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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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erinnert euch daran, dass sie immer schon die Sprache der Zwischenwelten war – die Sprache der Geister, der Elementare, der Sphärentöchter. Ich sehe Pan, er stampft das Feuer nieder, er ruft meinen Namen …
    Er stöhnte auf, erschrocken schwirrte Remis in die Luft und Kronk ließ sich neben Grim nieder, als könnte er dem Jäger durch seine Anwesenheit etwas von den Schmerzen nehmen, die ihn in diesem Augenblick durchzogen.
    König Hanon, brachte er hervor, und jetzt hörte Grim deutlich, dass das Gift seine Zunge lähmen wollte und er sich mit aller Kraft dagegen wehrte. Herrscher der Faune, ja, es gab ihn, vergessen habt ihr ihn, aber er war einst so wirklich wie ihr jetzt. Er rief das Urvolk der Waldgötter in die Schwarze Welt, an den Ort seines Exils, um ihm beizustehen im Kampf gegen die Sylphen. Ich sehe sie marschieren, ich sehe sie tanzen …
    Heftig riss er den Kopf zurück, als müsste er seinen Blick von etwas abwenden, das ihm das Fleisch von den Knochen riss.
    Was sagen die Flüsterer? , fragte Grim eindringlich, und Samhur nickte, als hätte er ihn gehört.
    Ihre Stimmen sind klar, sagte er. Es ist ein Orl’ Vinguros, ein Ruf aus den Schatten, den sie formen – ein Zauber aus der Ersten Zeit. Er reicht über Welten hinaus, doch die Wesen, nach denen er verlangt, haben die Freiheit, ihm zu folgen oder auch nicht. Verus Crendilas Dhor …
    Samhur zuckte zusammen bei diesem Namen, so heftig, dass die Spinnenbeine sein Fleisch aufrissen. Grim konnte sich nur ihm letzten Moment davon abhalten, ihn zu berühren, doch er spürte, dass der Jäger ihm entglitt, dass das Gift der Flüsterer, das bereits seine Brust dunkel gefärbt hatte, nun lautlos und tödlich seinen Hals hinaufkroch. Er beugte sich vor.
    Wen ruft Verus?
    Die Frage brannte in seinen Gedanken, er ertrug das Schweigen kaum, in das Samhur verfiel, doch er hörte seine andere Stimme aufbranden, hörte, wie er die Worte des Flüsterers umschlang und sie zum Reden zwang, und er sah mit Ekel und Faszination zugleich, wie blutige Würmer aus dem Mund der Kreatur drangen. Klatschend landeten sie auf dem Boden, sie glitten darüber hin wie Egel, doch kaum, dass sie den Inneren Kreis erreicht hatten, erhoben sie sich in die Luft und verbrannten zu glühenden Zeichen. Ihr Schein begann heller zu werden, Grim spürte ihn schmerzhaft auf seiner Haut, doch er hörte auch Samhurs Stimme, immer lauter und durchdringender wurde sie, und als der Jäger den Kopf zurückwarf und die Finger in die Schultern des Flüsterers grub, dass dessen Knochen splitterten, rissen die Kreaturen die Augen auf. Flammen schossen aus ihren Pupillen und entfachten die Zeichen des Zirkels zu wildem Feuer. In zügellosem Farbenspiel warfen sie sich ineinander und beschworen ein Bild herauf, das Grim den Atem stocken ließ. Er sah Abgründe aus dem Feuer wachsen, Türme aus sterbenden Leibern und Meere aus Blut und Gedärmen, er fühlte den Wind über einem Gebirge aus Asche, und als er das Donnern des Flusses hörte, der durch die Wüste der Farben brach, da wusste er, was er vor sich sah: Es war Braskaton, das Reich jenseits des Lichts, die Totenwelt der Dämonen.
    Er starrte in die Flammen, es schien ihm, als wäre er mitten hineingeraten. Er fühlte die Gischt des Berstenden Meeres, er hörte die Schreie der Verbannten, und dann sah er sie, die Wächter in diesem Reich der Schrecken: wachsbleiche Totenfrauen, Teufel mit verzerrten Fratzen, hinter ihnen Zentauren mit sieben Köpfen, Monstren aus Eiter und Schwefel geformt. Er sah haushohe Spinnen, deren Beine mit Schädeln besetzt waren, und blinde Kinder mit mehreren Mündern, deren Lachen die Luft zerriss. In rasenden Bildern flammten die Dämonen Braskatons auf, sie griffen nach dem Auge, das sich in ihre Mitte geschlichen hatte. Heftig fuhr Samhur zusammen, als ein Prankenhieb durch das Feuer stob.
    Dann zerriss ein Brüllen die Luft, ein gewaltiger Dämon mit geschwungenen Hörnern, Drachenschwanz und lodernder Glut im Rachen erhob sich in der Mitte der Flammen, und als er die Faust hob und mit glühender Peitsche die Bilder der anderen Dämonen um sich herum zerfetzte, da spürte Grim die Hitze auf seinem Gesicht, als würde er direkt vor ihm stehen. Wieder holte der Dämon aus, er fixierte Samhur mit seinem Blick, doch gerade, als er die Faust emporriss, holte der Jäger Atem. Mit einem heftigen Ruck warf er sich zurück, und die Adern um seinen Körper zerrissen. Das Feuer erlosch, der Dämon wurde zu einem Trugbild

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