Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Barschl vom Stopfer runter, und dem helf ich auf die wackeligen Beine. Mit einem einzigen Sprung ist der Barschl in der Höhe und packt mich am Krawattl.
»Eberhofer!«, knurrt er bedrohlich. »Eberhofer, ich warne Sie! Ich lass mich von niemandem zum Affen machen. Und von Ihnen am allerwenigsten.«
Ich nehm etwas Schwung und drück ihn mit Wucht in die nächste freie Ecke.
»Sie brauchen keinen, der Sie zum Affen macht, Barschl«, sag ich. »Das schaffen Sie wunderbar allein!«
Damit war unser Training dann auch schon am Ende. Und freilich war’s peinlich für den Barschl. Aber so ist es halt mal. Im Grunde genommen hat er es nicht anders verdient.Weil er halt ein unglaubliches Arschloch ist. Mein Kollege Karl und ich, wir nennen ihn ja gern mal Arschl, den Barschl. Aber nur wenn’s keiner mitkriegt. Oder fast keiner. Der eine oder andere weiß natürlich mittlerweile drüber Bescheid. Besonders die Putzfrauen. Die mögen ihn nämlich auch nicht. Weil er die einfach wie Müll behandelt. Und die nennen ihn jetzt auch ganz gern mal Arschl. Ich persönlich glaube ja, dass ihn die ganze PI dick hat. Jeder Einzelne. Der Karl hat einmal gesagt: »Würde man den Barschl mal foltern, müssten die Genfer Konventionen umgeschrieben werden.« Ja.
Nein, was ich eigentlich sagen wollte, Arschl passt ganz einwandfrei für diesen Deppen. Das nur zum besseren Verständnis, damit man halt weiß, warum ich auf gar keinen Fall mehr in Landshut Dienst machen will.
Wie ich am Abend in die Küche komm, hockt der Leopold drin. Die Oma und der Papa natürlich auch, aber die wohnen ja schließlich auch hier.
»Was tust du denn noch da?«, frag ich, weil mir seine baldige Abreise die Stimmung ungeheuer aufhellen würde.
»Ich? Ich hab mich um deine Susi gekümmert. Du warst ja dazu nicht in der Lage«, sagt er und schiebt sich ein Schinkenröllchen in den Schlund.
»Erstens ist es nicht meine Susi, die gehört sich immer noch selber. Und zweitens war ich bei der Arbeit, wenn’s recht ist.«
»Arbeitest du neuerdings beim Wolfi?«, fragt er mich mit süffisantem Unterton.
Verdammt! Er muss mein Auto gesehen haben.
»Wenn ich mir nach Feierabend ein Bier gönn beim Wolfi, dann geht dich das einen Scheißdreck an, verstanden?«
»Hohoho, ruhig, Brauner!«, sagt jetzt der Papa, steht aufund holt mir ein Brotzeitbrettl aus dem Küchenkasten. »Setz dich nieder, sei friedlich und iss was!«
Ich setz mich nieder, bin friedlich und ess was. Schmecken tut es mir nicht.
»Wohnst du neuerdings bei uns?«, frag ich den Leopold etwas später, und der Papa wirft mir abartige Blicke über den Tisch.
Der Leopold ignoriert die Frage, putzt sich den Mund am Ärmel ab und erhebt sich.
»Ja, Papa, schade … aber ich muss leider los. Die Panida, die wartet bestimmt schon. Und heute … heute ist doch der erste Elternabend im Kindergarten. Da muss ich unbedingt hin«, sagt er mit ausgestreckten Armen, damit der Papa auch gut hineinpasst. Sie drücken sich.
Elternabend im Kindergarten! Dass ich nicht lache! Der schlaue Leopold referiert über pädagogisch wertvolle Sandkastenförmchen?
Trotzdem rettet der Leopold meinen Feierabend. Indem er nur einfach ins Auto steigt und den heimatlichen Hof verlässt. Wir winken. Danach helf ich der Oma noch beim Abwasch, und sie redet kein Wort mit mir. Weil sie, obwohl sie taub ist wie ein Fisch, ein enormes Gespür hat für zwischenmenschliche Irritationen. »Ich mach mir eine Mordsarbeit mit eurem Essen, und dann wird bloß wieder rumgestritten. Sargnägel … ihr seid alle meine Sargnägel!«, knurrt sie vor sich hin, während sie die Teller verräumt.
»Ich dich auch, Oma!«, sag ich noch so, geb ihr ein Bussi auf die Wange, und dann bin ich auch schon draußen. Ich dreh mit dem Ludwig eine Runde, und wir brauchen einszwanzig dafür. Nicht grad eine unserer Bestzeiten. Was aber eindeutig daran liegt, dass wir unterwegs auf ein Hundemädchen stoßen, das er ständig besteigen will. Sie will nicht, das zeigt sie ihm deutlich. Am Ende gibt er auf, der Ludwig. Gibtauf und drückt mir ganz traurig den Kopf gegen den Schenkel. Da mir heute auch nicht mehr nach heiter ist, gehen wir zwei dann mit hängenden Köpfen heim.
Ich weiß nicht, ob ich’s schon erwähnt hab, aber der Ludwig und ich, wir zwei wohnen in einem Saustall. Zumindest war es früher einer. Manchmal trifft die Bezeichnung auch heut noch den Wohnwert exakt, aber eben nur manchmal. Sonst ist der Saustall ein Traum. Renoviert, saniert und
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