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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Gargoyles waren verschwunden. In der Ferne lachte jemand, es war ein krankes, wahnsinniges Lachen.
    »Pedro von Barkabant«, flüsterte Mia und spürte, wie ihr kalt wurde. Jakob stellte ihren Schemel wieder auf, den sie bei ihrem Flug aus dem Bild umgeworfen hatte, und sie setzte sich langsam. Sie hatte sich einige blaue Flecken geholt, das fühlte sie, aber in diesem Moment war es ihr gleichgültig. Noch immer klebte der Staub der steinernen Körper an ihren Händen. Nach einer Weile fuhr Jakob fort.
    »Da Pedro von Barkabant die Zepter mit sich verschmolzen hatte, konnte er nicht getötet werden — und wurde somit fast unbesiegbar. Viele Gargoyles flohen vor ihm, einige stellten sich zum Kampf. Die meisten tötete er. Und er hätte dieses Volk ausgelöscht, wenn sein Wahnsinn ihm nicht zuvorgekommen wäre. Immer häufiger soll es vorgekommen sein, dass er sich über die Last der Zepter beklagte, und eines Tages soll er sie abgelegt haben — irgendwo in der Einöde, und er ging davon, ohne sich umzudrehen. Spitzel der Gargoyles, die ihn verfolgt hatten, nahmen die Zepter an sich und brachten sie ihrem König. Und dieser traf eine folgenschwere Entscheidung.«
    Pfeifender Wind ließ Mia den Blick von ihren Händen nehmen. Auf der Leinwand war eine Stadt zu sehen. Es war eine Stadt vergangener Jahrhunderte, und doch erkannte Mia sie sofort. Der Eiffelturm fehlte ebenso wie die meisten der Gebäude und Plätze, die diese Stadt nun berühmt machten. Und dennoch wusste Mia instinktiv, dass es nur Paris sein konnte. Sie fühlte diesen Duft, den Atem, der in jedem Pflasterstein, in jedem Lächeln seiner Bewohner steckte. Jede Stadt habe einen bestimmten Duft, hatte sie einmal irgendwo gelesen. Aber den Duft der Sehnsucht fand man nur in Paris. Die Leinwand zeigte die Stadt von oben, verwinkelte Gassen und breitere Straßen — und überall schoben sich Gargoyles wie Flüsse aus Stein durch die Nacht.
    »Sie gehen ein letztes Mal durch die Straßen dieser Stadt«, hörte Mia Jakob sagen. »Ein letztes Mal, bevor sie ihr Leben in der Unterwelt beginnen, das kein Zusammenleben mit den Menschen mehr kennt. Denn der König der Gargoyles beschloss zusammen mit den Letzten seines Volkes, den Krieg mit den Menschen ein für alle Mal zu beenden. So wirkte er mit beiden Zeptern den Zauber des Vergessens. Durch die Zerstörung des Menschenzepters sollte dieser Zauber unumkehrbar werden.«
    In dem Bild ging die Sonne auf. Blassgelbe Strahlen fielen auf die trostlosen Straßen. Alle Gargoyles waren verschwunden.
    »Von nun an galt das Steinerne Gesetz, das besagt, dass die Menschen niemals etwas von der Existenz der Anderwelt oder ihrer Geschöpfe erfahren dürfen. Viele Wesen, die sich von nun an vor den Menschen verbergen mussten, gingen in die Unterwelt. Manche von ihnen leben hingegen noch immer unter uns, wie die Gargoyles, die tagsüber auf unseren Kirchen versteinern, oder die Vampire, die neben dir in der Metro sitzen können, ohne dass sie dir besonders auffallen. Doch uns wurde durch den Zauber des Vergessens nicht nur der Blick auf die Welt versperrt. Jegliche Zeichen der Anderwelt wurden aus unserer Geschichtsschreibung vor dem Jahr 1403 gelöscht — jenem Jahr, da der Zauber gesprochen wurde. Die Anderwesen vernichteten jede schriftliche Fixierung ihrer Existenz, die sie finden konnten, verschleierten ihr Mitwirken an historischen Ereignissen durch geschicktes Umdichten der Geschichte und zerstörten zahlreiche Monumente, die sie einst errichtet hatten. Kurzum: Sie zerstörten alles, was die Menschen auf ihre Fährte bringen konnte. Doch noch immer finden sich überall auf der Welt ihre Spuren. Konnten sie die Schriftlichkeit manipulieren — in Sagen und Märchen lebten sie fort, und auch Rätsel wie Stonehenge oder die Moais auf den Osterinseln zeugen von ihrer Existenz. Doch die Menschen ahnen nichts davon und wissen nicht, wie nah sie der Wahrheit mitunter kommen.«
    Das Bild zeigte nun eine Straße im heutigen Paris. Autos fuhren hupend über rote Ampeln, Menschenmassen drängten sich an den Schaufenstern vorbei, und Mia sah deutlich den Vampir, der regungslos neben einer Tür stand und die Menschen musterte. Achtlos rempelten sie ihn an und prallten von ihm ab wie von Stein, doch sie merkten es kaum. Auch die Geister, die hoheitsvoll durch die Menge schritten, sahen sie nicht, und sie bemerkten nicht das Lächeln, das der Gestaltwandler hinter der Maske eines gutmütigen Herren verbarg, der gerade zwei Kinder in

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