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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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aus Asche, und als seine Peitsche zischend die Luft zerschnitt, fielen schwarze Flocken auf die Flüsterer nieder. Sie schlossen die Augen und murmelten vor sich hin, als wäre nicht das Geringste geschehen.
    Kronk legte Samhur die Hände auf die Brust, und als sein Heilungszauber die Adern auf dessen Leib vertrocknet hatte und die Spinnenbeine in seinem Fleisch zu Staub zerfallen waren, öffnete der Jäger die Augen. Langsam zog sich das Blut aus ihnen zurück. Er setzte sich auf, während seine Wunden sich schlossen.
    »Belial«, flüsterte er, und Grim wusste, dass er den Dämon mit den Teufelshörnern meinte, der sie gerade über die Flammen hinweg angesehen hatte. »Ursus, Mediad, Neraya und viele, so viele andere. Ihr kennt ihre Namen oder auch nicht, aber ich sage euch: Sie sind es, die Verus ruft. Es sind die mächtigsten Dämonen, die diese Welt jemals gesehen hat.«
    »Na großartig!«, rief Remis und fuhr sich durch die Haare, als könnten die etwas für die ganze Situation. »Als wenn wir nicht schon genug Dämonen hätten zur Zeit, eine richtige Plage sind sie geworden! Reicht das etwa nicht? Und wo sollen diese Superdämonen überhaupt herkommen, haben sie sich in Verus’ Teetasse versteckt?«
    Grim warf ihm einen Blick zu. »Sie sind tot. Er ruft sie aus der Totenwelt der Dämonen. Aber die Grenze zu dieser Welt ist nicht zu durchbrechen, nicht einmal für jemanden wie Verus.«
    »Das ist wahr«, erwiderte Samhur. »Außerdem würde Braskaton seine Kinder niemals gehen lassen. Sobald sich der Dornenstab dort drüben schwarz verfärbt hat, wird das Ritual sich vollenden, aber die Dämonen werden Verus’ Ruf nicht folgen können, so stark die Stimme dieses Zaubers auch ist. Was … «
    Später konnte Grim nicht mehr sagen, ob Samhur seinen Satz beendete oder nicht. Er wusste auch nicht mehr, warum er sich plötzlich umdrehte, instinktiv, als hätte eine zarte Hand seine Schulter berührt. Er erinnerte sich nur noch an den Duft, der über seine Wangen strich, dieser Duft nach Sternen und flammenden Farben, und er sah die Gestalt, die sich aus den Schatten schob – ein Junge war es, klein und zerbrechlich, die Haare wirr und die Augen groß wie zwei Seen in einer kalten Winternacht.
    Grim hatte aufgehört zu atmen. Carven schaute ihm vom anderen Ende des Saales entgegen, die Arme auf dem Rücken gefesselt, einen blutigen Striemen auf seiner Stirn. Und hinter ihm, die Hand auf seine Schulter gelegt, stand Verus Crendilas Dhor und sah mit grausamem Lächeln zu ihnen herüber.

Kapitel 44
    D ie Straßen im Osten der Stadt lagen verlassen. Vereinzelt zün - gelte verblassendes Fluchfeuer über die Fassaden der Häuser, Rauchschwaden zogen über das Pflaster , und die Luft schwirrte von Aschepartikeln, die in zügellosem Flug über die Dächer tanzten. Kein Dämon streifte mehr durch die Gassen, sie alle kämpften in der Schlacht, die selbst hier noch die Erde zum Beben brachte. Nieselregen fiel aus der Dunkelheit des Himmels, feine, silberne Tropfen, die der Wind in bauschenden Vorhängen durch die Luft trieb. Mia spürte sie im Lauf wie Nadelstiche auf ihrem Gesicht. Sie ignorierte die Pfützen, die sich auf dem unebenen Pflaster sammelten, und den Klang ihrer Schritte, der in den verlassenen Häusern widerhallte, als würden sich hinter jedem Fenster, hinter jeder verschlossenen Tür unendliche Schattengänge verbergen. Sie fühlte Lyskian nicht mehr hinter sich, er war ihr nachgeeilt, als sie losgelaufen war, doch nun war er fort, als wollte er nicht mitansehen, wie sie außer sich durch diese gottverdammte Stadt rannte. Ein brennender Schmerz pochte in ihren Schläfen, der in ihrer Brust begonnen und sich nun in ihrem Schädel zusammengerottet hatte, um ihr das Blut schneller durch die Adern zu treiben. Es ist etwas Schreckliches passiert. Jakobs Stimme durchdrang ihre Gedanken, sie sah ihn vor sich, kraftlos und verwundet, und sie hörte noch einmal, was er zu ihr gesagt hatte, flüsternd, als würde er die Bedeutung seiner Worte so mildern können.
    Sie kamen im Morgengrauen , hatte er gesagt. Ein Khan, ein Iphryr und sieben Phy, Schergen von Verus. Sie sprachen mit seiner Stimme, ich konnte ihn in ihren Augen sehen. Sie verwundeten Theryon schwer und schwächten mich mit einem Bann, der mich beinahe zerrissen hätte. Nur mit Glück sind wir noch am Leben. Mia sah noch einmal, wie er den Kopf schüttelte, als müsste er die Worte gewaltsam über seine Lippen bringen. Carven , hörte sie seine Stimme.

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