Grim - Das Siegel des Feuers
Krallas und blinzelte aus seinen kleinen Schweineaugen zu Grim herüber. Mourier schob mit seiner Pranke einen Stapel Zettel in die Runde, die rasch von eilfertigen Jungspunden verteilt wurden. Grim blätterte darin herum, sah Grundrisse und rote Linien und begriff, dass es sich um Pläne des Turms handelte. »Der Grund für unsere Zusammenkunft ist eindeutig«, sagte Mourier. »Seraphin von Athen hat unsere Stadt eingenommen. Das können und dürfen wir nicht dulden. Unser Plan sieht aus wie folgt: Wir verschaffen uns Zugang zum Schwarzen Dorn. Wir brechen den Zauber des Rattenfängers. Wir finden heraus, was Seraphin vorhat. Und mit vereinten Kräften werden wir ihn aufhalten. Zunächst bilden wir ein Team: Grim, Walli, Kronk, Krallas und ich selbst. Irgendwelche Einwände?«
Grim schüttelte den Kopf. Er selbst hätte bei der Zusammenstellung eines Teams genauso entschieden: Kronk und Walli waren neben ihm selbst die erfahrensten Krieger der Anwesenden, Mourier hatte darüber hinaus reichhaltige Kenntnisse in Bezug auf taktisches Vorgehen bei Einnahmen feindlicher Gebiete, und Krallas — nun, dieser Kriecher von einem Gargoyle verfügte über eine nicht unwesentliche magische Begabung, wie Grim zugeben musste. Aber selbst das beste Team konnte sein Ziel nicht erreichen, wenn es nicht an die eigene Stärke glaubte. Er schaute in die Runde. Die Jungspunde waren längst auf ihren Stühlen zusammengesunken, einige spielten nervös mit ihren Zetteln, und selbst in den Augen der erfahrenen Schattenflügler sah Grim etwas, das ihn beunruhigte. Sie fürchteten sich.
»Nun zum Zauber des Rattenfängers«, fuhr Mourier fort. »Wie wir wissen, warten etwa dreihundert Schwarzmagier darauf, uns lebendig zu rösten. Sie sind sehr gefährlich. Aber ich bin sicher, dass wir nach ausführlicher Planung bis zur Quelle des Zaubers vordringen können. Allerdings stellt uns der Zauber vor Probleme, denn er ist dunkle Magie. Kein Gargoyle hätte sich freiwillig damit beschäftigt. Aber es gibt Wesen, die sich mit diesen Dingen auseinandersetzen. Und einer von ihnen wird uns helfen. Sein Name ist Vraternius.«
»Der Alchemist?«, rief ein junger Rekrut. »Der Gnom, der in seiner Bruchbude verbotene Magie betreibt und Hexentränke mixt und verkauft?«
Grim zog die Brauen zusammen. »Der, den die OGP mit Vorliebe von den Plätzen der Stadt vertrieben hat, weil er angeblich die Schönheit der Gebäude verunstaltete? Auf einmal ist er also gut genug, ja?«
Ein Schatten legte sich auf Mouriers Gesicht. »Vieles von dem, was in der Vergangenheit geschehen ist, war falsch«, sagte er, und Grim konnte nicht umhin, überrascht die Brauen zu heben. Eine solche öffentliche Einsicht hätte er nicht erwartet. »Aber jetzt ist nicht die richtige Zeit, um darüber zu sprechen. Mir ist bewusst, dass es nicht einfach sein wird, Vraternius zur Mitarbeit zu überreden. Aber wir haben keine andere Wahl. Keiner von uns hat die Kraft oder das Wissen, um diesen Zauber zu brechen. Und selbstverständlich werden wir Vraternius angemessen für seine Dienste bezahlen.«
Mourier legte Karphyr eine Pranke auf die Schulter. »Neben Vraternius und dem Team wird noch jemand uns begleiten«, sagte er. »Ich habe alles Nötige mit unserem Freund Karphyr besprochen. Der Schutzzauber Seraphins hindert uns daran, dem Dorn nahe zu kommen. Karphyr wird uns helfen, diesen Zauber zu umgehen. Er wird dafür sorgen, dass wir problemlos in den Dorn hinein- und wieder herauskommen.«
Grim zog die Brauen zusammen. Von Anfang an hatte es ihn gewundert, dass der Drache ihrem Treffen beiwohnen durfte — immerhin war es geheim, nicht einmal Remis war eine Teilnahme gestattet worden. Aber bislang hatte er vermutet, dass Karphyr dabei war, da er eben der Besitzer dieser Unterkunft war — er hatte nicht damit gerechnet, dass der Drache bei ihren Plänen eine Rolle spielen sollte. Und da war er offensichtlich nicht der Einzige.
»Und wie soll das aussehen?«, fragte Krallas. Er sah Mourier nicht an, und Grim bemerkte ein nervöses Zucken in seinem Mundwinkel.
Karphyr setzte sich vor. »Darüber spreche ich nicht«, sagte er mit geheimnisvollem Lächeln. »Aber ihr werdet sehen — niemand wird unser Kommen bemerken.«
Mourier klopfte dem Drachen auf die Schulter. »Karphyr genießt mein uneingeschränktes Vertrauen«, stellte er fest.
»Gut«, sagte Grim, denn er hatte nichts dagegen, dass sein Freund sie begleitete. Der Drache hatte ihn schon manches Mal überrascht, und er
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