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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Palastes. Und dennoch — trotz des offensichtlichen Verfalls meinte Grim, etwas wie Stolz in diesen Gemäuern zu fühlen, eine schlafende, träumende Schönheit, die nur darauf wartete, wieder zu erwachen.
    Da hörte er ein dumpfes Geräusch. Sofort stand er regungslos und streckte jeden Sinn danach aus. Mia starrte ihn an, auch Remis schien nichts gehört zu haben. Nach einer Weile entspannte Grim sich. Vermutlich war es ein Ziegel gewesen, der am anderen Ende der Stadt unter der Last des Schnees heruntergefallen war. Er spürte Mias Blick und sah sie an. Schnell schaute sie auf die Fußspuren vor ihnen, aber er wusste, dass sie eine Frage auf den Lippen hatte. Er erkannte sie inzwischen genau: diese angedeutete Falte zwischen ihren Augenbrauen, den prüfenden Blick und den halb geöffneten Mund, als hätte sie die Worte schon auf der Zunge und könnte sich nur noch nicht entschließen, sie auszusprechen.
    »Woher wusstest du, wie man durch den Todesgürtel kommen kann?«, fragte sie jetzt, ohne ihn anzusehen.
    Grim senkte den Blick. Das hatte ihm gerade noch gefehlt: Psychogequatsche in einer Geisterstadt. Für einen Moment überlegte er, ob er ihre Frage einfach ignorieren sollte. Aber er wusste, dass das auf Dauer keinen Zweck haben würde. Sie würde auf ihrer Frage bestehen, bis sie ihre Antwort bekommen hatte.
    »Durch dich«, erwiderte er und erkannte erst in dem Moment, da er es aussprach, dass er die Wahrheit sagte. »Ich war wie gelähmt. Die Toten, sie waren ...« Er schüttelte den Kopf. »Doch dann habe ich dich schreien hören. Du hast den Zauber durchbrochen, der mich umgebracht hätte, und ich wollte nur noch eins: dich retten.«
    »Scheint so, als hätten wir das gegenseitig getan, nicht wahr?«, sagte sie leise. »Uns gerettet ...«
    Sie blieb stehen und schaute ihn an, und für einen Moment sah er nichts anderes mehr: nicht Remis, der auf seiner Schulter auf einmal fünfmal so hell leuchtete wie sonst, nicht die Schatten, die hinter den Häusern auftauchten, nicht die gierigen Blicke, die auf ihnen ruhten. Er sah nur die Schneeflocken, die in Mias Haaren hängen blieben, und das Lächeln auf ihrem Gesicht.
    Im nächsten Moment hörte er ein Zischen in der Luft. Angespannt hob er den Kopf. Dieses Mal war es kein Ziegel gewesen. Ein Schatten sprang vor ihnen auf die Straße. Er landete lautlos. Mit schneller Geste warf er einen Feuerklumpen zu Boden und erhellte seine Gestalt. Grim fuhr zurück. Auf den ersten Blick sah der Fremde aus wie ein Gargoyle. Er hatte dunkle, fast schwarze Augen und einen breiten steinernen Mund. Doch seine Haut war vernarbt, an zahlreichen Stellen aufgerissen und mit groben Stichen genäht worden. Sein linkes Bein schimmerte im Schein der Flammen, Grim erkannte, dass es aus Metall war, und aus seinem Rücken ragten gewaltige Flügel, von denen sich das Fleisch fetzenweise löste. Seine Hände trugen messerscharfe Nägel, und sein Blick ... Grim spürte den Schauer, der ihm über den Rücken flog. Noch nie hatte er so viel Wut in einem Augenpaar gesehen wie in diesem. Der Fremde verzog den Mund zu einer Grimasse und pfiff so laut durch die Zähne, dass Mia zusammenfuhr. Sofort sprangen weitere Gestalten aus den Nischen zwischen den Häusern, lautlos glitten sie von den Dächern hinab. Sie alle waren wohl einst Gargoyles gewesen, aber ihre Körper hatten sich verändert. Grim sah Tiergliedmaßen, verfaulende Schwingen und blutende Wunden, die sich offenbar jeder Heilung widersetzten.
    »Ihr habt den Schutz durchbrochen!«, rief der Fremde mit den blutigen Flügeln. Hätte man nur seine Stimme gehört, wäre man kaum beeindruckt gewesen, denn sie klang dunkel und angenehm. Doch sein Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze aus Hass, als er das sagte.
    Grim legte Mia eine Klaue auf die Schulter. »Dann seid ihr es gewesen, die den Nebel beschworen haben?«
    Etwas wie Stolz legte sich auf die Gesichter, vereinzelt hörte er ein dunkles Murmeln.
    »Das hier«, erwiderte der Fremde bedrohlich leise, »ist unser Reich. Keiner aus der Welt da draußen hat hier etwas verloren — keiner!«
    Grim erwiderte seinen Blick. Er spürte, wie die Kreaturen den Kreis um sie enger zogen. »Es war nicht unsere Absicht, euch zu stören«, sagte er so ruhig wie möglich. »Wir sind auf der Suche nach ...«
    Da spuckte der Fremde einen roten Blutklumpen auf die Straße. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund. »Es ist mir egal, wonach ihr sucht!«, brüllte er, dass Speichel aus

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