Grim
Grünen Faust, erwiderte er und neigte kaum merklich den Kopf. Er sah Remis vor sich, und als würde der Kobold diese Geste wahrnehmen, entdeckte er einen verräterischen Schimmer in dessen Augen. Dann zog Remis sich aus seinen Gedanken zurück.
Grim wechselte mit Lyskian einen Blick, der das Gespräch mitangehört hatte. Seine Augen waren rabenschwarz geworden, und ein Lächeln hatte sich auf seine Lippen gelegt. Grim nickte kaum merklich, und Lyskian öffnete das Portal in der Wand. Kronk und Vladik verursachten nicht das geringste Geräusch, als sie hinter Grim die schmale Kellertreppe hinaufschlichen. Lyskian folgte ihnen, er strich mit der Hand über die Wand und schickte seine Sinne in das Gebäude, um nach Dämonen in der Nähe zu suchen.
Remis hat nicht übertrieben, murmelte er. Zwei wunderbare Herausforderungen befinden sich im oberen Stock, einige weitere am Ende des Ganges. Dort sind sie zu dritt.
Kaum hatten sie den Keller verlassen, gab Grim den Schattenflüglern ein Zeichen. Sie schlichen sich eine Treppe weiter hinauf, während Grim und Lyskian das Wohnzimmer durchquerten. Nebel drängte sich gegen die Fenster, Staub bedeckte den Boden, der von Blutspuren übersät war. Die Wände waren mit schwarzen Dornen besetzt, und vereinzelt wölbte sich die Decke in merkwürdigen Wellen, doch Grim konnte noch immer die Menschen riechen, die vor nicht allzu langer Zeit hier gewohnt hatten. Ein älteres Ehepaar war es gewesen, er sah ihre Gesichter auf den zerbrochenen Fotos. Ob auch sie in die Stadt zurückgeholt worden waren?
Ein leises Grollen drang zu ihnen herüber. Grim hörte das Kratzen von Krallen auf dem Boden, schaute vorsichtig um die Ecke und entdeckte drei Dämonen am Ende des Ganges. Einer von ihnen hatte die Gestalt eines Löwen angenommen, ein weiterer schimmerte unwirklich – ein untrügliches Zeichen für einen Wandler, einen meist hochrangigen Dämon, der sich blitzschnell vervielfältigen und so zur gleichen Zeit an mehreren Stellen im Raum auftauchen konnte – , und der dritte hatte seinen menschlichen Wirt rücklings auf alle Viere gezwungen und messerscharfe Krallen ausgebildet.
Gleichzeitig betraten Grim und Lyskian den Gang. Es war dunkel genug, um selbst den Dämonen die Sicht zu erschweren, doch Grim konnte ihre Umrisse klar ausmachen, und er wusste, dass es Lyskian genauso ging. Sie schlichen sich näher heran und erst, als der Löwe den Kopf wandte und in ihre Richtung blinzelte, sprang Grim vor. Er stieß ihm die Faust vor die Nase, dass der Kopf in den Nacken flog, griff in seine Mähne und packte gleichzeitig den Krallendämon an der Kehle. Schemenhaft bemerkte er den Wandler, der aus sich selbst herausglitt, und Lyskian, der die Illusionen des Dämons im Lauf zerfetzte wie Schablonen aus Papier.
Der Löwe riss das Maul auf, aber sofort schlang Grim ihm die Diamantfessel um den Hals und warf ihn zu Boden, und noch ehe der andere Dämon ihm mit seinen Nägeln die Haut ritzen konnte, riss er ihn aus seinem Wirt und sperrte ihn gemeinsam mit der Katze in einen Diamanten. Er sah gerade noch, wie Lyskian die Brust des Wandlers mit einem weißen Licht durchschlug, ehe dieser ebenfalls in einem Gefängnis landete, und lächelte dunkel. Er konnte sich vorstellen, dass Löwe und Kralle auf so engem Raum jede Menge Spaß zusammen haben würden, Einzelgänger, die sie waren.
Ein Scharren drang aus den oberen Räumen, dicht gefolgt von den Schatten Kronks und Vladiks, die mit routinierten Gesichtern die Treppe herabkamen. Ein Kratzer zierte Vladiks Stirn, aber er schenkte ihm keine Beachtung. Sie pirschten sich weiter voran, doch gerade, als Grim an einem offenen Zimmer vorbeigehen wollte, griff Lyskian nach seinem Arm. Gleich darauf brach das gleißende Licht eines Suchscheinwerfers in das Haus. Grim sah die flirrenden Scherben, die sich darin bewegten, und er wusste, dass sie den Nebel durchdrangen wie Messer. Erst, als das Licht verschwunden war, atmete er aus und schaute aus dem Fenster. Der Scheinwerfer im Glockenturm der Sankt-Nikolaus-Kirche machte den Weg durch den verfluchten Nebel noch schwieriger, als er ohnehin schon war. Grim gab den anderen ein Zeichen. Dann verließen sie das Haus.
Der Nebel glitt in feinen Schwaden über das Pflaster, doch kaum, dass er Grims Arm berührte, spürte dieser, dass etwas in dem geisterhaften Dunst ihm nach dem Leben trachtete. Er leckte über seine Haut, er zog an ihm wie eine schwache Totenhand, und erst, als Grim zurückwich, zerriss
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