der junge Mann vollkommen erstaunt ergriff.
    Joanna zog die Augenbrauen hoch. Es war selten, dass ihr Bruder jemandem anbot, ihn beim Vornamen zu nennen – schon gar nicht in aller Öffentlichkeit. Vermutlich wollte er Ian durch diese Geste das Einleben erleichtern und sein Ansehen bei den Bediensteten heben. Denn trotz seiner neuen Kleidung wirkte er immer noch nicht wie ein Adliger. Auf ein Zeichen Jakes begannen die Diener die Kutsche zu entladen. „Ich werde Ian zu seinem Zimmer bringen“, schlug Joanna ihrem Bruder vor. „Du willst wahrscheinlich so rasch wie möglich an deinen Schreibtisch?“
    „Es käme mir sehr entgegen, wenn ich vor dem Abendessen die angekommenen Briefe durchsehen könnte“, antwortete Jake. „Ist Lord Lionsbridge anwesend?“, erkundigte er sich bei einem der Diener.
    „Nein, Mylord, aber er wollte rechtzeitig zum Essen zurück sein“, erwiderte der Angesprochene.
    „Gut.“ Jake wandte sich wieder an sie. „Wir sehen uns bei Tisch.“
    Joanna nickte und bedeutete dann Ian, ihr zu folgen, der sich ihr wortlos anschloss. „Die Zimmer der Studenten liegen im Erdgeschoss“, erklärte sie ihm, als sie die Burg betraten und nach links in einen langen Gang einbogen. „Sie sind alle ähnlich, aber von diesem“, sie blieben vor einer Tür stehen, „hat man die schönste Sicht auf das Gebirge.“ Ein Kammerdiener, der ihnen in respektvollem Abstand nachgekommen war, öffnete die Tür und Joanna zog Ian zum Fenster. „Gefällt dir der Ausblick?“ Er nickte und ihr fiel ein, dass er vermutlich niemals zuvor einen eigenen Raum besessen hatte, und ihm die Aussicht daher ziemlich egal war. Eilig sprach sie weiter: „Du möchtest sicherlich vor dem Abendessen baden. Ich hole dich später ab.“

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