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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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gewesen, wenn Grim behauptet hätte, keine Genugtuung dabei zu empfinden, jetzt zuzusehen, wie es den Hybriden an den Kragen ging. Mia starrte neben ihm mit aufgerissenen Augen auf das Spektakel. Er hätte erwartet, dass sie sich abwenden und sich womöglich sogar übergeben würde — schließlich war sie ein Mensch. Aber in ihrem Blick lag neben dem Entsetzen noch etwas anderes. Es war der Schatten der Vergeltung. Grim nickte kaum merklich. Jetzt bezahlten die Mörder ihres Bruders für das, was sie getan hatten — das war es, was sie dachte. Grim beobachtete das Schauspiel angespannt. Seine Klauen hatten sich in die Tür des Autos gekrallt, als wäre sie ein Kissen.
    »Hört auf«, murmelte er. »Dharko, verdammt. Halt sie zurück.«
    Er sah den Glanz, der auf einmal in den Augen der Werwölfe lag. Noch kämpften sie mit den Hybriden, die sich mit schwachen Zaubern zu verteidigen suchten, aber in jeder Bewegung, in jedem Blick lag eine Gier, die nur noch an einer dünnen Kette lag. Schon hatte der erste Werwolf einen der Hybriden gepackt und drückte dessen Kopf auf den Boden. Knurrend hob er die Lefzen. Grim wusste, dass er etwas unternehmen musste. Entschlossen sprang er aus dem Versteck.
    »Genug!«, brüllte er, und für einen Moment schauten die Werwölfe zu ihm her, wie Kinder, die bei einem verbotenen Spiel erwischt worden waren. Dann rissen sie die Köpfe in den Nacken und stießen ein so markerschütterndes Heulen aus, dass Grim zurückwich.
    Im nächsten Moment war jeder Wall durchbrochen. Die Werwölfe fielen über die Hybriden her wie Tiger über Lämmer. Einen Hybriden warfen sie in die Luft und sprangen ihm nach, bis ein Werwolf seinen Hals, ein anderer sein linkes Bein im Maul hatte. Gleichzeitig rissen sie an ihrer Beute und zerfetzten sie, als wäre sie aus Papier. Ein anderer Hybrid versuchte zu fliehen und wurde so heftig gegen einen Autoturm geschleudert, dass sein Körper an dem Metall zerschellte und einfach darin stecken blieb. Es war ein Schlachtfest, nichts anderes.
    Grim versuchte vergeblich, Dharko in dem Gewühl auszumachen. Nicht nur einmal musste er dem wilden Blick eines Werwolfs ausweichen. Da sah er Seraphin, Blut rann ihm aus dem rechten Ohr, und tiefe Kratzer liefen über seine Wangen. Ein Werwolf hatte seine Kehle umfasst — es war Dharko. Grim sprang vor und packte Dharko am Kragen.
    »Du stehst in meiner Schuld!«, brüllte er in die rot glühenden Augen des Werwolfs. Seine Klauen drangen tief in Dharkos Fleisch und langsam — quälend langsam — sah Grim, wie die schwarze Farbe in dessen Augen zurückkehrte. Er starrte Grim an. Um sie herum herrschte Schweigen. Die Werwölfe hockten über ihren Opfern. Grim sah herausgerissene Gliedmaßen und Gedärme, die gierig verschlungen wurden. Alle Hybriden waren tot — bis auf einen. Grim ließ Dharko nicht aus den Augen, diesen gierigen Funken in seinem Blick, der so schnell wieder zum Inferno werden konnte. Da wandte der Werwolf sich ab. Wie ein Bündel Lumpen ließ er Seraphin fallen, der keuchend zu Boden ging und zu Grims Füßen liegen blieb. Zwei Werwölfe sprangen vor, Dharko warf sich ihnen entgegen und biss nach ihnen, doch schon wandten sich auch die anderen gegen ihren Anführer. Sie waren entfesselt. Sie wollten Fleisch.
    Schnell packte Grim Seraphin am Arm und zog ihn auf die Beine. Für einen Moment sahen sie sich in die Augen. Seraphin war leichenblass. Alles Weiße war aus seinen Augen gewichen. Grim starrte in zwei schwarze Höhlen aus Finsternis.
    »Damals im Tunnel hast du meine Haut gerettet«, sagte Grim leise. »Und ich schulde niemandem gern einen Gefallen. Also nimm dein Leben und verschwinde.«
    Seraphin öffnete den Mund, aber kein Wort kam über seine Lippen. Da heulten die Werwölfe, einer sprang an Dharko vorbei und konnte nur im letzten Moment durch einen schnellen Schlag von Grim aufgehalten werden.
    »Verschwinde!«, brüllte Grim.
    Seraphin warf sich herum und rannte los. Erst als er das Ende des Platzes erreicht hatte, wandte er sich um. Er stand auf sicherem Boden — die Magie kehrte zusehends zu ihm zurück. Und da war er wieder, dieser angestrengte Ausdruck in seinen Augen, als er Grim ansah — so, als würde er etwas suchen, das er nicht finden konnte.

Kapitel 26

    ia schwieg. Die Lichter der Stadt rasten unter ihr dahin, während Grims Schwingen die Luft durchschnitten. Noch immer saß ihr die Angst im Nacken, die sie empfunden hatte, als die Werwölfe mit diesem gierigen Blick auf sie

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