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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Löwe. Es klang, als würde er sich selbst ein Schlaflied singen. »Er wird sich wieder fangen und alles mit anderen Augen sehen.«
    Grim warf ihm einen Blick zu, als sie sich auf den Rückweg machten. »So lange können wir nicht warten. Ich werde allein etwas tun, wenn es sein muss. Thoron wird uns nicht helfen — aber ich brauche ihn auch nicht. Niemand braucht einen solchen König.« Er hatte eine ganze Liste mit Erwiderungen parat, falls der Löwe etwas Einfältiges entgegnen sollte. Aber zu seiner Überraschung hielt Mourier inne und schaute ihn an. Etwas zuckte über sein Gesicht.
    »Du bist mir auf die Nerven gefallen«, sagte der Löwe leise und so ernst, dass Grim es nicht fertigbrachte, das Kompliment zurückzugeben. »Und deine Kündigung war ... sie war ...« Offensichtlich rang Mourier immer noch um Fassung, wenn er daran dachte. Unwillkürlich fragte Grim sich, ob sein Kinn wohl noch wehtat, und musste lächeln. »Aber in der augenblicklichen Situation halte ich es für angebracht, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Wenn es in deinem Sinne ist, betrachte ich die Kündigung als unausgesprochen und heiße dich in den Reihen der Schattenflügler erneut willkommen.«
    Grim konnte nicht umhin, verwundert zu sein. Schweigend folgte er Mourier über die Straße.
    »Alle Häuser sind leer«, sagte der Löwe kaum hörbar. »Auch in Paris sind die Duplixe an die Stelle ihrer Herren gerückt. Die Gargoyles fliehen, dass es eine Schande ist.« Mit einem Ruck sah er Grim an. »Ich werde nicht fliehen.«
    Etwas Schattenhaftes hatte sich in seinem Blick verfangen, das Grim noch nie an ihm bemerkt hatte. Der Löwe schaute hinüber zum Schwarzen Dorn und dem zitternden grünen Schild, den Seraphin ringsum errichtet hatte.
    »Zusammen«, sagte Mourier. »Zusammen zwingen wir ihn in die Knie.«

Kapitel 36

    ia saß in der kleinen Kammer, in die der Feenkrieger sie nach ihrer Ankunft in der Festung geführt hatte. Kaum hatte sie ihm gegenübergestanden, war sie zu Tode erschöpft gewesen. Sie hatten kein Wort miteinander gewechselt — es war, als würde er fühlen, was sie dachte. Nun hatte sie geschlafen — traumlos und tief, und vor ihr auf dem schmalen Tisch standen die Reste ihres Frühstücks — Brot, Käse und frisches Obst. Gerade trank sie den letzten Schluck ihres Wassers, als es an der Tür klopfte. Mit pochendem Herzen öffnete sie und stand dem Feenkrieger gegenüber.
    Sie hatte ihn schon dreimal gesehen, und doch schien es ihr jetzt, da sie vor ihm stand, als wäre es das erste Mal. Seine Haut, unter der die blauen Adern schimmerten, die langen Haare, die in geflochtenen Zöpfen auf seinen Rücken fielen, der Mund, zu einem sanften Lächeln verzogen — und die Augen. Noch immer spiegelte sie sich nicht darin, sondern schaute stattdessen auf die trostlose Ebene, über die von einem roten Mond beschienene Nebelfetzen dahinflogen. Sein Name war Theryon, das wusste sie plötzlich, und er hatte Jakob gekannt und auch ihren Vater. Sie waren hier gewesen, er hatte sie erweckt.
    »Ja«, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen, »Lucas war mein Schüler. Er hatte immer das Bedürfnis, den Menschen von der verborgenen Welt zu erzählen, die sie umgibt.« Er hielt kurz inne. »Doch anders als Jakob wusste er nichts von dem, was du bei dir trägst.«
    Mia spürte, wie das Pergament in ihrer Tasche schwerer wurde. »Jakob hatte einen Plan«, begann sie. »Er sagte, er wäre vor eine wichtige Aufgabe gestellt worden und könnte sie nicht allein bewältigen. Deswegen ...«
    »... hat er dich geprüft«, beendete Theryon den Satz. »Ich kannte sein Vorhaben. Er hat mich gebeten, da zu sein, wenn sich deine Fähigkeiten zeigen. Und das war ich.«
    Mia dachte an den Friedhof und an Jakobs Beerdigung. Wieder sah sie die schwarze Träne, die über Theryons Wange gerollt war.
Es gibt mehr als eine Wirklichkeit,
hörte sie Jakobs Stimme.
Jedes Mal, wenn du deine Magie benutzt, bist du dem Feenland ganz nah — und wenn du Glück hast, kannst du einen Blick hineinwerfen. Dann siehst du ihre Geschöpfe — und sie sehen dich.
    »Es heißt, die Feen hätten unsere Welt verlassen«, sagte sie leise.
    »Immer schon haben die Feen sich des Lebens angenommen. Mein Volk war den Menschen zugetan. Doch diese haben das Vertrauen der Feen oft enttäuscht, über die Zeit sind viele Feen böse geworden. Einige kehrten der Menschenwelt den Rücken. Andere schlossen sich im festen Glauben an das Gute im Menschen zusammen, so wie die

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