Greystone Saga: Mit Schwert und Feder: 1 (German Edition)
nur zu viert sein.“
„Zu viert?“, fragte Ian.
Joanna blieb vor einer mit Metallbeschlägen verzierten Tür stehen. „Galad of Lionsbridge, Jakes Freund und Rechtsberater, isst mit uns. Er unterrichtet auch Politik und Literatur in der Akademie. Du musst dir keine Sorgen machen, Galad ist nett. Ich schätze ihn sehr und freue mich ihn wiederzusehen.“ Sie öffnete die Tür und sie betraten die Halle.
Ian sah sich um. Im hinteren Teil des großen Raumes saßen die Dienerschaft und die Männer der Burgwache. Mehrere Tische in der Mitte waren nicht gedeckt und vermutlich den Studentinnen und Studenten vorbehalten. Quer zu den anderen Tischen stand an der rechten Seite der Halle eine prunkvolle Tafel – der Platz für die Herrschaft der Burg. Im Gegensatz zu den anderen Tischen war dieser mit Lehnstühlen ausgestattet, und nicht mit Bänken.
Jake hatte dort bereits Platz genommen. Nun erhob er sich und kam auf sie zu. Bei Ians Anblick pfiff er anerkennend. „Du bist kaum wiederzuerkennen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, Ronen steht vor mir.“
Ian blickte zu Boden. Es störte ihn nicht, wie Ronen auszusehen. Das Problem war, dass alle ihn mit seinem Bruder vergleichen würden. Und dabei konnte er nur verlieren. Hinter ihnen öffnete sich die Tür und ein großer, blonder Mann in ihrem Alter trat ein. Er hatte blaue Augen und trug seine lockigen Haare offen. Das musste Galad sein. Galad ging zuerst auf Joanna zu, nahm ihre Hand und führte sie elegant zum Mund, bevor er die junge Frau umarmte und sich schließlich Jake zuwandte. Auch diesen begrüßte er mit einem Handschlag und einer Umarmung. Er musste wirklich ein guter Freund der beiden sein, dachte Ian, wenn er sie auf eine solch vertraute Art willkommen hieß. Plötzlich fühlte er sich fremd und ausgeschlossen. Mittlerweile hatte Galad ihn wahrgenommen und hob fragend eine Augenbraue in Richtung Jake.
„Galad, das ist Ian, der jüngere Sohn des Barons of Darkwood“, erklärte der Earl. „Ian, das ist Galad of Lionsbridge.“
Galad nickte Ian zu, dann sah er Jake an: „Ich wusste nicht, dass ihr einen Gast von eurer Reise mitbringt.“
„Ian ist kein Gast“, beeilte sich Jake seinem Freund zu erklären. „Er wird bis zum Beginn des Ausbildungsjahres hier leben und dann Student sein.“ Als er Galads kühlen Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er hinzu: „Das Ganze hat sich überraschend ergeben.“
„Klingt interessant“, antwortete Galad. Und fast unfreundlich wollte er von Ian wissen: „Ich habe deinen Namen noch nie gehört. An welcher Schule wurdest du unterrichtet und wann hast du am Königshof logiert?“
„Bitte, Galad, lass uns das nach dem Essen besprechen“, unterbrach ihn Jake und wies zu dem Tisch an der Stirnseite der Halle. „Wir sollten nun Platz nehmen.“
Sie setzten sich und unwillkürlich fühlte sich Joanna an den gestrigen Abend erinnert. Ian hatte sich wieder in sich zurückgezogen und starrte auf seinen Teller. Aber das war kein Wunder, denn Galad benahm sich unmöglich. So hatte sie ihn noch nie erlebt! Mit abweisendem Gesichtsausdruck saß er da und betrachtete Ian geradezu feindselig. Sie ließ die Schultern sinken. Eben hatte es so ausgesehen, als ob Ian Vertrauen zu ihr fasste und Galad zerstörte nun alles. Missbilligend sah sie den jungen Lehrer an, woraufhin dieser nur mit den Achseln zuckte und ein Gespräch mit ihrem Bruder begann.
Joanna schielte zu Ian hinüber. Der tat, als bemerke er Galads kühles Verhalten nicht und konzentrierte sich auf sein Essen, das wieder in großen Mengen in seinem Mund verschwand, was ihm den nächsten verächtlichen Blick von Galad einbrachte. Da sie im Moment nichts ausrichten konnte, wandte sich Joanna ebenfalls ihrem Abendessen zu und lauschte der Unterhaltung zwischen Galad und Jake. Sie hatten das Mahl beinahe beendet, als aus Ians Richtung auffällig gleichmäßige Atemzüge erklangen. Verwundert sahen sie zu ihm. Seine Augen waren zugefallen.
„Da habt ihr ja einen vielversprechenden Studenten“, sagte Galad und verzog spöttisch die Mundwinkel.
„Galad, sag am besten gar nichts mehr!“, rief Joanna.
Versöhnlich hob der junge Lehrer die Hände. „Soll ich einen Diener rufen, der ihn weckt und in sein Zimmer begleitet?“
„Das wäre peinlich für Ian“, erwiderte Jake. „Ich übernehme es selbst.“
Galads Blick verfinsterte sich. „Meine Hilfe brauchst du dabei nicht, oder?“
„Joanna geht mit. Sobald wir ihn im Bett haben,
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