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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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helles Licht aus seinen toten Augen schoss. Geblendet fuhr Mia zurück und fand sich im nächsten Moment in einem prunkvollen Festsaal wieder. Rings um sie herum saßen Gargoyles auf steinernen Sitzreihen und blickten schweigend hinauf zu einer Empore. Dort standen sich zwei Gargoyles gegenüber, einer von ihnen trug eine Krone, und an seinem Arm funkelte das Teufelszepter. Ein Schatten im Augenwinkel ließ Mia aufsehen, und sie erkannte dunkle Gestalten, die sich draußen vor den hohen Fenstern sammelten. Gerade löste der König unter leisen Worten das Zepter von seinem Körper. Da ging ein Dröhnen durch den Raum, dicht gefolgt vom Kampfgeschrei der Gestalten, die durch klirrende Fenster in den Saal sprangen. Es waren Hybriden, wie Mia jetzt sah. Sie stürzten sich auf die festliche Gesellschaft, und ehe der König wusste, wie ihm geschah, hatte ein blonder Hybrid ihn zu Boden geworfen und das Zepter an sich gebracht.
    »Eines Tages«, erklang Jakobs Stimme in ihrem Kopf, »gelang es dem Hybriden Konis, sich gegen seine Herren aufzulehnen. Er scharte andere Sklaven um sich, und es gelang ihnen, während der Krönungszeremonie des neuen Königs das Teufelszepter an sich zu bringen. Von nun an herrschte Krieg zwischen Gargoyles und Hybriden. Die Gargoyles konnten sich nur schlecht gegen die wachsende Zahl der aufsässigen Sklaven verteidigen, denn es gab schon seit Langem mehr Sklaven als Herren. Doch die Gargoyles fanden Verbündete: die Menschen. Ihr König schlug den Gargoyles vor, sie bei dem Kampf gegen Konis zu unterstützen, und verlangte dafür die Hälfte des Teufelszepters. Die Gargoyles gingen auf den Handel ein, und zusammen mit den Menschen besiegten sie die Hybriden. Und sie hielten ihr Versprechen.«
    Mit angehaltenem Atem sah Mia, wie alle Hybriden und einige Gargoyles um sie herum verblassten. Ihre Konturen wurden unscharf wie ausradierte Zeichnungen, bis sie verschwunden waren. Licht und Schatten flackerten durch den Saal, als würde es in rasender Folge Tag und wieder Nacht werden. Dann flammten Fackeln an den Wänden auf, und vorn auf der Empore standen sich ein Mensch und ein Gargoyle gegenüber. Langsam legte der Gargoyle sein Zepter ab, teilte es in zwei Hälften und überließ eine davon dem Menschen. Fasziniert sah Mia zu, wie die Zepter sich mit gedämpftem Zischen ins Fleisch ihrer Träger gruben und mit ihnen verschmolzen. Leise hörte sie Jakobs Stimme: »Die Hälfte des Zepters eröffnete den Menschen das, was sie immer wollten: die Magie. Wie die Gargoyles die Träume der Menschen nutzen, um eigene Träume zu haben, nutzten die Menschen damals die Magie der Gargoyles, um selbst Magie zu wirken. Aber es dauerte nicht lange, da gaben sich die Menschen nicht mehr mit dem zufrieden, was sie hatten. Nun, da sie über Magie gebieten konnten, wollten sie sich nicht länger mit der Hälfte der Welt begnügen — die Unterwelt sollte ihnen auch gehören. So kam es zum Krieg zwischen Gargoyles und Menschen — zu einem Krieg, der die Freundschaft, die einst zwischen diesen Völkern bestanden hatte, endgültig beendete.«
    Erschrocken sah Mia, wie sich das Gesicht des Menschenkönigs veränderte. Auf einmal waren es tausend Gesichter in einem, seine Augen flackerten wie im Fieber, und als er den Arm mit dem Zepter emporriss und schrie, zerbrach der Saal um sie herum in klirrende Scherben. Sie stürzte auf ein Feld und sah im nächsten Moment schreiende Gargoyles auf sich zustürmen.
    »Lange Zeit wogte der Krieg hin und her, bis es Pedro von Barkabant, dem Menschenkönig, der unter den Gargoyles als Blutkönig in die Geschichte einging, gelang, das Gargoylezepter an sich zu bringen. Mit der Kraft der beiden Zepter machte er Jagd auf die Gargoyles.«
    In der Ferne sah Mia einen Reiter. Für einen Moment stand er regungslos. Dann riss er einen funkelnden Gegenstand über seinen Kopf, von dem augenblicklich ein gleißend helles Licht ausging. Etwas rollte durch die Luft wie ein Meer, das gewaltige Wellen an Land trägt. Die ersten Gargoyles wurden davon erfasst, knirschend zersplitterten ihre Körper und wurden umgehend zu feinem Staub. Mia hörte die Schreie um sich herum, sah das Brechen der Körper und fühlte sich im nächsten Moment von einem gewaltigen Schlag getroffen. Schreiend flog sie durch die Luft und landete krachend auf dem Boden vor dem Tisch in Lucas' Atelier. Keuchend kam sie auf die Füße und starrte benommen auf das Aschefeld, das sich ihrem Blick auf der Leinwand bot. Die

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