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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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albernen Plüschpantoffeln, die tadellos zu dem zu engen Superheldenkostüm gepasst hätten — zu einem Standbild der Betroffenheit erstarrte.
    »Oh«, wiederholte der Löwe wenig geistreich und warf Karphyr einen Blick zu, als könnte der die Peinlichkeit aus der Situation nehmen. Dann zuckte er mit den Achseln. »Ich wollte mir nur schnell einen Tee holen, also ...«
    Er tapste in den Pantoffeln zur Teekanne, während Grim die Stille beinahe nicht mehr ertragen konnte. Regungslos beobachtete er, wie Mourier sich eine Tasse nahm. Er merkte, dass Remis zwischen ihnen hin und her sah und sich gespannt auf die Lippe biss.
    »Vielleicht hättet ihr meine Warnung ernst nehmen sollen, hm?«, fragte Grim und hätte sich im nächsten Moment am liebsten auf die Zunge gebissen. Verflucht, jetzt war nicht die Zeit für lächerliche Reibereien mit seinem Ex-Chef, er musste ... Die Röte, die aufgrund seiner Bemerkung in Mouriers Wangen stieg, ließ ihn alles vergessen, was er musste.
    Er sah deutlich, dass der Löwe schon eine passende Antwort auf den Lippen hatte. Dann sackte er plötzlich auf einen der Sessel, als hätte man ihm einen Schlag verpasst, und senkte den Blick. »Ja«, erwiderte er kaum hörbar. »So hatten wir keine Chance.«
    Grim zog die Brauen zusammen. Er hatte Mourier noch nie so erlebt. Die Tasse in der Pranke des Löwen zitterte, während sein Blick ins Leere glitt. Seine Stimme hatte jeden affektierten Ton verloren. Fast schien es Grim, als säße ihm ein Clown gegenüber, den er zum ersten Mal in seinem Leben nach der Vorstellung traf.
    »Es waren so viele«, sagte Mourier und starrte in die Flammen, als würde er alles noch einmal erleben, während er es erzählte. »Mindestens dreihundert Schwarzmagier. Ehe wir wussten, wie uns geschah, hatten sie das Zepter an sich gebracht, und das Gemetzel begann. Anders kann man es nicht bezeichnen, es war ...«
    Er fuhr sich über die Augen und schüttete den Tee ins Feuer, als wäre ihm auf einmal bewusst geworden, wie lächerlich ein teetrinkender Löwe war. »Und jetzt hat er die Gargoyles Ghrogonias in seiner Hand. Zuerst werden wir krank. Dann irren wir durch die Straßen, und irgendwann stehen wir regungslos vor den Toren der Stadt. Ich habe ihnen in die Augen gesehen, und was ich da sah, war ... es war ...« Er stockte. »Sie scheinen auf etwas zu warten, ich weiß nicht, aufwas. Ich weiß nur eins: Viele Gefallene haben nach Hilfe geschrien, als sie gestorben sind — sie haben mich als Obersten der OGP angesehen, als könnte ich das Blatt wenden. Aber ich konnte es nicht. Ich habe sie im Stich gelassen. Jetzt kümmern sich die Nornen um die Kranken und Verletzten — versteckt in den Kellergewölben der Häuser. Aber in den meisten Fällen können sie nichts für sie tun.«
    Grim starrte in die Flammen. Die Angelegenheit wurde immer verworrener. Erst die Geschichte mit Seraphin, der den König stürzte und das Zepter an sich brachte. Dann der Zauber des Rattenfängers und das unheilschwangere Ausharren der Gargoyles vor den Toren der Stadt. Und jetzt auch noch ein jammernder Ex-Chef, der so unglücklich aussah, dass Grim zum ersten Mal in seinem Leben Mitgefühl mit ihm hatte. Schnell konzentrierte er sich aufs Feuer.
    »Wir haben Boten in die anderen Städte geschickt«, fuhr Mourier fort. »Aber bis die mit einer Nachricht zurückkehren, kann es schon zu spät sein. Wir wissen nicht, wie lange Ghrogonia dem Zauber des Rattenfängers standhalten kann. Und außerdem ... Die Gargoyles von Rom sind dekadent, sie interessieren sich nicht für die Belange ihres eigenen Volkes, viele der übrigen Städte sind unorganisiert — kein Wunder, es wurde seit Jahrhunderten kein Krieg mehr geführt — oder zu weit entfernt, als dass ihre Bewohner hier sein könnten, ehe wir alle den Verstand verloren haben.«
    Grim nickte nachdenklich. »Was wissen wir bis jetzt«, murmelte er. »Seraphin hat das Zepter der Gargoyles an sich gebracht. Das allein verleiht ihm eine Macht, die wir nicht mehr durchbrechen können — schon gar nicht, da er in etwa dreihundert Schwarzmagier um sich geschart hat. Er hat den Dorn mit einem Schutz umgeben ... Ich frage mich, warum er das getan hat. Was will er vor uns verbergen?«
    Mourier hob wachsam den Kopf. »Du meinst ...«
    Grim nickte. »Dieser Zauber, den er auf Ghrogonia gelegt hat ... Er braucht seine Zeit, nicht wahr? Er wirkt nicht bei jedem Gargoyle von heute auf morgen. Sonst wären hier alle schon hinüber und würden

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