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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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lieb sein – , dann wirst du tun, was ich dir sage, oder du wirst es verdammt noch mal bereuen! Hast du verstanden?«
    Für einen Moment trat ein Glühen in Jaros Blick, ein eiskalter Zorn, der jede Furcht mit sich riss, doch gleich darauf neigte der Hartid den Kopf und nickte kaum merklich. Grim ließ ihn los. Taumelnd kam der Junge auf die Füße, er hustete, doch Grim würdigte ihn keines Blickes mehr. Eilig trat er neben Lyskian, schickte einen Zauber durch seine Faust, der den Tunnel stützte, und hörte Remis auf seiner Schulter schreckhaft nach Luft schnappen. Wortlos wechselte er mit Mia einen Blick. Dann ließen sie das Ufer hinter sich und betraten den Tunnel.
    Nur knapp konnte Grim sich davon abhalten, die Schwingen auszubreiten und durch dieses verfluchte Flackerlicht so schnell wie möglich auf das Portal zuzufliegen. Das Rauschen des Wassers war so laut, dass er glaubte, es müsste ihn auseinanderreißen, doch kaum, dass er seine Schritte beschleunigte, knackte sein Zauber gefährlich und ließ ihn langsamer gehen. Er spürte sie deutlich in den Fingerspitzen, die Wassermassen, die gegen seinen Wall drückten und ihm jeden Funken Konzentration abverlangten, und er fühlte auch das Zittern des silbernen Glanzes, den Lyskian über den Boden bis hinauf zum Portal geschickt hatte. Selten war ihm seine Magie so zerbrechlich vorgekommen wie in diesem Moment.
    Schritt für Schritt bewegten sie sich durch den Tunnel, das Wasser drängte sich gegen Grims Zauber wie gegen unsichtbare Wände und spannte sei ne Muskeln bis zum Zerreißen. Flackernd brachen sich die Lichter darin, und plötzlich meinte er, die Stimmen von Möwen zu hören und das Brechen von Meereswellen in nächtlichen Stürmen. Er hatte immer schon eine Sehnsucht nach dem Meer gehabt, nach seiner Weite und Grenzenlosigkeit, aber er liebte auch seine Gewalt, seinen Zorn und seine Unbezähmbarkeit. Das Meer konnte friedlich erschein en, sanft sogar und verspielt, aber im Inneren war es doch immer mehr als das, es war etwas anderes , d as die meisten Mens chen und Anderwesen niemals begreifen würden. Grim zwang sich, die Schleier seines Zaubers im Blick zu halten, während er den Sturm des Meeres auf seinem Gesicht fühl te und die Kraft ahnte, die in den Wellen steckte und die jede Magie der Welt zerschmettern konnte – und er hörte die Stimmen, die n un erneut zu ihm herüberd rangen und die er erst bewusst wahrnahm, als Mia seinen Blick suchte. Anspannung stand in ihren Augen, die lichtdurchwirkten Wellen spiegelten sich im Grün des Sturms darin, und Grim hörte die Gesänge, die durch die Schleier drangen wie Rufe aus der Ferne. Es waren keine Möwen, die da schrien.
    Diese Erkenntnis genügte, um jede Verzauberung von seinen Schultern zu reißen. Verflucht, die Düsternis dieser Stadt schlich sich in seine Gedanken und ließ ihn über Wellen und Möwen nachdenken, während er einen Jäger der Vampire verfolgte und die Tonnenlasten der Moldau auf den Fingerspitzen balancierte! Da fehlte es nur noch, dass er sich hinsetzte und anfing, auf diesem modrigen Boden Gedichte zu schreiben, weil er gerade nichts Besseres vorhatte! Mit finsterer Miene verschloss er sich vor den Stimmen, gerade in dem Moment, da sich Gesichter aus der Dunkelheit schoben – bleiche, schöne Gesichter mit silbernen Augen und langem, blauen Haar, das sich im Strom der Wellen bewegte. Männer und Frauen waren es, Nixen, deren Fischschwänze sich gleitend durchs Wasser bewegten und deren Haut mit glitzernden Schuppen bedeckt war. Sie näherten sich dem Tunnel, viele von ihnen lächelten, doch es war ein kaltes Lächeln voller Verachtung.
    Grim erschütterte Remis, der bisher wie eine Salzsäule auf seiner Schulter gehockt hatte und nun ausgiebig mit den Zähnen klapperte, mit einem leichten Achselzucken. Er kannte Meerwesen, die meisten von ihnen waren tückisch und verschlagen und immer darauf erpicht, Lebendiges in ihre kalten Arme zu schließen und es mit ihrem ewigen Kuss zu ertränken. Verführerisch bewegten sich die Nixen und er hörte sie lachen, hell und grausam zugleich.
    Beeilt euch , flog Lyskians Stimme durch seine Gedanken. Sie … Doch noch ehe er seinen Satz beenden konnte, glitt eine der Nixen dicht an die Tunnelhaut heran. Sie fixierte Mia mit ihrem Blick, ihre Augen waren wie flüssiges Blei, und dann, mit fließender Bewegung, zog sie eine Muschelscherbe aus einem Halfter an der Hüfte und durchtrennte die Tunnelwand. Der Schmerz kam so plötzlich, dass

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