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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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die manchmal als schwarze Katze, manchmal auch als Rabe oder Schmetterling auf der Erde erschien. Aber wer glaubte denn alles, was in irgendwelchen Büchern erzählt wurde! Grim fuhr sich über die Augen und hob den Blick zur Höhlendecke. Nein, es gab keinen Zweifel. Über ihm thronte die Esche Yggdrasil, der Weltenbaum. Und dieses Gewässer da war Gjöll, der Todesfluss, hinter dem das Reich Hels endgültig begann. Grim kniff die Augen zusammen. Jetzt schimmerte die Gjallarbrücke durch den Nebel, dieses goldene Ungetüm, das den Fluss überspannte und von allen Toten überschritten werden musste. Niemand verweigerte ihnen den Zutritt, selbst der Höllenhund Garm nicht, der bei der Brücke in einer Grotte hockte. Grim stieß leise die Luft aus. Ja, hinein durften sie alle. Er wusste allerdings, dass dieser vieräugige Köter niemanden wieder hinausließ.
    Grim schüttelte langsam den Kopf. Jetzt fehlte es nur noch, dass ihm Luzifer höchstselbst über den Weg lief. Er lächelte dunkel. Nein, er wusste es besser. Wenn es ihn gab, hauste der Teufel in der Welt der Lebenden. Dort ging er in Hut und Mantel.
    Grim seufzte tief. Vermutlich würde es nicht einfach sein, aus der Hölle zu entkommen. Aber was hatte er noch zu verlieren? Er war tot! Konnte es noch schlimmer kommen?
    »Ich werde zurückkehren«, sagte er leise. »Ich werde Hel persönlich dazu bringen, mich aus ihrem Reich zu entlassen. Und wenn Seraphin Mia auch nur ein Haar gekrümmt hat, dann ...« Seine Knochen knackten, als er die Faust anspannte.
    »... dann wirst du in deinem jetzigen Zustand gar nichts gegen ihn ausrichten können«, beendete eine Stimme hinter ihm den Satz.
    Grim fuhr herum — und erstarrte. Vor ihm auf dem Boden saß Pedro von Barkabant mit einer entsetzlichen Wunde quer über der Brust und schaute mit trübseligem Gesicht zu ihm auf. Phantastisch. Es konnte immer schlimmer kommen. Sein Tod war das Letzte.
    Doch Grim war klar, dass der Alte recht hatte.
    Seraphin gebot über Kräfte, die Grim weder begriff noch bekämpfen konnte. Dieser Hybrid würde ihn problemlos ein zweites Mal umbringen, so viel stand fest.
    Da lächelte Pedro. »Aber es gibt einen Weg«, sagte er listig. »Denn ich kenne Seraphin gut. Er ist nicht unbesiegbar.«
    Grim verschränkte die Arme vor der Brust. »Jetzt bin ich aber gespannt.«
    »Die Geschichte ist ein wenig länger«, begann Pedro. »Aber ich wüsste nicht, dass wir es gerade eilig hätten.« Er wartete, bis Grim sich neben ihm niedergelassen hatte, und fuhr dann fort: »Du weißt, dass ich ein Kriegstreiber war. Wie besessen suchte ich nach einem Weg, endgültig den Sieg über die Gargoyles zu erringen. Ich beschäftigte mich mit Alchemie und schwarzer Magie. Die Menschen sind schwach — vor allem körperlich. Sie waren den Gargoyles nur in Bezug auf ihre Anzahl überlegen und durch den Vorteil, dass sie schlafen konnten, wann sie wollten. Ich fragte mich, wer gegen die Gargoyles bestehen könnte — und stieß auf die Hybriden. Ich erfuhr durch meine Studien, dass es die Möglichkeit gibt, Hybriden jenseits des natürlichen Weges zu schaffen. Man benötigt nichts weiter als den steinernen Körper eines Gargoyles und das Herz eines Menschen und dann ...«
    Grim stieß die Luft aus. »Du sprichst so, wie ich es von dir erwarten würde. Abartige Experimente passen zu einem Blutkönig wie die Faust aufs Auge.«
    »Moralische Gründe haben mich nicht abgeschreckt«, gab Pedro zu. »Als mein ältester Sohn Elias auf dem Schlachtfeld tödlich verwundet wurde, setzte ich meine Pläne in die Tat um. Ich wollte sein Herz retten, indem ich es in einen steinernen Körper pflanzte. Und ich hatte die Hoffnung, meinen Sohn auf diese Weise am Leben zu erhalten. Es gelang mir, einen Hybriden zu schaffen. Ich belebte ihn mit der Kraft der beiden Zepter und schenkte ihm so die Gabe, über höhere Magie zu gebieten. Ich erzählte ihm nichts von seiner Macht, da ich fürchtete, er könnte sie eines Tages gegen mich verwenden, und ließ ihn in dem Glauben, ein Mensch zu sein — und zwar Elias selbst, der auf dem Schlachtfeld in ein Feuer geraten war und durch meine alchemistischen Studien ein neues Gesicht bekommen hatte. Seine Erinnerungen, so erzählte ich ihm, seien bei diesen Bemühungen verloren gegangen. Meine Hoffnung, dass der Hybrid ein Ebenbild von Elias werden würde, wurde rasch zerschlagen. Denn statt eines kämpferischen Sohnes war der Hybrid sanft und hatte mit der Vernichtung der Gargoyles, wie ich

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