Grim
war!
Erwolltelachen,dochdabrachgleißendesLichtausdemPortal,dasnochimmeramBodendesFlussesstand.EstrafGrimmitsolcherWucht,dassihmschwarzvorAugenwurdeunderausdemWasserherausgeschleudertwurde.ErflogdurchdieLuftundlandetehartaufeiskaltemGrund.ErspürteMiainseinerNäheundLyskianunderhörtedashektischeAtmenvonRemis.Erwusste,dasseramUferlag,aberernahmseineUmgebungkaumwahr.KeuchendgriffersichandieKehle,aufeinmalfühlteseinKörpersichsoschweran,underspürtegleichzeitigdieKälte,dieihnmitsamtenerGewaltausfüllteundjedenSchmerzlinderte.ErstemmtedieArmeindenmodrigenGrundundöffnetedieAugen.SchemenhafterkannteerverkohlteLeiberindenFluten,ersahdieAugeneinzelnerNixen,dieihnausunerklärlichenTiefenanschauten.EsstandkeineVerachtungmehrinihremBlick,sondernetwas,dasschlimmerwar – etwaswieFurcht.
Grim hörte die Schritte, die hart und schwer auf ihn zutraten, und ihm stockte der Atem, als er die Gestalt sah, die sich ihm näherte. Samhur hatte jede scheinbare Schwäche abgelegt. Sein freier Oberkörper zeigte keinen Makel, der Zauber in seiner Faust war unnachgiebig auf Grim gerichtet und wartete nur darauf, ihn bei einer einzigen falschen Bewegung zu Staub zu zermahlen. Er hatte das Gesicht eines Kriegers und seine Augen … der Schleier vor seinem Blick war zerrissen, und als er stehen blieb und Grim aus eisblauen Augen ansah, aus Augen, die ein schwarzes Licht in sich trugen, das drohend aufloderte und sein Antlitz in das eines Engels oder eines Teufels verwandeln konnte, da wusste Grim, dass er ihn schon einmal gesehen hatte: Er war der Rhak’ Hontay gewesen auf dem Seil in der Vision der Akademie, er hatte den Drachen bezwungen und den Kampf mit Licht und Schatten für sich entschieden. Vor ihm stand Samhur mit den Augen des Frosts, dessen Rachgier unersättlich war. Vor ihm stand ein Jäger der Fünf.
Samhur rührte sich nicht, doch seine Worte schnitten Grim ins Fleisch. Du bist ein Kind und ein Narr , raunte er mit dunkler Stimme. Du weißt nicht, wen du gerufen hast.
Später konnte Grim nicht mehr sagen, aus welchem Grund er den Blick abgewandt und hinüber zur Karlsbrücke gesehen hatte. Er erinnerte sich nur noch an die Gestalt, die dort stand, eine hochgewachsene, grausame Gestalt mit langem schwarzen Haar, die Hand auf die Brüstung gelegt, und ein Name glitt durch die Luft wie ein Schwertstreich.
Bhragan Nha’sul.
Im nächsten Moment traf Grim ein schwarzer Pfeil in die Schulter, und ehe er auch nur Luft holen konnte, riss die Ohnmacht ihn mit sich.
Kapitel 22
Das Licht einer Fackel tanzte über Mias Gesicht, als sie er-wachte. Sie lag auf Grims Mantel, über ihr wölbte sich die rußgeschwärzte Decke eines unterirdischen Kerkers. Remis und Lyskian untersuchten die transparente Wand, die das Verlies mit magischem Glimmen verschloss, und sie spürte Grims Klaue auf ihrer Schulter, noch ehe sie ihn in den Schatten erkannte. Der Pfeil der Vampire war tief in ihr Fleisch gedrungen und hatte sie betäubt. Noch immer steckte die Macht seines Gifts in ihren Gliedern, aber sie fühlte auch Lyskians Magie, die die schmerzhafte Wirkung aus ihren Adern gezogen und die Heilung vorangetrieben hatte. Kühl legte sich Grims Zauber auf ihre Haut und linderte den pochenden Schmerz in ihrem Arm, doch Mia achtete kaum darauf. Sie schaute ihm in die Augen, die schwarz waren wie die Schatten, in die er sich begeben hatte, und sie erkannte die Gesichter der Meerwesen darin, die brennenden Leiber der Nixen und den Fluss, den er in goldenes Feuer gesetzt hatte. Seit sehr langer Zeit war er ein Schattenflügler, er hatte in zahlreichen Schlachten gekämpft und so viele Anderwesen getötet, dass er sie vermutlich nicht mehr zählen konnte. Aber Mia wusste, dass er es nie aus Willkür getan hatte. Trotz aller Kriege hatte er niemals die Ehrfurcht vor dem Leben und die Demut vor dem Tod verloren. Doch nun … Er hatte Angar Kalfingur und sein Gefolge beinahe umgebracht, und das nicht, weil es keinen anderen Weg gegeben hatte. Er war zu weit gegangen – und er wusste es, das las sie in seinen Augen. Und noch etwas anderes fand sie darin, eine kalte, reglose Glut, die noch immer seine Glieder erfüllte und nur langsam aus seinem Blick wich und die tief in seinem Inneren darauf wartete, erneut entfesselt zu werden.
Sie griff nach seiner Klaue, und wie jedes Mal, wenn sie seine Finger auf ihrer Haut spürte, glitt ein Schauer aus Zärtlichkeit über ihren Rücken. Doch gleichzeitig legte sich die Glut in seinen Augen wie ein Schleier
Weitere Kostenlose Bücher