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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Feen dieser Festung. Doch dieser Ort ging unter, und eines Tages haben auch sie diese Welt verlassen.«
    Mia warf ihm einen verstohlenen Blick zu. »Und du? Warum bist du geblieben?«
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht, so flüchtig, dass Mia sich nicht sicher war, ob sie ihn wirklich gesehen hatte oder ob er nur eine Illusion gewesen war.
    »Ich«, sagte Theryon langsam. Es klang, als würde er dieses Wort zum ersten Mal benutzen. »Meine Geschichte ist eine andere. Vielleicht wirst du sie eines Tages erfahren. Doch nun geht es um dich — um deine Geschichte.« Sein Blick glitt auf die Tasche ihres Mantels. Mia legte die Hand auf das Pergament.
    »Ich sehe Zeichen darauf«, begann sie, »doch ich kann sie nicht lesen. Jakob ist dafür gestorben, ich ...« Sie verstummte.
    Theryon nickte langsam. »Jakob hat den Kuss an dich weitergegeben. Er hat dich zur Hüterin dieses Pergaments bestimmt. Nur du kannst das Siegel des Feuers brechen, und nur du vermagst den Zauber zu sprechen, der die fyrenischen Zeichen verwandeln wird, damit du sie verstehst. Doch um ihn zu wirken, musst du lernen, deine Magie zu beherrschen. Folge mir.«
    Er führte sie durch einen langen, spiralförmig gewundenen Gang. Einige Räume, die sie passierten, waren vollständig ausgebrannt, andere notdürftig wieder hergerichtet. Ein seltsames Zwielicht herrschte in der Burg, fast so, als würde der Mond scheinen. Doch über der Burg lag ein schwarzer Himmel ohne Sterne. Und wieder schien Theryon zu wissen, was sie dachte.
    »Einst war dies ein Ort des Lebens und des Lichts«, sagte er leise. »Nun ist es ein Ort der Dämmerung.«
    Er führte sie eine Treppe hinauf und öffnete eine hölzerne Tür. Sie gelangten in einen Saal, dessen gewölbte Decke von mehreren Säulen getragen wurde. Kristallene Steine fächerten das Licht der Fackeln an den Wänden und warfen bunte Reflexe auf den Boden. Ein schwerer Eichentisch prangte vor einem Kamin, umringt von sechs Stühlen, und an der Wand standen Bücher in mehreren Reihen, ohne dass sie von einem Regal gehalten wurden. Über dem Tisch schwebte eine faustgroße flammende Kugel, die von mehreren kleineren Lichtbällen umkreist wurde.
    »Nimm Platz.«
    Theryon deutete auf den Stuhl, der am Kopfende des Tisches stand. Mia setzte sich und schaute wie gebannt auf die Feuerkugel. Sie hörte, wie Theryon hinter ihr etwas sagte, es klang, als zählte er in einer fremden Sprache. Um sie herum verschwamm der Raum, als würde jemand mit einem riesigen Radiergummi darüberfahren, doch sie sah es kaum. Sie betrachtete die flammende Kugel. Jetzt änderte sie ihre Farbe, sie wurde erst orange, dann gelb, violett und blau, bis sie schließlich weiß war — weiß wie Schnee. Für einen Moment hielten die Lichtbälle um sie herum inne — dann rasten sie auf die Kugel zu, und sie zersprang mit einem gewaltigen Knall. Geblendet fuhr Mia zurück. Sie hörte, wie die Splitter zu Boden fielen, leise und klirrend wie zerbrechendes Eis. Als sie die Augen öffnete, fand sie sich auf einem gefrorenen Meer wieder. Der Stuhl war verschwunden und mit ihm das ganze Zimmer. Sie stand auf den vereisten Wellen und spürte kalten Wind im Gesicht. Lautlos trat Theryon neben sie.
    »Du befindest dich an dem Ort deiner Magie«, erklärte er. »Jedes Wesen, das über Magie gebietet, besitzt einen solchen Ort. Je größer er ist, desto mehr Magie kannst du aufnehmen.«
    Mia betrachtete das Eis, das beinahe schwarz war. »Woher kommt die Magie? Aus mir selbst?«
    »Magie ist in allem. Sie ist wie die Luft, die dich umgibt und durchfließt. Und wie deine Lunge sich nach dem Ausatmen automatisch wieder füllt, kehrt auch die Magie ohne dein Zutun wieder zu dir zurück, wenn du sie verbraucht hast. Dein Element ist das Wasser. Das bedeutet, dass du eine Affinität zu allen Zaubern hast, die mit diesem Element zu tun haben. Sie kosten dich weniger Kraft. Deine Magie ist gebannt durch dieses Amulett. Setzen wir sie frei.«
    Sie spürte, wie er die Hand auf das Amulett legte. Mit leisem Klirren brach die Kette. Im nächsten Moment ging ein Stöhnen durch das Eis. Der Boden unter Mias Füßen hob und senkte sich, ein tiefer Riss lief durch die Eisdecke. Wasser schlug ihr ins Gesicht, ihr stockte der Atem, so kalt war es. Sie sah sich nach Theryon um, doch er war verschwunden. Stattdessen bäumten sich die Wellen um sie auf, die Eisdecke brach unter ihr zusammen. Eisiges Wasser umschlang ihren Körper und zog sie in die Dunkelheit. Panisch

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