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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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nicht weiter. Endlich wandte er sich gelangweilt vom Mikrofon ab und machte Will Platz. Innerhalb kürzester Zeit war die Stimmung wieder deutlich besser.
    Nach einer Weile machte Will eine kurze Pause, bevor dann mein Kabinettschränkchen unter den Hammer kam. Außer mir war tatsächlich niemand an ihm interessiert und ich ersteigerte es für zwanzig Dollar.
    Gegen halb sieben war auch der letzte Gegenstand, eine riesige bronzene Schiffsschraube, verkauft, und die Auktion vorüber. Ich hatte mein Schränkchen sowie einen ziemlich abgewetzten Besucherstuhl erworben. Also schlenderte ich zu Michael hinüber, der immer noch an seinem Tisch saß, um bei ihm zu zahlen und ein paar Worte mit Will zu wechseln. Ein Mann in einem Regenmantel reihte sich hinter mir in die Schlange ein.
    Will war gerade an den Tisch getreten, als die Frau, die die Schachtel mit den Glasprismen ersteigert hatte, angerannt kam und sich zu ihm vordrängte.
    Ihre Stimme klang giftig. »Ich möchte Sie auf der Stelle sprechen, Mr Novak!«
    Michael nahm meine Bezahlung entgegen und schaute sie dann gelassen an. »Was gibt es denn?«
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Nicht mit Ihnen! Mit dem da!«, fuhr sie ihn an und deutete mit bebendem Zeigefinger auf Will.
    Will drehte sich zu ihr um, wobei der Tisch zwischen ihnen einen gewissen Sicherheitsabstand bot. »Gibt es ein Problem, Mrs Fell?«
    »Das wissen Sie ganz genau, Mr Novak! Ich wurde dazu genötigt, bei diesem Glas zu hoch zu bieten«, rief sie empört. »Und das ist Ihre Schuld! Sie haben mich dazu verleitet, das letzte Gebot abzugeben!«
    Der Mann im Regenmantel hinter mir versuchte, sich einzumischen. »Entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube, ich bin als Nächster an der Reihe …«
    Will sah ihn bittend an und wandte sich dann wieder der Frau zu. »Mrs Fell, es hat Sie niemand zum Bieten gezwungen. Sie wissen, dass es Teil meiner Aufgabe als Auktionator ist, den besten Preis für meinen Kunden zu erzielen. Und zögernde Bieter zu ermutigen, gehört einfach dazu. Wenn Sie das Gebot für zu hoch hielten, hätten Sie ja jederzeit aussteigen können. Und jetzt muss ich mich wirklich noch um andere Kunden kümmern –«
    »Ich wollte ja aussteigen, aber Sie haben mich hereingelegt! Sie haben mich verführt, und das wissen Sie auch!«
    Will wollte ihr gerade antworten, als sich erneut der Mann im Regenmantel einmischte. »Ich glaube, ich bin an der Reihe!«
    »Sir, ich weiß, dass Sie das sind, aber –«
    Auf einmal tauchte der zweite Auktionator hinter Will auf. Aus der Nähe wirkten seine breiten Schultern noch massiger und man sah einen deutlichen Bauchansatz. Er ging bestimmt schon auf die sechzig zu, wirkte aber jünger. Über seiner typisch irischen Nase funkelten dunkelgraue Augen und sein Mund wirkte verkniffen.
    Seine Stimme hatte die Langweile von vorhin ganz verloren. »Was ist hier los, Mr Novak?«
    Will breitete die Arme aus. »Ein kleines Missverständnis, Brandon. Mrs Fell hier ist unzufrieden mit ihrem Gebot –«

»Das höre ich.« Er sah zu dem Mann im Regenmantel hin, der sich schon wieder in Szene setzte.
    »Ich bin jetzt dran!«
    »Selbstverständlich, Sir. Mr Novak wird Ihnen sofort behilflich sein.«
    Brandon warf Will einen finsteren Blick zu und konzentrierte sich dann ganz auf Mrs Fell. Noch in der Bewegung zu ihr hin setzte er ein liebenswürdiges Lächeln auf und seine Stimme sank um eine halbe Oktave. Er beherrschte sein Handwerk anscheinend doch besser, als ich bisher gedacht hatte. Brandon trat um den Tisch, nahm die Frau beim Arm und führte sie in eine ruhige Ecke. »Hallo, Jean. Es ist immer schön, Sie zu sehen. Also, wie kann ich Ihnen helfen?« Er beugte sich zu ihr runter und sah sie betont ernst und besorgt an.
    Sie jammerte wie ein kleiner Welpe. »Ich … Ich finde, dass mich Mr Novak hereingelegt hat. Ich wollte gar nicht mehr bieten. Ich bin ganz aus der Fassung, es war wirklich unfair.« Sie bemerkte nicht, wie Brandon sie immer weiter von der Menge wegführte.
    Ungläubig schaute ich Will und Michael an. Die beiden zuckten nur mit den Schultern, und Will wandte sich an den Mann mit dem Regenmantel.
    Zwei weitere Kunden waren bedient worden, als Brandon wieder auftauchte. Mrs Fell war verschwunden. Er nahm Will am Arm, aber diesmal war sein Griff deutlich gröber als zuvor.
    Die beiden Männer traten nur ein paar Schritte beiseite und blieben ganz in meiner Nähe stehen. Als professionelle Lauscherin stellte ich natürlich meine Ohren

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