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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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willenlos auf Seraphins Befehle warten.«
    Karphyr starrte ihn gespannt an.
    »Seraphin will seine einzige Schwachstelle schützen«, sagte Grim leise. »Er will nicht, dass wir hinter seine Pläne kommen — und er will, dass der verfluchte Zauber des Rattenfängers sich ohne Zwischenfälle entfalten kann. Bald schon wird er alle Gargoyles Ghrogonias in seiner Gewalt haben — und der Teufel weiß, was er dann mit ihnen vorhat.«
    Ein dunkles Grinsen legte sich auf Mouriers Gesicht, das den Löwen sofort viel sympathischer aussehen ließ. »Aber noch ist es nicht so weit. Jeden Schutzwall kann man umgehen, nicht wahr? Und jeder Zauber ist zu brechen — selbst der Zauber des Rattenfängers.«
    Grim starrte in die Flammen, als wollte er sie mit seinem Blick ersticken. »Seraphin von Athen«, murmelte er leise. »Ich weiß zwar nicht, was du vorhast — aber ich werde es herausfinden. So viel steht fest.«

Kapitel 34

    as Holz unter Pheradins Händen flackerte in blauem Licht. Funken fielen von seinen Fingern und erloschen zischend auf dem kalten Boden. Er hatte sein Gesicht nah an die Tür gelehnt, als würde er lauschen. Mia kam es vor, als hätte er sich nun schon eine Ewigkeit nicht mehr bewegt.
    Grim und Remis waren nach Ghrogonia aufgebrochen, um herauszufinden, was vor sich ging, und sie — sie stand allein in der Kälte und wartete darauf, dass Pheradin mit ihr sprach. Vergebens hatte er versucht, das Portal zu öffnen. Außer einem warmen Strom, der durch ihren Körper geflossen war, hatte Mia nichts gespürt, und die Tür war verschlossen geblieben. Endlich ließ Pheradin die Hände sinken.
    »Ich fühle, dass da etwas ist«, sagte er leise. »Das Portal ist verschlossen ... von innen.« Ein Flackern ging über sein Gesicht. »Dann ist es also wahr. Der Ort ist nicht verlassen, nicht endgültig. Jemand wartet zwischen den Welten — und er wird mir Antwort geben.« Er presste seine linke Hand gegen das Holz und murmelte etwas. Es klang, als würde er jemanden rufen. Dreimal wiederholte er seine Worte, dann winkte er Mia zu sich. »Lege beide Hände auf das Holz«, forderte er sie auf. »Du darfst sie nicht fortnehmen — ganz gleich, was passiert, hast du verstanden?«
    Er hatte leise gesprochen, und doch klangen seine Worte wie ein Befehl. Sie nickte beklommen. Das Holz war warm unter ihren Fingern. Sie spürte, wie Pheradin ihr erneut die Hände auf die Schultern legte. Sofort strömte Kälte in ihren Körper. Sie hörte, wie Pheradin verschlungene Worte murmelte, und ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, formten ihre Lippen seine Worte nach. Sie sprach mit ihm Formel um Formel, ihre Stimmen verbanden sich zu einem dunklen Singsang, der ihr das Blut aus dem Kopf zog. Das Holz unter ihren Fingern begann zu glühen. Funken sprühten über ihre Hände, zischend brannten sie sich in ihre Haut. Es tat weh, aber sie zuckte nicht zurück. Sie sprach weiter die Formeln, die Pheradin ihr vorsagte, bis sie auf einmal selbst wusste, was sie sagen musste. Die Worte tauchten aus ihrem Inneren auf wie versunkene Seerosen, die sich zurück ins Licht schoben. Mit stockendem Atem brachte sie die fremden Worte über die Lippen, bis ihre Hände vor Schmerzen anfingen zu zittern. Flammen schlugen zwischen ihren Fingern auf, eine Erschütterung ging durch die Brücke. Im nächsten Moment brach Licht durch das Holz und blendete sie. Für einen Augenblick sah sie nichts mehr als gleißende Helligkeit. Pheradins Hände waren von ihren Schultern verschwunden, und um sie herum war es still. Nur das leise Säuseln des Windes konnte sie hören und das zaghafte Flüstern von Blättern in der Nacht. Sie fuhr sich über die Augen, die Helligkeit wich einer märchenhaften Dämmerung.
    Sie befand sich in einem kleinen Park in Paris. Hinter dem regennassen Gitter lagen die Straßen verlassen. Ihr Blick glitt zu Boden. Fußspuren zierten die Steine, sie sah die Fährten von Rehen, Hasen und Affen. Sie kannte diesen Ort.
    »Der Foret de la Licorne«, flüsterte sie. »Aber er ist ...« Sie verstummte. Sie hatte sich zu Pheradin umgewandt — doch er war verschwunden. Sie war ganz allein. Nur die Stille umgab sie, diese seltsame, angespannte Stille und die Gewissheit, dass etwas mit diesem Ort passiert war. Etwas hatte ihn verzaubert.
    Sie tat einen Schritt und stellte fest, dass der steinerne Boden unter ihren Füßen weich wurde und sich in Schnee verwandelte. Die Fährten der Tiere glitzerten, und die Pflanzen um sie herum begannen wie

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