Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Greywalker

Greywalker

Titel: Greywalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
Vom Netzwerk:
war, und endlich wieder ich selbst sein. ›Was zum Teufel machst du hier eigentlich?‹, dachte ich und versuchte, Cam auf mich aufmerksam zu machen. Aber er hat mich nicht gesehen. Am nächsten Tag rief ich ihn an und wir trafen uns. Ich habe mich bei ihm ausgeweint und er meinte, er würde mir helfen, den Typen loszuwerden.« Sie hielt inne und starrte auf den Tisch.
    In der Küche herrschte plötzlich drückende Stille.
    Ich wagte kaum zu atmen. »Hat Cameron Ihnen geholfen, dem Mann zu entkommen?«
    Ihr lief wohl ein kalter Schauder über den Rücken, denn sie schüttelte sich. »Ja, das hat er. Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat, aber eines Abends meinte der Typ, dass er mich nicht mehr sehen wolle und ich gehen könnte.« Chaos drehte sich in Sarahs Händen um und begann, ihr das Gesicht zu lecken. Die junge Frau schniefte und drückte das Frettchen an sich. Chaos küsste die Tränen fort, bis sie zu weinen aufhörte.
    »Er meinte, dass Sie gehen könnten? Wohnten Sie denn mit ihm zusammen? Das hört sich beinahe so an, als ob Sie seine Gefangene gewesen wären.«
    Sarah setzte das Frettchen auf dem Tisch ab und hielt sich an ihrem mittlerweile sicher kalten Kaffee fest. Sie schaffte noch immer nicht, mich anzusehen. Chaos erkannte seine Chance und stürzte sich auf die Milch. Hastig hob ich ihn hoch. Sarah räumte Milch und Zucker weg und brachte sie neben der Spüle in Sicherheit.
    »Das war ich in gewisser Weise auch. Zuerst habe ich nicht mit ihm zusammen gewohnt – zumindest nicht die ersten paar Nächte –, aber danach fing schon alles an, irgendwie seltsam und pervers zu werden. Wissen Sie, es fällt mir ziemlich schwer, mich an die Einzelheiten zu erinnern.« Sie kehrte mit einer Untertasse voll Wasser und einem Teller mit Keksen an den Tisch zurück. Die Untertasse stellte sie Chaos hin und mir reichte sie die Kekse. Dann setzte sie sich wieder, schlürfte ihren Kaffee, nahm sich einen Keks und verfütterte die Krümel an Chaos.
    »Haben Sie schon mal Die Geschichte der O gelesen?«, fragte sie.
    »Nein, noch nie«, gab ich zu. »Aber ich habe davon gehört.«
    Chaos war offenbar der Meinung, dass es nun Zeit für ein Schläfchen war, und sprang Sarah auf den Schoß. Diese streichelte seinen warmen, pelzigen Körper, während wir uns weiter unterhielten. Nach einer Weile schien das Frettchen sie wieder etwas zu beruhigen.
    »Manchmal fühlte ich mich wie die O, auch wenn es nicht ganz das Gleiche war. Es fällt mir wirklich schwer, mich an diese Zeit zu erinnern … Er hat mich jedenfalls oft gefesselt und mich dann den ganzen Tag nicht mehr losgebunden. Ich musste in einer Kiste schlafen … solche Sachen. Er war der Herr und ich seine Sklavin. Oder vielleicht war ich auch sein Spielzeug oder so. Es war beinahe wie in einem Film von Fellini. Ich war wahnsinnig erleichtert, als ich ihm endlich entkommen konnte, aber manchmal … manchmal fehlt es mir doch. Mein Gott, ich bin ziemlich kaputt, oder?«
    Sie hob den Kopf und lächelte mich unsicher an. Das war mehr, als ich erwartet hatte.
    Ich holte mein Notizbuch heraus. »Wie hieß der Mann denn?«
    »Wie er hieß? An seinen Nachnamen kann ich mich seltsamerweise nicht mehr erinnern. Vielleicht habe ich ihn auch nie erfahren. Mit Vornamen hieß er jedenfalls Edward. Mehr weiß ich nicht mehr.«
    »Hat er Ihnen Drogen verabreicht?«
    »Nein. Das ist ja das Komische. Er war absolut dagegen, dass ich Drogen nahm – noch nicht einmal Gras oder Aspirin. Nur manchmal gab es ein Glas Wein oder einen Tee. Vielleicht hat er ja etwas in den Tee getan? Ich habe jedenfalls keine Ahnung, warum die Einzelheiten so verschwommen sind. Wahrscheinlich will ich das Ganze nur so schnell wie möglich vergessen.«
    »Können Sie sich an irgendetwas erinnern, das mit Edward zu tun hat? Wo er wohnt oder welchen Beruf er hat? Wie er aussieht?«
    »Ich habe nie gewusst, was er beruflich macht. Er war einfach den ganzen Tag über weg und kam erst abends nach Hause – wenn überhaupt. Und dann sind diese Dinge passiert. Tagsüber schlief ich meistens. Es war in einer Wohnung im Zentrum, in einem dieser schicken Gebäude mit Pförtner in der Nähe des Paramount Theater.«
    »Können Sie sich noch an die genaue Adresse erinnern?«
    Sie nannte sie mir. »Aber ich vermute, dass die Wohnung von einer Firma gemietet wurde. Ich kann mich allerdings nicht mehr daran erinnern, warum ich das weiß … vielleicht hat Edward es mir gesagt.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist so

Weitere Kostenlose Bücher