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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Delphi. »Die mächtigsten Dämonen dieser Welt sind entweder tot oder gefangen, das erzählst du doch immer, oder etwa nicht?«
    Grim schnaubte, dass Remis’ Haare zurückflogen. »Niemand kann wissen, welche Mächte sich in den Schatten unserer Welt verbergen und eines Tages beschließen, ans Licht zu kriechen. Wir haben die Dämonen gefangen, die sich in den Aufständen von Prag gegen die Gargoyles stellten, und schon davor wurden jene festgesetzt, die sich der Herrschaft der Steinernen Gesellschaft über die Anderwelt nicht unterwerfen wollten. Aber es gibt sie noch immer – die unbeugsamen Dämonen, die lieber auf ewig in Diamantfeuer baden würden, als sich jemandem zu beugen. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe Jahrhunderte damit verbracht, mich ihnen entgegenzustellen, und trotzdem kann man nie sicher sein, alle gefangen zu haben. Manche sind noch immer frei. Und ganz offensichtlich ist unser Freund einer davon.«
    »Aber was waren das für Wesen, die mich angegriffen haben?«, fragte Mia und zog die Brauen zusammen.
    Vraternius hob die Schultern. »Vermutlich Poltergeister oder niedere Dämonen, die sich in dem Nebelzauber eingenistet haben, um ihre Kräfte zu steigern. Du hast erlebt, wie mächtig sie werden können, wenn sie sich zusammenschließen. Über den Nebel konnten sie in deine Gedanken vordringen und so Schreckensbilder aus deiner eigenen Vorstellungskraft erschaffen. Ein Dämonenzauber wie dieser ist ein Schlaraffenland für sie.«
    »Und für den Dämon, der ihn gewirkt hat«, grollte Grim dunkel. »Er glaubt, unangreifbar zu sein in seinem Nebel, und … «
    »… damit hat er ja auch recht, zumindest in Bezug auf dich und die besten Schattenflügler der OGP «, bemerkte Remis mit bestechender Geistesschärfe. »Die Frage ist nur, was er vorhat – und wie wir ihm auf die Spur kommen können.«
    Vraternius schüttelte den Kopf. »Wir haben wenig über den Zauber erfahren«, murmelte er. »Und ebenso wenig wissen wir, über welche Kräfte der Minotaurus noch gebietet außer jenen, die wir bereits kennenlernen durften. Es ist mehr als riskant, sich ihm zu nähern, vor allem, da er über den Nebel herrscht.«
    »Aber wenn wir herausfinden wollen, was er vorhat, bleibt uns keine Wahl«, erwiderte Grim. »Jede Stunde, in der die Menschen in der Hand des Dämons sind, ist eine Stunde zu viel. Wir müssen ihn stellen, so schnell wie möglich.«
    »Es ist nicht leicht, gegen Dämonen anzukommen«, stellte Remis fest und hob fachmännisch die linke Braue. »Schon gar nicht gegen so mächtige wie ihn.«
    Grim fixierte ihn düster. »Sagt der Dämonenbezwinger Remis der Grüne, der schon gegen unzählige Schrecken kämpfte und sie bezwang. Warte … wie viele waren es noch gleich? Null?«
    Der Kobold verzog den Mund zu einer Grimasse. »Wie auch immer«, sagte er mit einer Handbewegung, als hätte Grim kompletten Unsinn erzählt, den man am besten ignorierte. »Dieser Kerl fängt die Menschen und verschleppt sie Gott weiß wohin. Wir müssen … «
    Da hob Mia den Blick. »Nicht alle Menschen«, sagte sie und schaute zum Bannkreis hinüber, in dem die letzten Nebelreste in sich zusammenfielen. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, ein Lächeln, das jeden Schatten über ihrem Gesicht zerriss und Grim dazu brachte, gespannt die Brauen zu heben. »Er ist nicht so unangreifbar, wie er denkt.«

Kapitel 4
    Notre-Dame erhob sich wie ein Monument aus gebleichten Knochen in die Nacht. Halbherzig kroch goldener Scheinwerferglanz über die Fassade und verband sich mit den Schatten der Grotesken zu einem matten Glimmen, einer Schicht aus Traum, die dem Gebäude den Anschein des Unwirklichen gab.
    Mia ließ ihren Blick über das Wechselspiel von Licht und Dunkelheit schweifen und hörte wie durch Watteschichten die Stimmen der Menschen um sich herum. Es war beinahe Mitternacht, doch selbst zu dieser Stunde war der Platz vor der Kathedrale noch gut besucht. Liebespaare saßen auf den Bänken, Touristen schossen Erinnerungsfotos, und die Bewohner der Stadt fanden sich zu Gesprächen zusammen. Immer wieder sahen die Menschen zu den Gargoyles auf, die ihnen als leblose Statuen und Wasserspeier erschienen. Dabei hatten die Snobs von Notre-Dame, wie Grim sie nannte, auch in dieser Nacht Schwierigkeiten damit, vollkommen still zu stehen. Fein wie Feenstaub lösten sich immer wieder einzelne Steinpartikel und fielen auf die Menschen nieder. Gedankenverloren schaute Mia über den Platz. Wer konnte wissen, ob dieser

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