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Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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auf Empfang. Brandons Stimme hatte jeden Anflug von Charme oder Wärme verloren.
    Er knurrte Will an: »Streiten Sie sich nie wieder mit einem Kunden, Novak. Wofür bezahle ich Sie eigentlich? Und wenn ich Ihnen sage, dass Sie sich um einen Kunden kümmern sollen, dann tun Sie das auch! Sie sind nicht der Kunde. Und mein Partner sind Sie auch nicht. Sie sind ein Angestellter, und wenn ich Ihnen etwas befehle, dann haben Sie es gefälligst auch zu tun – und zwar ohne Wenn und Aber. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Will ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Wir haben eine Abmachung, Brandon –«
    »Diese Abmachung gilt nur, wenn ich mich daran halten möchte! Kapieren Sie das immer noch nicht?« Er funkelte Will böse an.
    Will antwortete nicht darauf. Ich sah, wie er sich innerlich zurückpfiff, während Brandon ihn weiterhin wütend anstarrte.
    »Doch, das tue ich.«
    »Gut.« Brandon drehte sich um und ging auf eine mondän aussehende Blondine zu, die zuvor jemand als die jüngere Mrs Ingstrom bezeichnet hatte. Als er zu ihr trat und sie Arm in Arm davon schlenderten, strahlte wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er hielt den Kopf seitlich zu ihr herabgebeugt und lachte immer wieder warm.
    Ich lehnte mich über den Tisch zu Will. »Der ist ja mit allen Wassern gewaschen.«
    Peinlich berührt zuckte er mit den Achseln. »Ich mache mich lieber wieder an die Arbeit. Wir können ja später miteinander reden.«
    Schon befand er sich wieder auf seinem Platz hinter dem Tisch. Das Lächeln, das er jedem seiner Kunden schenkte, wirkte offen und ehrlich, und ich verstand, warum die Leute William Novak mochten. Sie nahmen sich meist einen Moment Zeit, um einige Worte mit ihm zu wechseln, während sie bezahlten, und sie erwiderten stets sein Lächeln. Obwohl er inzwischen ziemlich staubig und schmutzig war, sah er noch gut aus. Seine Haare fielen ihm höchst malerisch in die Stirn, während er die ersteigerten Gegenstände und diverse Schachteln aus dem Lager holte.
    Michael und er waren ein gutes Team. Sie rissen Witze, lachten und wechselten sich am Computer und im Lager ab. Sie wirkten eher wie gute Freunde, nicht wie Vater und Sohn.
    Endlich hatten sie den letzten Kunden abgefertigt. Mikey kam von einem Botengang an den Tisch zurück und bot an, mir beim Transport des Schränkchens und des Stuhls behilflich zu sein.
    Will kam ihm zuvor. »Warum machst du nicht gleich mal die Abrechnung fertig, Michael? Ich helfe Harper und komme dann zurück, um Brandon und dir unter die Arme zu greifen. Einverstanden?«
    Michael schenkte uns einen belustigten Blick und wandte sich dann seinem Laptop zu. Will nahm das Schränkchen und ich den Stuhl. Er folgte mir zu meinem Wagen, wo wir die beiden Möbelstücke verstauten.
    Er sah sich auf dem mittlerweile beinahe leeren Parkplatz um. »Heute sieht es zumindest nicht so aus, als ob dich jemand überfallen oder überfahren will.«
    »Nette Abwechslung. Und übrigens vielen Dank, dass du mich Ann Ingstrom vorgestellt hast. Sie konnte sich an das Harmonium erinnern und will versuchen, den Namen des jetzigen Besitzers zu ermitteln. Ich könnte nur noch einen Schritt von dem verdammten Ding entfernt sein.«
    »Das wäre ja toll.« Er sah sich erneut um und errötete dann leicht. »Ich habe übrigens nachgedacht und wollte dich etwas fragen …«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Ja?«
    »Ich wollte dich fragen, ob … ob ich dich vielleicht zum Essen einladen darf.«
    »Heute?«, wollte ich wissen.
    »Ja, heute. Sobald ich hier fertig bin. Es sollte nicht mehr lange dauern.«
    Ich war ehrlich enttäuscht. »Das wäre wirklich wunderbar, aber ich kann leider nicht. Ich bin einer vermissten Person auf der Spur und da darf ich keinen Augenblick verschwenden. Aber vielleicht können wir es einfach verschieben?«
    »Heißt das, dass du mich anrufst, sobald du wieder Zeit hast?«
    »So bald wie möglich. Könntest du mir deine Nummer geben?« Ich fühlte mich fast wie ein Teenager.
    Er zog eine Visitenkarte heraus, kritzelte etwas auf die Rückseite und reichte sie mir. »Hinten steht meine Privatnummer. Ruf mich an, wenn du willst.«
    »Will ich.«
    »Nein, ich Will – du Harper«, sagte er und zwinkerte mir zu, ehe er sich umdrehte und zur Lagerhalle zurück lief.
    Das war doch mal was. Vielleicht fand Mr Novak mich sogar so sexy wie ich ihn. Erstmal blieb mir allerdings nichts anderes übrig als abzuwarten und Tee zu trinken. Aber er sah in Jeans und einem Pulli schon verdammt

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