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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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anscheinend, die Fassung zu wahren.
    Inmitten all der Gemeinplätze wirkte das Foto von Billy selber beinahe fehl am Platz. Es war ein alter Schnappschuß, und die Kamera hatte den Jungen genau in dem Augenblick eingefangen, als er irgend etwas in der Ferne gesehen haben mußte. Er reckte ein wenig das Kinn, hatte den Mund leicht geöffnet, seine Augen blickten gebannt, fast fragend. Das Foto war eine Gegenlichtaufnahme; sein Gesicht lag teilweise im Schatten, wodurch der Rest um so stärker hervortrat, was die gerade Nase und die hohen Wangenknochen noch betonte. Er war hübsch, blaß, hatte dunkles, seidig glänzendes Haar. Er sah, fand Jury, ein wenig entrückt aus, abweisend und durch die Eindringlichkeit seines Ausdrucks unnahbar. Und er sah seiner Stiefmutter ähnlicher als seinem Vater.
    Von ihr gab es nur ein Foto, wie sie aus dem Haus geführt wurde, und da mußte sie sich rasch den türkisch gemusterten Schal übers Gesicht gezogen haben. Da sie obendrein den Kopf gesenkt hielt, hatten die Reporter kaum mehr als ihre Haare vor die Kamera bekommen. Und so ließen sie denn auch kaum ein gutes Haar an ihr; unterschwellig schienen sie es übelzunehmen, daß Mrs. Roger Healey zu keiner Stellungnahme bereit war. Sie hatte das Reden ihrem Mann überlassen.
    Die Stiefmutter hatte wirklich eine schlechte Presse. Sie war als einzige zugegen gewesen, als die Jungen verschwanden. Der ziemlich geschmacklose Wust von Fotos und Schnappschüssen, den die Zeitungen brachten, ließ keinen Zweifel daran, daß man die Entführungsgeschichte gern am Kochen halten wollte. Alte Schnappschüsse von Billy rahmten die Berichte ein; auf einem war er mit Schulkameraden zusammen, sehr verschwommen. Auf einem anderen lehnte er mit dem anderen Jungen, Toby Holt, an einem Zaun. Vor ihnen saß ein kleines, dunkelhaariges Mädchen auf einer großen Steinplatte und blinzelte in die Kamera.
    »Der Chef führt nicht gerade Freudentänze auf, wie Sie sich denken können«, sagte Wiggins, der seinen eigenen Gedanken nachhing.
    »Tut er nie, jedenfalls nicht, was mich angeht.«
    »Er fragt sich, was Sie überhaupt in Stanbury gesucht haben ...«
    »Nachbarort von Haworth. Ich bin ein großer Bronte-Fan.«
    »... als Sie eigentlich in Leeds sein sollten.«
    Jury blickte auf. »Was ist das, ein Verhör?
    Unheilschwangeres Gemurmel?«
    »Man könnte Sie als Zeugen der Anklage benennen.« Wiggins ließ nicht locker.
    »Wäre es ihm lieber, wenn ich als Zeuge für die Verteidigung aufträte? Er weiß verdammt gut, daß ich nicht als Zeuge vorgeladen werde. Sanderson wird meine
    Zeugenaussage abgeben. Der Fall gehört West Yorkshire, nicht mir.« Jury blickte auf die Notizen, die Wiggins gemacht hatte. »Dieser Verleger, für den Healey gearbeitet hat. Machen Sie bei ihm einen Termin für mich.«
    »Jawohl, Sir.« Wiggins’ Hand zauderte über dem Telefon. »Wann?«
    »Heute nachmittag. So gegen drei, vier.«
    »Es ist schon fast zwei.« Diejenige von Wiggins’
    Händen, die nicht den Teebecher halten mußte, schwebte
    weiter über dem Telefon. »Ich meine nur.«
    »Daß es nicht mein Fall ist. Sie haben recht. Verschaffen Sie mir einen Termin bei diesem jungen Verleger-As, diesem Martin Smart.« Jury lächelte.
    »Der Boss beschwert sich -«
    Boss? Racer? Seit wann nannte Wiggins ihn so?
    »- daß Sie mit ein paar Fällen nicht zu Rande kommen. Dem Soho-Fall beispielsweise.«
    Ein Drogentoter, kein Fall für die Kripo, mit dem wurde das Rauschgiftdezernat leicht fertig. Was Racer sehr wohl wußte. Der setzte doch alles daran, daß Jury sein Licht auch ja unter den Scheffel stellte. Racer konnte es einfach nicht leiden, wenn Jury mit Namen und Foto in der Zeitung stand.
    »Mir ist nicht gut, Wiggins.«
    Wiggins setzte seine Besucher-am-Krankenbett-Miene auf. »Gar keine Frage, Sir. Sie sehen aus wie ein Gespenst auf Urlaub. Und den brauchen Sie, nicht etwa einen neuen Fall.«
    Jury grinste. »Ich weiß. Nun machen Sie mir schon einen Termin mit Healeys Verleger.« Er stand auf, und ihm war leichter zumute als seit Wochen.
    »Wiggins, meine Verdauung macht mir ganz schrecklich zu schaffen. Ich suche jetzt den Boss auf.«
    »Genesungsurlaub?«
    Chief Superintendent A. E. Racer zog eine gewaltige Schau ab, legte die Hand hinters Ohr, als könnte er nicht glauben, was er gehört hatte. »Genesungsurlaub?«
    Jury wußte, daß er Racer damit wenn auch keine einmalige, so doch die beste Gelegenheit dieses Tages bot: Sieh einer an, auch Jury hatte eine

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