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Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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unterbrach sich Harry und zog einen kleinen Packen Papiere hervor, ein paar zusammengefaltete Seiten. Er schlug sie auf. »Zu dieser Geschichte habe ich mir was aufgeschrieben. Sonst könnte ich mir die Einzelheiten nicht merken.«
    Jury brach sich ein Stück Baguette ab. »Es gelingt Ihnen aber nicht schlecht.«
    »Am vierten und fünften Abend schließlich, es waren keine aufeinander folgenden Abende, manchmal lag fast eine Woche dazwischen - an diesem Abend, als sie ihm gegenübertreten wollte, machte sie die Tür auf und stellte fest, dass er verschwunden war. Während sie hinausgegangen war, hatte er sich davongemacht. Es sei nicht mehr als eine halbe Minute vergangen, sagte sie.« Er unterbrach sich. »Es hört sich an, als ob seine Mutter die Geschichte erzählte. Es ist aber natürlich Bens Geschichte.« Er zögerte. »Ist das wichtig?«
    Die Frage war an ihn selbst gerichtet, und Jury glaubte nicht, dass er eine Antwort erwartete.
    Als Harry schwieg und sich ein Brötchen aus dem Korb nahm, glaubte Jury, das sei der Schluss, mehr wüsste er nicht über die Torres. Er blickte im Restaurant umher, in die kerzenbeschienenen Ecken und Winkel, als wäre dort vielleicht der Rest der Geschichte verborgen.
    »War das das Ende?«
    Kauend schüttelte Harry den Kopf. Er hielt die Seiten in die Höhe. »Nicht ganz.« Er sah auf das Blatt Papier hinunter.
    Jury wusste nicht, wieso er sich erleichtert fühlte. »Sondern?«
    »Die Nachtwachen dieses Mannes waren zu Ende, nicht aber die Geschichte. Kurz darauf, etwa eine Woche später machte sich der Gärtner, der« - Harry konsultierte seine Notizen - »in der Laycock Road wohnte, eines Abends auf den Nachhauseweg. Er nahm immer den Pfad, der durch den Wald führte. Auf halber Strecke etwa hörte er etwas rascheln, er hielt es für einen Fuchs oder ein Eichhörnchen. Dann hörte er eine Stimme, konnte aber keine Wörter ausmachen. Er ging ein Stück weiter und wäre beinahe über einen Mann gestolpert, der am Boden lag und sich unter schlimmen Qualen wand. Der Gärtner, ein gewisser« - er blätterte eine Seite weiter - »Cannon, William Cannon - hatte schreckliche Angst. Nicht vor dem Mann, die ganze Situation machte ihm Angst. Er wollte Hilfe holen, doch der Mann packte ihn am Arm und brachte unter größter Anstrengung die Worte hervor: >Sagen Sie ihnen, sie sollen weggehen von hier.< Er sagte es so leise, dass Cannon sein Ohr ganz dicht an die Lippen des Mannes halten musste. Cannon war im Krieg Feldwebel bei der Artillerie gewesen und hatte dem Tod so oft ins Auge geblickt, dass er wusste, der Mann würde nicht durchkommen, bis er die Polizei verständigt hatte oder ärztliche Hilfe holen konnte.«
    Jury hörte auf zu kauen. »Also noch eine Geschichte? Ich glaube, das ist jetzt die vierte oder gar fünfte.«
    Harry musterte ihn fragend.
    »Wie mir scheint, haben wir hier eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte.« Er erinnerte sich, was Melrose gesagt hatte, und zählte sie an den Fingern ab: »Da ist die Geschichte von Glynnis Gaults Verschwinden, dann Ben Torres Geschichte, die Geschichte seiner Mutter und jetzt auch noch die Geschichte von diesem Cannon.« Auf ein Cocktailserviettchen zeichnete Jury vier Quadrate auf und sagte: »Und irgendwo ist noch eine fünfte.« Er runzelte die Stirn.
    Harry lachte. »Sie haben vermutlich Recht. Das Ganze bewegt sich immer weiter weg von den Gaults.«
    »Daran dachte ich eigentlich gar nicht.« Melrose Plants Kommentare kamen ihm wieder in den Sinn.
    Wie aus dem Nichts war der Kellner an ihrem Tisch aufgetaucht und zählte nacheinander die Spezialgerichte von der Abendkarte auf. Jury bestellte die Seezunge, ein Wunderwerk an Einfachheit, gegrillt, mit Butter. Harry bestellte einen kompliziert zubereiteten Fisch, der erst in Serpentinen durch ein Rezept schwimmen musste, bevor er auf dem Teller landete: chilenische Seebrasse. Der Kellner ging ihnen die Salate holen.
    Jury fragte: »Sind Sie wirklich so sicher, dass Glynnis nicht aus eigenem Entschluss weggegangen war?«
    »Und Hugh verlassen hat? Nein, ich sagte es ja schon, und dabei bleibe ich: Sie liebten sich.«
    Das kam von Herzen, fand Jury. Und außerdem in der Vergangenheitsform. »Dann gab es möglicherweise irgendeinen anderen Grund für sie wegzugehen.«
    »Und wieso um alles in der Welt sollte sie dann Robbie mitnehmen?«
    »Oder Mungo.« Jury lächelte, als er spürte, wie sich der Hund gegen seinen Schuh fallen ließ. Er schaute

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