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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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ist etwas beunruhigend.«
    »Wirklich?«
    »Albert scheint an den Knien abgeschnitten zu sein. Er steht mit seinen Oberschenkeln auf dem Tisch. Sehen Sie das denn nicht?«
    »Nein. Mir erscheint er lange nicht so körperlich. Ich glaube, dass Sie ihn besser wahrnehmen können als andere. Sobald Sie sich mehr auf das Grau einlassen, werden Geister und andere Wesen für Sie deutlich greifbarere Körper haben. Sie werden sie sowohl dort als auch hier wahrnehmen. Wie zwei unvollständige, übereinander gelagerte Bilder. Je weiter Sie sich vom Grau entfernen, desto undeutlicher werden sie. Versuchen Sie es doch noch einmal. Diesmal halten Sie aber die Augen geöffnet, während Sie sich dem Grau nähern.«
    Mir war ein wenig schwindlig und ich fühlte mich ziemlich erschlagen. Trotzdem wollte ich es noch einmal probieren.
    Ich näherte mich also der mittlerweile fast vertrauten kalten Übelkeit des Grau und Albert erschien immer deutlicher vor meinen Augen. Die Details seiner Kleidung und seines Gesichts nahmen ein surreal klares Ausmaß an, während die gierige Nebelwolke, die ihn umgab, immer größer wurde. Ich begann zu zittern. Das Wohnzimmer der Danzigers bewegte sich und wurde dabei immer verschwommener, bis ich nur noch blasse goldene Schlieren in dem dichten, eiskalten Dunst erkennen konnte.
    Aus der Ferne drang Maras Stimme zu mir durch. »Sie sind hinein gerutscht. Es wäre besser, wenn Sie jetzt wieder zurückkommen.«
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Albert sich bewegte, und ich drehte mich zu ihm um. Mir wurde schwindlig. In diesem Meer aus Grau verlor ich vollkommen die Orientierung. Ich streckte einen Arm aus, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Seltsamerweise erinnerte ich mich gar nicht daran, aufgestanden zu sein. Ich wollte mich an Albert festhalten, aber meine Hände glitten durch ihn hindurch, und ein heftiger Schlag raste durch meinen Arm bis zu meinem Kopf hinauf. Ein grauenvoll chemischer Gestank stieg mir in die Nase. Heftig zuckte ich zurück.
    Albert sah seinen Arm an und warf mir einen verblüfften Blick zu. Dann bewegte er den Mund, ohne dass ich etwas hören konnte, und klopfte sanft auf den Nebel zwischen uns. Mara war inzwischen ganz verschwunden. Ich starrte das Gespenst mit weit aufgerissenen Augen an, da ich plötzlich Angst hatte, zu zwinkern.
    Er wollte mir zu verstehen geben, dass ich mich setzen sollte. Unentwegt wiederholte er die Mundbewegung, bis ich auf einmal begriff, was er vor mir wollte. Ich setzte mich. Nun bedeutete er mir, dass ich leise sein und die Augen schließen sollte. Ein kalter Stromschlag traf meine Schulter. Mein Magen verkrampfte sich.
    Aus weiter Ferne erklang wieder Maras Stimme. »Immer ruhig atmen und konzentrieren. Dann schieben Sie es von sich. Ruhig atmen …«
    Ihre Stimme wurde stärker und ich merkte, wie sich Gestank und Kälte langsam entfernten. Dann spürte ich einen kleinen Stoß …
    Ich hatte das Gefühl, von der Zimmerdecke auf das Sofa gefallen zu sein. Entsetzt rang ich nach Luft und öffnete die Augen.
    Mara sah ziemlich mitgenommen aus. Ihre Haare waren zerzaust und ihr Gesicht zeigte eine ungewöhnliche Blässe. »Das war etwas heftig. Geht es Ihnen gut?«
    Ich schluckte etwas Galle herunter und krächzte: »Hervorragend.« Dann musste ich noch einmal schlucken. »Glaube ich zumindest.«
    »Sie sehen ziemlich erschöpft aus.«
    Ich schüttelte das Grauen ab, das mich noch immer im Griff hatte. »Mir geht es gut.« Mühsam stand ich auf und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. »Aber jetzt muss ich leider los.«
    Mara sah mich durchdringend an. »Übernehmen Sie sich nicht. Und bitte seien Sie vorsichtig. Sie wissen jetzt, wie Sie hinein- und wieder herauskommen, aber Sie sind noch nicht stark oder gefestigt genug. Sie müssen noch viel üben.«
    Ich nickte und machte mich auf den Weg zur Haustür. »Ich weiß. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe nicht vor, mich freiwillig von irgendwelchen grauen Klippen zu stürzen.« Mir lief es beim Gedanken an das Grau erneut kalt den Rücken herunter und ich vermied es, Albert anzusehen.
    Mara begleitete mich zur Tür. Sie warf mir einen scharfen Blick zu. »Das sollten Sie auch nicht. Lastwagen geben nicht nach.«
    Ich lächelte sie freudlos an und versicherte ihr, dass ich vorsichtig sein würde. Dann machte ich mich innerlich fluchend auf den Weg.
    Das Eintauchen ins Grau rief eine Panik in mir hervor, die ich seit der Grundschule nicht mehr erlebt hatte. Ich musste dringend weg von

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