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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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sprang ein Schatten von links heran. Mia fuhr zusammen, es schien ihr, als fühlte sie wieder den Schmerz in ihrer Brust, doch dieses Mal verstand sie, was sie getroffen hatte: Es war Samhurs Schwert, das ihr Fleisch durchschnitt – Samhurs Schwert, das Oreyon zu Fall brachte. Sie schaute den Jüngsten der Fünf Jäger an, den suchenden, den sterbenden Blick, der Samhur nicht mehr umfassen konnte – Samhur, der ihn getötet hatte.
    Lyskian zog seine Hand zurück, und das Bild zerbrach. Stattdessen sah Mia dem Lord ins Gesicht, er ließ Samhur fallen, ohne ein Wort zu sprechen. Der Jäger taumelte zurück, er hustete wie ein alter Mann.
    »Oreyon verlor sein Leben bei dem Versuch, dich vor dir selbst zu bewahren«, sagte Bhragan Nha’sul. »Habt ihr ihn nicht gemeinsam begraben, habt ihr euch nicht voneinander getrennt in der Gewissheit, dass euer Bund zerschlagen wurde? Ließen sie dich nicht allein, weil du gefallen bist – in deine eigene Finsternis?«
    Samhur nickte verzögert, als würden die Worte des Lords ihn aus weiter Ferne erreichen. »Ja«, sagte er mit rauer Stimme. »Erst, wenn ich den festen Stand wiederfände, so sagten sie, wollten sie zurückkehren als das, was sie einst waren: meine Vertrauten, meine Gefährten, meine Freunde.«
    »Sie haben gesehen, dass der Tanz auf dem Seil ein Ende finden musste«, erwiderte Bhragan Nha’sul beinahe sanft. »Und du hast es auch erkannt – damals, als du mir davon erzähltest.«
    Mia hielt den Atem an, als Samhur den Blick hob. Er sank auf einen Sessel, seine Augen waren wie zwei Spiegel, und als er lächelte, sah es so aus, als würde er weinen. »Ich erkannte mein Gesicht in seinen Augen«, flüsterte er so leise, dass Mia aufhören musste zu atmen, um ihn zu verstehen. »Ich sah mich an, und ich erkannte das Antlitz der Dämonen darin, die im Massaker von Grhrokol meinen Clan dahinrafften. Ich fühlte nichts als Schmerz – und das schwarze, gierige Feuer meiner Rachsucht. Ich hielt ihr nicht stand. Ich war zu schwach und ich … fiel.«
    Der Lord stand regungslos, aber zum ersten Mal, seit Mia ihn kannte, wurden seine Züge weich. »Dies ist der Grund, aus dem ich dich schützen will«, erwiderte er mit ungewohnter Wärme in der Stimme. »Kehre nicht auf einen Weg zurück, der dich schon einmal beinahe vernichtet hätte. Verus mag mächtig sein, doch sollte er es wagen, gegen unser Volk aufzubegehren, werden wir ihn vernichten, das steht außer Zweifel. Es besteht kein Anlass, ihn zu suchen.«
    Da ging ein Flackern durch Samhurs Blick, das sein Gesicht ganz jung machte. Er lächelte kaum merklich. »Ihr wisst noch immer wenig von Dämonen seiner Art«, sagte er. »Und Ihr ahnt nicht, welche Macht er mit seinesgleichen entfalten kann. Er wird das Antlitz der Welt verändern und vielleicht … vielleicht wird er sie vernichten.«
    Bhragan Nha’sul lächelte kühl. »Es wäre nicht das erste Mal, dass ich zusehe, wie dergleichen geschieht. Ich fürchte die Vernichtung der Welt nicht. Sie wird nicht die Vernichtung der Vampire sein.« Er schwieg für einen Moment, dann wandte er sich ab und bewegte die linke Hand, woraufhin ein halbes Dutzend Vampire durch ein Flügeltor am Ende des Saales traten. »Wir haben uns verstanden«, sagte er, als er auf sie zutrat. »Du wirst hier bleiben, bis die Angelegenheit sich geklärt hat, und ihr … «, er wandte sich an die Vampire. »Nehmt die Lauscher an der Tür gefangen.«
    Mia erschrak heftig, doch während Remis panisch die Luft einsog und Grim und Lyskian zurückwichen, rührte sie sich nicht. Sie sah die Vampire auf die Tür zutreten, sah Bhragan Nha’sul, der gerade den Raum verlassen wollte – und sie sah Samhur, zusammengesunken und mit diesem Glimmen im Blick, das langsam in seine Pupille zurückfiel und seinen Blick trübte. Vielleicht war es dieses Licht, das langsam in die Finsternis sank, dieses Glimmen, das sie fürchtete und dessen Erlöschen sie vielleicht gerade deshalb nicht mitansehen wollte, das sie dazu trieb, mit einem heftigen Schlag die Tür aufzustoßen und in den Saal zu stürmen.
    »Samhur mit den Augen des Frosts«, rief sie und ignorierte Grims Fluch, als sie mit geschickter Bewegung seinem Griff entglitt. »Ihr wisst, wie gefährlich Verus ist! Ihr wisst, dass Ihr der Einzige seid, der helfen kann, ihn zu bezwingen! Wie könnt Ihr Euch in Ketten legen lassen von einem Lord der Vampire, der sich nicht darum schert, was aus der Welt wird?«
    Dicht vor Samhur blieb sie stehen, so nah,

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