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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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gemeint. Sie warf ihm einen Blick zu.
    Geh,
hörte sie seine Stimme in ihrem Kopf. Er sah sie an, sein Gesicht war kalt und regungslos, aber in seinen Augen lag ein sanfter Schimmer.
    Sehen wir uns wieder?,
fragte sie ihn in Gedanken.
    Da lächelte er.
Alles ist möglich, Menschenkind,
erwiderte er. Sie atmete ein, auf einmal ging ein Schmerz durch ihre Brust.
    Dann wandte sie sich um. Der Feenkrieger hielt das Portal geöffnet. Es schimmerte hinter der grauen Fassade der Realität wie ein Feuerwerk aus Kristall. Vorsichtig trat Mia in den Lichtkreis. Wärme umgab sie. Hinter ihr schloss sich das Portal. Schnell wandte sie sich um, doch sie sah nichts mehr als graue, durcheinandergleitende Wirbel.
    »Willkommen«, hörte sie die Stimme des Feenkriegers hinter sich. »Willkommen in meiner Welt.«

Kapitel 35

    rim hielt die Hände an Karphyrs Feuer. Er fröstelte, obwohl er den ganzen Tag über versteinert an diesem Platz zugebracht hatte. Nun hockte er schon seit einer Ewigkeit vor den Flammen — und trotzdem war ihm noch immer eiskalt. Die Gesichter von Klara, Bocus und Fibi gingen ihm nicht aus dem Kopf, und damit war er nicht allein. Remis hatte sich vor dem Kamin zusammengerollt und schlief. Offensichtlich hatte auch ihn der Anblick ihrer hilflosen Freunde Kraft gekostet. Grim zog die Arme um den Körper. Es konnte auch noch eine andere Ursache für sein Frieren geben. Wie lange war es nun schon her, seit er das letzte Mal geträumt hatte? Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Die Kopfschmerzen beachtete er schon nicht mehr. Sie waren wie das störende Rauschen der Autos, wenn man den Tag an der Pariser Oberwelt verbringen musste — irgendwann nahm man es nicht mehr wahr. Aber er spürte, wie eine dumpfe Müdigkeit von ihm Besitz ergriff, gegen die er nicht ankämpfen konnte.
    Wenn das so weiterging, würde er bald blutend und geistesabwesend durch die Gegend wanken wie Pheradin in seinen schwärzesten Stunden. Grim stieß die Luft aus. Zum Teufel noch eins, er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen! Er hatte einen Plan — und nicht nur er. Mourier hatte versichert, die kläglichen Reste der OGP zusammenzutrommeln, und sich dafür in Karphyrs Keller zurückgezogen. Der Drache hatte einige Male nachgesehen, was dort unten vor sich ging, während Grim fröstelnd am Feuer gehockt hatte. Aber jetzt wurde es Zeit, dass er selbst nachschaute, was der alte Löwe trieb. Er hatte sich gerade erhoben, als Karphyr den Raum betrat. Ein fröhliches Grinsen lag auf dem Gesicht des Drachen.
    »Du solltest dir das wirklich nicht entgehen lassen«, sagte er.
    Grim warf dem schlafenden Remis einen Blick zu. Dann folgte er Karphyr, der eine Wendeltreppe hinabeilte, als wäre der Brennende Phorox hinter ihm her — bösester Drache in der Geschichte und natürlich nichts als eine Legende, aber sicher geeignet, um einem Zierkürbiszüchter Beine zu machen. Grim ging die Treppe hinab. Er hörte Stimmengewirr, und als er hinter Karphyr in eine neonhelle Höhle trat, glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen.
    Unzählige Mitglieder der OGP schwirrten durch die Luft, hockten an riesigen Schreibtischen und starrten auf flirrende Monitore. Sie trugen allesamt dieselben lächerlichen Baskenmützen und einen Button an der Brust, auf dem stand:
Für ein Freies Ghrogonia,
und in ihrer Mitte saß — wie hätte es anders sein können — Mourier. Sein Thron war ein wenig mickrig im Vergleich zu dem Ungetüm, auf das er sonst seinen Allerwertesten setzte, aber an Stelle des gelangweilten, fetten Löwen hockte nun ein hektischer, befehlsgewandter Untergrundagent dort oben, die Mähne zerzaust, als hätte er sie seit Tagen nicht geglättet, und die Augen gerötet und müde wie bei einem Menschen nach zu wenig Schlaf und zu viel Kaffee. Neben ihm stand Krallas und guckte mit wichtiger Miene Löcher in die Luft.
    Grim stand im Eingang der Höhle und konnte es nicht fassen. Was, zur Hölle, war das?
    »Du befindest dich im Basislager der OGP, Code Mäusebein«, raunte Karphyr ihm zu und machte ein Gesicht, als ob er nicht wüsste, ob er weinen oder lachen sollte.
    Grim konnte sich nicht abwenden von dem Anblick, der sich ihm bot. Gerade schwirrte ein junger Schattenflügler an ihm vorbei, einen ganzen Stapel Papier in den Fängen, und musterte ihn mit tadellosem Untergrundagentenblick. Beinahe hätte Grim Respekt gehabt — beinahe.
    »Und was soll das? Mäusebein? Ich verstehe kein Wort«, raunte er zurück. Noch hatte Mourier ihn nicht bemerkt, noch

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