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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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verpassten Mahlzeiten. Ich bestellte etwas zu essen und einen weiteren Kaffee, und dachte über Gwen nach. Ihre Präsenz im Grau war kaum der Rede wert; sie verursachte nur wenige Wellen und hatte auch keine echte Wirkung auf mich. War es das, wovon Carlos gesprochen hatte? Würde Cameron dasselbe Schicksal ereilen? Würde auch er zu einem unbedeutenden Schatten verkommen, zu einer Erinnerung, die nur noch ihr Dasein fristete, weil sie sich selbst noch nicht vergessen hatte?
    Ich seufzte. Zumindest war Gwen nicht so nutzlos, wie sie behauptet hatte. Sie war vielmehr ein gutes Beispiel dafür, was ein schlechter Mentor bedeuten konnte, und dafür, dass Edward die Gemeinschaft unnötigen Risiken aussetzte. Außerdem hatte sie Edwards Verbindung zu TPM bestätigt, als das Unternehmen noch in den Kinderschuhen steckte. Wie tief war er wohl jetzt noch darin verstrickt, und zu welchem Grad konnte er bestimmen, was mit dem Vermögen und der politischen Macht der Firma geschah? Ich hatte Angst vor der Antwort, auch wenn ich sie für meine Recherchen brauchte.
    Nach dem Essen verschwendete ich etwas Zeit mit einem untoten Gentleman in Fremond. Ich ließ ihn zwar mit einer Wut gegen Edward im Bauch zurück, aber mehr kam bei unserem Gespräch leider nicht heraus. Als ich ging, überkam mich ein altbekanntes und doch seltsames Gefühl der Unruhe; sie kroch heiß und kalt meinen Nacken empor. Ich gab mich den Empfindungen hin und merkte, wie sich die Welt um mich herum mit den Schatten des Grau füllte. Ich sah mich um.
    Alice stand unter der Tür, aus der ich gerade getreten war.
    »Fleißig bei der Arbeit?«
    »Fleißig genug«, antwortete ich und unterdrückte meinen Ekel, als mich ihre fiebrige Hitze und gleichzeitige Eiseskälte wie ein Blitz durchfuhr.
    Sie blickte mich düster an. »Das glaube ich nicht.« Ich spürte, wie sie ihren Einfluss auf mich verstärkte und ihre Stimme tiefer in mich eindrang. »Sie müssen direkter gegen ihn vorgehen. Sie sollten angreifen, und nicht wie eine Maus mal hier und mal da etwas anknabbern.«
    Ich wehrte mich innerlich gegen Alices Drängen und spürte, wie es von mir abfiel und in das Grau zwischen uns zurückkehrte. Da ich meine Erleichterung unterdrücken wollte, begann ich auf einmal heftig zu schwitzen und zu keuchen, als ob ich gerade einen Sprint hinter mich gebracht hätte.
    »Nein. Ich habe nicht vor, Edward direkt anzugreifen, und ich werde mich bestimmt nicht zur Zielscheibe machen, nur um Ihren Ehrgeiz zu befriedigen.«
    Alices rote Aura flackerte zornig auf. Sie ballte ihre krallenartigen Hände zu Fäusten. »Sie glauben wohl, mir trotzen zu können! Ich kann Sie mit einem Fingerschnippen ins Jenseits befördern!«
    Ich blieb regungslos stehen. »Und was hätten Sie davon, Alice? Sie würden Edwards Problem für ihn beseitigen, ohne dass er es merkt. Er wird sich Ihnen nicht erkenntlich zeigen. Solange ich hier bin, kann es eng für ihn werden. Und wenn Sie ihm den Garaus machen wollen, müssen Sie sich selbst die Finger schmutzig machen. Das ist Ihre Aufgabe. Wissen Sie noch? Wenn nicht alles nach Plan läuft, dann ist das garantiert nicht meine Schuld.«
    Sie beruhigte sich ein wenig. »Nehmen Sie den Mund nicht zu voll. Eines haben Edward und ich nämlich gemeinsam: wir verzeihen nicht so leicht.«
    »Das gehört auch nicht zu meinen Stärken. Von untoten Schlägern angegriffen zu werden oder meine Wohnung durchwühlt zu bekommen, trägt nicht dazu bei, meinen Arbeitseifer zu fördern.«
    Sie kniff die Augen zusammen und mir stockte der Atem. »Was? Nehmen Sie etwa an, dass ich etwas damit zu tun habe?« Sie lachte, und mir war, als ob Eissplitter meine Haut durchbohrten. »Sie sind die Mühe nicht wert.«
    »Dann war es vielleicht Edward. Wenn er von mir weiß, sind Sie als Nächste dran. Es ist also an der Zeit, dass Sie uns beiden den Rücken freihalten, wie Sie es versprochen haben. Oder Sie können Ihre Pläne gleich vergessen.«
    Alice starrte mich nachdenklich an.
    Ich atmete möglichst flach, um den Eisklumpen in meinem Hals nicht zu reizen. »Wenn Edward glaubt, ich sei die einzige Proolemquelle, wird er mich wie eine Fliege zerquetschen. Und das lässt Ihnen dann wenig Spielraum. Dessen sind Sie sich doch bewusst, nicht wahr? Wir sollten also zusammenarbeiten. Dann werden Sie auch Ihre Chance bekommen.«
    »Das will ich Ihnen auch geraten haben!« Mit diesen Worten glitt Alice in die Dunkelheit des Hauses zurück und verschwand.
    Es wäre noch

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