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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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was geschehen wird.«
    Grim riss an seinen Fesseln, die sich jedoch nur tiefer in sein Fleisch gruben. »Verdammt, Seraphin, halte mich nicht zum Narren! Ich weiß, dass etwas vor sich geht, ich spüre es seit Wochen!«
    So schnell, dass Grim seinen Bewegungen nicht folgen konnte, trat Seraphin auf ihn zu. »Ich weiß«, flüsterte er. Sein Atem strich über Grims Gesicht und brachte ihn zum Schweigen wie ein Zauber. »Du hast einen Sinn für erwachende Schatten, weil du sie so gut verstehst. Du bist unruhig, zerrissen, ein Mensch, ein Gargoyle, ein Schatten der Nacht mit dem Feuer der Sonne in deiner Brust. Du könntest glücklich sein, ich weiß, dass du dir das selbst sagst, Nacht für Nacht und Tag für Tag – aber du bist es nicht, und obgleich du dich mit aller Kraft dagegen wehrst, erscheint es dir manchmal, als wären die letzten Jahre nicht mehr als ein Traum gewesen, der jeden Augenblick zerreißen kann. Warum bist du fortgegangen aus Italien, Kind des Feuers, warum? Brauchtest du das Korsett der Gargoyles von Paris? Es hat dich nicht geheilt von dem Brennen in deiner Brust, nicht wahr? Und nun sehnst du dich danach, es loszuwerden, sehnst dich mit aller Macht … und die Lösung scheint so nah, oder irre ich mich? So verflucht nah … «
    Er streckte die Hand aus und legte sie auf Grims Brust. Eiseskälte drang durch dessen Haut, aber er wandte sich nicht ab. Ein Flackern ging durch Seraphins Augen, Grim sah die Stadt in der Wüste in ihnen aufflammen und er fühlte noch einmal die Euphorie und gleich darauf den Schrecken, der ihn in seinem Traum befallen hatte.
    »Ich schickte euch alle in glückliche Träume«, raunte Seraphin. »Träume, aus denen ihr nicht hättet erwachen sollen. Doch bei dir ging mein Plan nicht auf, weil dein größtes Glück auch deine größte Gefahr bedeutet. Du wachtest auf.« Ein tiefschwarzer Glanz verschluckte die Bilder des Traums in seinen Augen. »Ich habe ihn gesehen«, fuhr er kaum hörbar fort. »Ich habe ihn gesehen, deinen Traum von der Welt der Götter. Ich kenne die Kraft, die in dir ruht, ich spüre ihr Feuer bis hier heraus. Diesen letzten Schritt bin ich nie gegangen, doch ich weiß, was es bedeutet, von inneren Flammen verzehrt zu werden, die jede Finsternis an Grausamkeit übertreffen. Ich bin ein Kind des Feuers, Grim, genau wie du, und mir ist bewusst, dass ich vermutlich das letzte Wesen bin, von dem du einen Rat annehmen willst. Aber ich kenne die Unruhe in dir, ich weiß, dass sie uns auf Wege führen kann, die alles verschlingen, was wir sind, und daher möchte ich dich warnen: Folge ihrer Stimme nicht.«
    Grim hielt den Atem an, denn als hätten Seraphins Worte etwas in ihm angerufen, durchzog das Brennen seine Brust als heftiger Schmerz. Er sah ein weiteres Bild in den Augen seines Bruders auftauchen, es zeigte sie beide, wie sie auf der Mauer saßen, damals, als sie noch Menschen gewesen waren, und dann noch einmal bei ihrer letzten Begegnung, und für einen Moment hörte er das Rauschen des Ozeans und spürte, wie dessen Kühle das Brennen in ihm erstickte.
    »Was hast du vor?«, fragte er, wohl wissend, dass Seraphin ihm keine Antwort geben würde. »Warum hast du die Menschen verschleppt?«
    Ein Lächeln ging durch Seraphins Blick, dann wandte er sich ab. »Du wirst es erfahren … bald. Halte dich aus dieser Angelegenheit heraus. Du kannst nichts ändern an dem, was geschehen wird.«
    Ohne ein weiteres Wort griff er nach der Maske des Bhaal und setzte sie sich auf. Grim sah zu, wie die Flammen über das Artefakt strömten und Seraphins Körper in den Leib des Minotaurus verwandelten, und als sein Bruder sich umdrehte und in einer fließenden Bewegung mit der Hand durch die Luft fuhr, da gab die Fensterfront den Blick auf ein gewaltiges Meer frei. Es war mit den rötlichen Schleiern der Kraft der Träume angefüllt, und davor, starr wie Puppen, standen die Menschen von Paris.
    »Seraphin!«, rief Grim und warf sich in seine Fesseln, doch da riss sein Bruder die Arme über den Kopf. Ein mächtiges Donnern durchzog die Luft, das Meer bäumte sich auf, und als Seraphin einen Zauber brüllte, stoben die Wellen auf ihn zu und verbanden sich über seinen Fäusten zu einem tosenden Wirbel, der jedes Wort verschluckte. Gleich drauf schmolz er zu einem flammenden roten Zauber in Seraphins Hand zusammen. Langsam wandte er sich zu Grim um. Nebel stieg um ihn herum auf, schon umspielte er seine Beine.
    Grim ballte die Klauen. »Es sind nicht deine Pläne«,

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