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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Augen. »Und doch haben sie ihr Volk gefährdet«, erwiderte er. »Menschen sind unberechenbar — auch Hartide! Stellt euch nur vor, was geschehen wäre, wenn die anderen Menschen von uns erfahren hätten! Der Zauber des Vergessens ist nicht umsonst da.«
    Da lachte Mia, es war ein kaltes Lachen, das ihm seltsam fremd erschien. »So ein Blödsinn! Seit ich in dieser ... neuen Welt bin, waren es hauptsächlich die Gargoyles, die Böses getan haben! Und der Zauber des Vergessens, den du so toll findest, bedeutet auch, dass Menschen wie mein Vater, Menschen wie Jakob zur Einsamkeit verdammt sind. Er bedeutet, dass eine Tochter ihren Vater verliert, weil niemand ihm geglaubt hat. Und er bedeutet, dass eine Frau ihren Mann verfluchen musste, weil sie fälschlich in dem Glauben lebte, er wäre verrückt geworden — und sich nicht zugestand, um ihn zu trauern, nachdem er sie grundlos verlassen hatte.« Sie hielt inne. Eine aufgeregte Röte hatte ihre Wangen überzogen. So hatte Grim sie noch nie erlebt. »Die Szene, die wir gesehen haben, beweist es doch: Selbst nach dem Zauber des Vergessens gab es nicht nur Feindschaft zwischen unseren Völkern. Früher war da mehr, da hat uns etwas verbunden. Nicht alle Menschen sind so schlecht, wie du sagst.«
    Grim wollte etwas erwidern, aber Remis war schneller: »Grim meint es nicht so, er ...«, begann der Kobold, doch da platzte Grim die Hutschnur.
    »Und ob Grim es so meint!«, rief er. »Ich habe es Moira gesagt, und ich sage es auch euch: Jeder, der sich mit einem Menschen einlässt, ist ein Narr.«
    Remis grinste und nickte verständnisvoll. »Selbsterkenntnis ist der erste Weg ... nun ja. Ist dir etwas aufgefallen? Du hast eine Gemeinsamkeit mit Pheradin. Auch er klammert sich an einen Toten. Auch er hat sich in Einsamkeit und Isolation zurückgezogen, um nicht wieder verletzt zu werden. So konnte er sich seiner Trauer hingeben und ist nicht Gefahr gelaufen, möglicherweise jemandem nahekommen zu müssen. Aber sieh dir an, was aus ihm geworden ist!«
    Grim wandte sich ab. Remis plapperte über Privatangelegenheiten, als wäre Mia gar nicht da. Er hätte gern etwas erwidert, irgendetwas, das dem Kobold das verfluchte Grinsen vom Gesicht gewischt hätte, aber seine eigenen Worte zerbrachen auf seiner Zunge, als wären sie leere Kokons, deren Inhalt sich längst in etwas anderes, Schöneres verwandelt hatte. Für einen Moment stand er wieder mit Mia im Schneetreiben.
Scheint so, als hätten wir das gegenseitig getan, nicht wahr? Uns gerettet . ..
Er stieß die Luft aus. Er musste aufhören mit diesen Gedanken. Sie würden ihn in die Irre führen — wie sie es schon einmal getan hatten. Er spürte, dass Mia ihn ansah. Sie betrachtete ihn mit diesem durchdringenden Blick, der ihm jedes Mal bis ins Mark fuhr.
    »Du hast recht«, sagte sie.
    Er war so überrascht, dass er herumfuhr und sie ansah. Sie war blass, und für einen Moment lag eine Dunkelheit in ihrem Blick, die er nicht an ihr kannte. »Nach all den Erfahrungen, die ich bisher mit anderen Gargoyles gemacht habe, steht eins fest: Auch ein Mensch, der sich mit einem von euch einlässt, ist ein Narr.«
    Er wollte ihr zustimmen, wollte Remis ein triumphierendes Lachen schenken — doch er konnte es nicht. Stattdessen stand er nur da, ließ ihre Worte als kalte Schauer über seinen Rücken laufen und senkte langsam den Blick.
    »Aber vielleicht ist es manchmal gut«, sagte sie leise. Fragend hob er den Kopf. »Wie meinst du das?«
    »Vielleicht ist es manchmal gut, ein Narr zu sein«, erwiderte sie und lächelte.
    Sie war nur ein Menschenkind, verflucht noch eins, und dennoch genügte ein Lächeln von ihr, um alle zerbrochenen Worte von seiner Zunge zu wischen. Für einen Moment wollte er lachen, spöttisch und kalt, wie er es sonst so oft tat. Doch stattdessen fühlte er, wie er den Kopf neigte, und leise, kaum hörbar kamen die Worte über seine Lippen: »Ja. Vielleicht.«
    Einen Moment lang war es still. Es war keine unangenehme Stille, keine Ruhe vor dem Sturm und keine Beklemmung in Erwartung von Hohngelächter. Es war eine Stille aus Licht.
    »Immerhin wissen wir jetzt, warum ich das Pergament nicht lesen kann«, sagte Mia schließlich und holte Grim in die Wirklichkeit zurück. »Ich muss erweckt werden, was auch immer das heißt.«
    Grim holte tief Atem. »Und nur ein Feenkrieger kann das tun.« Er ging zu einem der Regale und überflog die Buchrücken. »Aber die Feenkrieger sind weg, das wirst du in jeder

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