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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gewisser Fakten wie beispielsweise der Identität des Toten. Die Identität der Täterin stand ohnehin fest.
    Sie hieß Nell Healey, war eine geborene Citrine, und Jury hatte sich über die Beziehung, in der sie zu dem Toten stand, nicht getäuscht: sie war seine Frau.
    Mit Rücksicht auf den Ruf, den Reichtum und den Einfluß der Familie Citrine in West Yorkshire und weil sie keinerlei Vorstrafen hatte, wurde sie gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt. Damit, das wußte Jury, erkaufte sie sich wenigstens ein Jahr Freiheit; vorher würde der Fall kaum vors Bezirksgericht kommen, nicht bei der langen Latte anstehender Gerichtstermine. Blieb lediglich die Frage, warum sie es getan hatte, und die beantwortete sie nicht. Im großen und ganzen jedoch schien sich die Waagschale zu ihren Gunsten zu senken, da ihr ein früherer Schicksalsschlag Sympathien eingetragen hatte.
    Und genau über diesen Schicksalsschlag informierte sich Jury jetzt aus der Zeitung, die auf seinem Schreibtisch im New Scotland Yard lag. Er entsann sich der Namen Healey und Citrine. Es war vor acht Jahren passiert, und er hatte es über alle Maßen schrecklich gefunden.
    »Traurig, wirklich traurig«, sagte Detective Sergeant Alfred Wiggins, der die Ausschnitte ausgegraben, selber aber zu einem Exemplar von Time Out gegriffen hatte. »Wie kann man einem Kind nur so was antun?« Wiggins rührte langsam mit dem Löffel im Teebecher herum und klopfte ihn alsdann so weihevoll wie ein Meßknabe, der das Weihrauchfäßchen schwingt, am Becherrand ab.
    Mit ebenso andächtiger Gebärde riß Wiggins eine Packung Scott’s Medizinische Kohlekekse auf, wobei er sich Mühe gab, nicht mit dem Zellophan zu knistern. Oft kam es nicht vor, daß Jury ihm nicht antwortete, doch heute war einer dieser Tage, und Wiggins sorgte sich (als wäre es seine Schuld) um den sonst so friedfertigen Superintendent, diese Seele von einem Menschen, der sich einen Fall so zu Herzen nahm, der nicht einmal seiner war.
    Jurys Laune war so rabenschwarz wie der Kohlekeks, den Wiggins jetzt in seinen Becher bröselte; wider alle Vernunft reizte ihn sein Sergeant, der irgendeinem abgehobenen Gesundheitsideal nachjagte, während er selbst von der Entführung eines Jungen und dem Verschwinden seines Freundes las. Jury sagte (etwas scharf, fand Wiggins): »Wiggins, die meisten Menschen geben sich mit simplen Darmpillen zufrieden. Und die muß man auch nicht zu Matschepampe machen.«
    Wiggins war rasch mit einer Antwort bei der Hand, nicht weil Jury sich bissig anhörte, sondern weil dieser überhaupt reagierte. Fröhlich sagte er: »Oh, Darmpillen bringen nun wirklich nichts, Sir. Wohingegen das hier -«
    Jury sah sich genötigt, einen Vortrag über die segensreiche Wirkung von Kohle auf den Verdauungstrakt im Keim zu ersticken, und so erwiderte er rasch: »Gewiß, gewiß«, lächelte und ließ damit durchblicken, daß er sowieso nur Spaß gemacht habe.
    Es war in Cornwall passiert, als Billy Healey dort mit seiner Stiefmutter, Nell Citrine Healey, Ferien machte. Sie hatten auch Billys Freund Toby Holt mitgenommen.
    Ohne den Blick zu heben, schüttelte Jury eine Zigarette aus einer Packung Player’s, während er Roger Healeys Presseerklärung las. Sie war sachlich, fast pedantisch, wimmelte von Floskeln wie »gramgebeugter Vater« und Bemerkungen über die außerordentliche pianistische Begabung seines Sohnes, so daß man fast den Eindruck bekam, Entführer, die nicht Obacht gaben, daß der Junge jeden Tag übte, würden bei ihm eine Art Insulinschock auslösen. Das übliche »Wir tun alles, was in unserer Macht steht, damit wir unser Kind zurückbekommen«; das übliche »Die Polizei arbeitet rund um die Uhr«. Das Übliche eben.
    Außer daß die Stiefmutter überhaupt keine Erklärung abgegeben hatte.
    Jury versuchte, sich in einen Vater hineinzuversetzen, dessen Kind man entführt hatte. Er hatte keine Kinder, kannte jedoch ein paar gut genug, daß er zumindest ein wenig nachfühlen konnte, was in einem Menschen vorgeht, der eines verliert. Natürlich hatte er bei seiner Arbeit genügend untröstliche Eltern kennengelernt. Einige hatten geschwiegen; andere hatten zu einem nicht endenden Wortschwall angesetzt. Aber noch keiner hatte eine Rede gehalten, die reif für das Unterhaus gewesen wäre. Er urteilte sicher nicht fair, dachte Jury. Schließlich war Healey als Musikkritiker und Kolumnist daran gewöhnt, Gedanken in Worte zu kleiden; er konnte sich klar ausdrücken und verstand es

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