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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Brust riss, steckte noch immer etwas in diesen Trümmerhaufen, das beinahe Leben war. Hier lagen die Gerippe von Maschinen, denen man ihren Willen trotz aller Zerstörungswut nicht nehmen konnte, und als Grim in die matten Scheinwerfer einiger Autos schaute, hätte er sich nicht gewundert, sie aufleuchten zu sehen. Jederzeit konnte das Leben in ihnen erwachen.
    Mia schien auch schon an beschaulicheren Orten gewesen zu sein, denn sie ging dicht neben ihm und schaute beinahe ängstlich von links nach rechts. Grim stöhnte leise. Die Verletzung in seiner Brust schmerzte, und zusätzlich spürte er, wie sich ein Schleier auf ihn legte, ein kühler Nebel, der ihm die Kraft raubte. Ja, seine Magie verließ ihn, sie floss aus seinem Inneren wie Blut aus einer Wunde. Entschlossen biss er die Zähne zusammen. Er hatte gewusst, dass es so kommen würde. Und sie hatten keine andere Wahl.
    Vor ihnen leuchtete ein schwaches Licht durch die Dunkelheit. Es kam aus einem Bauwagen in einer Ecke des Platzes. Kaum hatte Grim das Licht gesehen, scharrte etwas hinter ihnen. Er holte Atem. Die Bewohner dieses Ortes hatten sie bemerkt. Lautlos schlichen sie hinter den ausgeschlachteten Autos entlang, sprangen über die Dächer und waren doch nichts als Schatten, wenn man in ihre Richtung sah. Grim zuckte zusammen, als er eine Berührung fühlte. Mia hatte die Hand auf seinen Arm gelegt.
    In diesem Moment erreichten sie den Bauwagen. Die Tür flog auf, und ein muskulöser Hüne mit dichtem schwarzen Bart und pechschwarzen Augen trat auf sie zu. Er trug eine Lederhose und eine Weste. Das Mondlicht schimmerte auf seiner bronzenen Haut. Um seine Handgelenke trug er breite Nietenbänder, und seine Arme zierten mehrere dunkle Tätowierungen. In einigem Abstand blieb er stehen. Lautlos traten fünf weitere Männer aus dem Bauwagen, auch sie trugen dunkle Lederkleidung und blieben im Halbkreis vor Grim, Remis und Mia stehen. Grim fühlte ihre Blicke. Regungslos wie Raubtiere standen sie da, nur ihre Augen funkelten im Schein des Mondes. Und er spürte auch die übrigen, jene, die sich noch in den Schatten verbargen und nur darauf warteten, hervorbrechen zu können. Er fixierte den Bärtigen mit seinem Blick.
    »Dharko«, sagte er und neigte den Kopf. Er hatte nie aufgehört mit dieser Höflichkeitsbekundung, und auch dieses Mal stellte er fest, dass sein Gegenüber geschmeichelt war.
    »Lange nicht gesehen«, erwiderte Dharko, während er die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Hose steckte. Er ließ den Blick für einen Moment auf Mia ruhen, ihre Hand schloss sich wie ein Schraubstock um Grims Arm. Dann wandte Dharko sich ab. »Was kann ich für dich tun?«
    Grim trat einen Schritt näher, Mias Hand rutschte von seinem Arm. Sofort ging ein Zucken durch die Reihe der Männer, fast so, als machten sie sich zum Sprung bereit. »Ich bin in Schwierigkeiten«, sagte Grim, ohne Dharko aus den Augen zu lassen. »Und du schuldest mir einen Gefallen. Heute löse ich ihn ein.«
    Ein Flackern ging durch Dharkos Blick, dann lächelte er und entblößte zwei goldene Schneidezähne. In knappen Worten erzählte Grim ihm von ihren Verfolgern. Dharkos Gesicht verfinsterte sich. Schließlich nickte er.
    »Einige der Jungs sind unterwegs«, sagte er. Er pfiff laut und schrill durch die Zähne. Sofort trat einer aus dem Halbkreis vor. Dharko murmelte ihm etwas ins Ohr, und der andere sprang mit einem gewaltigen Satz über zwei Autos und war verschwunden.
    Da hörte Grim sie kommen. Ihr Flug schnitt die Luft in Fetzen, so eilig schienen sie es zu haben, und er konnte die Zauber fühlen, die in ihren Fäusten auf Befreiung warteten. Dharko reckte den Kopf. Seine Nasenflügel bebten, hörbar sog er die Luft ein. Er warf Grim einen Blick zu. Ja, er hatte sie gewittert. Dann sah er Mia an. Sie stand mit angezogenen Armen da, den Kopfleicht geneigt, und verbarg ihr Misstrauen noch nicht einmal ansatzweise.
    »Siehst du das Licht?« Dharko deutete auf die Laterne, und Mia wandte unsicher den Kopf. Zögernd nickte sie. »Geh dorthin, setz dich auf den Boden und warte. Sag keinen Ton, dreh dich nicht um und fang bloß nicht an zu heulen.«
    Grim seufzte innerlich. Er selbst war ja nun auch nicht gerade für charmante Wendungen bekannt, aber Dharko hatte wirklich überhaupt kein Gespür für den richtigen Ton. Prompt verzog Mia das Gesicht, schob das Kinn vor und warf ihm einen verächtlichen Blick zu. Gleich würde sie eine unhöfliche Antwort geben, das wusste Grim, und

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