Grim
Grim zusammenfuhr. Blut lief über seine Klaue, eilig verstärkte er den Wall, doch er sah die Nixe lächeln, hörte das Knacken, das die Wände überzog wie berstendes Eis – und im nächsten Moment strömte eine Kälte in ihn hinein, die jeden Zauber zerschlug. Lautstark brach der Tunnel über ihnen zusammen.
Die Wassermassen stürzten auf sie nieder, gerade noch konnte Mia eine Luftblase um sich herum bilden und Remis an sich ziehen. Dann trafen sie die Wellen. Grim wurde fortgerissen, ein stechender Schmerz durchzog seine Brust, als er aufhörte zu atmen. Er legte die Schwingen an den Körper, um sich vor der Gewalt des Flusses zu schützen, und grub die Klauen tief in Lyskians Zauber, der noch immer den Boden bedeckte und das Portal am Einsturz hinderte. Das Wasser rollte über Grim hinweg, er sah Mia in einiger Entfernung. Sie hatte ihren Zauber im Flussgrund verankert, zusammengekauert saß sie da und verstärkte ihren Wall, während die Nixe mit der Scherbe sich ihr näherte. Zwei Meermänner stürzten sich auf Lyskian, der sich trotz der Wassermassen, die ihn umtosten, mit beeindruckender Leichtigkeit um sich selbst drehte und den Angreifern einen Donnerzauber entgegenschlug. Außer sich packte Grim das Fangnetz einer Nixe, die mit kaltem Lächeln auf ihn zuglitt, wickelte sie in ihren eigenen Zauber und entließ einen Flammenwirbel aus seiner Faust. Krachend schlug er ihn der Nixe mit der Scherbe vor die Brust und riss sie von Mias Schutzkuppel fort. Sein Feuer brach durch die Fluten, es erhellte unzählige herbeieilende Meermänner, Nixen und monströse Fische, die sich auf sie stürzten – und aus ihrer Mitte brach, die weißen Augen zu tödlicher Glut entfacht, ein riesiger Wassermann. Er überragte Grim um einige Köpfe, sein blauschwarzes Haar umtoste seinen Schädel, und Narben zogen sich über seinen Oberkörper. Blitze züngelten über seinen linken Arm, sein Fischschwanz peitschte mit solcher Gewalt durchs Wasser, dass die Wellen Grim ein ganzes Stück weit zurückschlugen, und als er den Mund öffnete und brüllte, offenbarte er mehrere Reihen messerscharfer Zähne.
Ich bin Angar Kalfingur , donnerte seine Stimme durch die Wellen. Zorn der Purpurschlucht und der Tausend Inseln, Klaue des Isidos und der Harphoren, Stimme des Sturms über den Meeren der Welt! Ihr wagt es, einen Freund meines Hofes zu verfolgen? Ihr wagt es, mir entgegenzutreten?
Grim ballte die Klauen. Er hatte von Angar Kalfingur gehört, diesem Hexer der Meere, dem zahlreiche Dryaden, Nymphen und Nixen die Treue geschworen hatten und dessen Zorn sich nun in nachtschwarzen Egeln in den Fluss entlud. Pfeilschnell rasten sie durch die Wellen, Grim fuhr zurück, aber eines der Tiere traf ihn an der Schulter. Der Schmerz war kurz und heftig, wutentbrannt riss er den Egel aus seinem Fleisch und schleuderte ihn fort. Blut schoss aus der Wunde und verfärbte das Wasser, und er spürte, wie die Kraft des Flusses in ihn eindrang und seine Bewegungen verlangsamte. Lyskian hielt sich in einiger Entfernung mehr als ein Dutzend Meerwesen vom Hals, doch Angar Kalfingur beachtete ihn kaum. Sein Blick richtete sich auf Mia.
Sie war in ihrer Kuppel aufgestanden, Remis schwebte vor ihr und hatte kampfesmutig die Fäuste geballt, doch die Nixen strichen über den Zauber hin, und mit jedem Mal, da ihre eiskalten Finger ihn berührten, sogen sie die Luft ab, die im Inneren war. Unzählige Egel gruben ihre Zähne in den Wall, Grim hörte das Lachen des Wassermanns, er gierte nach dem Leben, das Mia in sich trug – dem Leben eines Menschen. Schwarze Adern zogen sich über den Schutz, er knackte hörbar. Für einen Moment sah Grim Mias Gesicht, den Schrecken darin und die Furcht. Dann barst der Wall, und das Wasser brach über ihr zusammen.
Grim stieß ein Brüllen aus, das die Lähmung aus seinen Gliedern riss, und stürzte sich vor. Angar Kalfingur fuhr herum, er warf einen grünflackernden Blitz auf Grim, doch dieser wich nicht zurück. Er hielt Mia im Blick, die von drei Nixen gepackt und in die Finsternis gezogen wurde, und Remis, der mit aufgeblasenen Wangen an ihrem Ärmel hing. Der Blitz umfing ihn, unnennbarer Schmerz raste durch seinen Körper, doch er ließ nicht zu, dass der Spuk des Wassermanns ihn bezwang. Golden strömte die Magie durch seine Adern, er sprengte den Zauber und sah die Blitze, die in der Dunkelheit des Wassers erloschen, und ehe Angar Kalfingur erneut ausholen konnte, glitt Grim auf ihn zu und packte ihn an der
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