Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
Vom Netzwerk:
großzügig geschnittenen, hohen Raum, der von einer Theke aus der Zeit der Jahrhundertwende beherrscht wurde, zu der auch die holzgeschnitzten Regale dahinter passten. Es war ziemlich leer. Von den drei Männern an der Bar stellte sich einer als der Barkeeper heraus. Ein paar Leute saßen an einem Tisch in einer Ecke und unterhielten sich mit den Männern an der Theke. Weiter hinten spielten einige Pool und zwei weitere Kerle sahen ihnen zu. Sie saßen auf Barhockern und machten sich über ihr Spiel lustig. Die Kneipe schien sich in den letzten hundert Jahren nicht verändert zu haben.
    Quinton fiel auf, dass ich mir alles genau ansah. »Ja, ich weiß, es ist ein Loch, aber es ist ganz gemütlich und ungefährlich. Und den Besitzer …«, er deutete auf den Barkeeper, »… stört es nicht, wenn Sie Ihre Schuhe ausziehen, solange Sie die Socken anbehalten. Was möchten Sie trinken?«
    »Ach, einfach das Gleiche wie Sie. Oh, und fragen Sie ihn doch bitte, ob er diesen Jungen hier schon einmal gesehen hat«, fügte ich noch hinzu und drückte ihm Camerons Foto in die Hand.
    Quinton kam mit zwei großen Gläsern Bier zurück. Er gab mir das Foto und meinte: »Noch nie gesehen.«
    »Vielen Dank. Sie haben mir übrigens noch nicht Ihre Rechnung geschickt«, erinnerte ich ihn.
    »Ich hatte bisher noch keine Zeit, sie zu schreiben. Am Montag bringe ich sie Ihnen gerne vorbei, versprochen. Aber falls Sie mich vorher schon brauchen sollten, habe ich auch einen Piepser.« Er reichte mir eine Visitenkarte mit seinem Vornamen und einer Nummer. »Wie wäre es übrigens, wenn wir uns duzen? Ist doch weniger formell.«
    »Gern.« Wir stießen miteinander an. »Spielst du eigentlich Pool?«, wollte er anschließend wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Noch nie probiert.«
    »Das ist doch kein Problem. Komm, ich zeige dir, wie es geht.«
    Er war kein besonders guter Lehrer und ich keine auffallend gute Schülerin. Wir hatten aber unseren Spaß dabei, indem wir uns möglichst blöd anstellten und die Kugeln überall hin schossen, nur nicht dorthin, wo sie hingehörten. Müde wie ich war, stieg mir das Bier schnell zu Kopf. Ich kicherte ziemlich viel und vergaß dabei ganz, mich mit Geistern und Ghulen zu beschäftigen. Zum Glück schienen auch sie mich vergessen zu haben.
    Ich konzentrierte mich auf einen unmöglichen Stoß. »Was machst du eigentlich, Quinton? Ich meine, außer einer holden Maid in Not zu helfen?«
    Er sah mir interessiert zu, wie ich meilenweit daneben schoss. »Ich mache so ziemlich alles. Ein Hans Dampf in allen Gassen. Ich habe einen Abschluss als Elektroingenieur, bin noch eine Weile an der Uni geblieben, habe irgendwann angefangen zu programmieren. Dann habe ich an Autos gearbeitet und hier und da rumgeschraubt, wo es sich eben gerade ergab.«
    »Also kein fester Job?«
    »Nein. Feste Jobs sind etwas für Sklaven. Es ist doch nur ein Tauschgeschäft – Dollars gegen Stunden. So etwas mag ich nicht, also mache ich es auch nicht.« Er beugte sich über den Pooltisch und schaffte es wieder nicht, eine Kugel einzulochen. »Es gibt immer jemanden, der irgendetwas auf die Schnelle braucht, und in der Hinsicht bin ich ein absoluter Experte.«
    Mir gelang es, eine Kugel zu versenken, wenn auch die Falsche. »Hört sich ja nicht ganz sauber an.«
    »Ach was, das ist alles legal. Ab und zu mal einen Projektvertrag und manchmal kann ein Auftrag auch etwas länger dauern. Aber ich lasse mich nicht zu einem Rädchen im Getriebe einer Firma machen.«
    Ich setzte mich auf einen Stuhl und nahm einen großen Schluck, während er drei Kugeln auf einmal einlochte.
    »Du bist also sozusagen ein freiberuflicher Troubleshooter?«
    Er legte nachdenklich den Kopf zur Seite und lächelte mich an. »Ja, so könnte man das wohl nennen. Ich kenne mich in vielen Bereichen ganz gut aus, weshalb ich manchmal bei kleinen, aber komplexen Problemen eher gefragt bin als jemand mit übertriebenem Spezialwissen. Man muss einfach flexibel sein.«
    »Ja, stimmt«, meinte ich. »Flexibilität kann nie schaden.«
    »Eben. Unbeweglichkeit bedeutet im Grunde den Tod. Hey, geht es dir gut? Du siehst so aus, als ob du gleich vom Stuhl kippen würdest!«
    »Ich glaube, das Bier ist mir ziemlich zu Kopf gestiegen. Außerdem bin ich müde. Es ist wohl besser, wenn ich jetzt nach Hause gehe.«
    »Okay.« Er nahm die Queues und stellte sie wieder in den Halter an der Wand. »Darf ich dich zu deinem Auto zurückbegleiten?«
    »Gerne.«
    Ich war froh, dass er

Weitere Kostenlose Bücher