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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Sie was: Ich lade Sie beide in Michael’s Restaurant zum Mittagessen ein. Sorgen Sie bloß dafür, dass Stacey das Infoblatt mitbringt.«
    Sie war begeistert. Für ein Mittagessen bei Michael’s würde sie Elvis’ Leiche vermutlich tatsächlich exhumieren.
    »Und jetzt geben Sie mir Mort Durban.«
    »Er soll hierher kommen?«
    »Am Tele –« Ach, es hatte doch keinen Zweck! »Ich mach es schon selber.«
    Sprechanlage aus und ans Telefon.
    Eine weitaus selbstsicherere und kältere Stimme, als die von Amy jemals sein würde, meldete sich. »Durban Agency.«
    Wie schaffte es diese Frau, derart viel Großspurigkeit in zwei Worte zu legen?
    Clive ließ sich aber nicht beirren. »Geben Sie mir Mortimer Durban.«
    »Darf ich fragen, wer am Apparat ist?« Ein kalbender Eisberg.
    »Das Finanzamt. Es ist privat, wenn ich bitten darf.«
    Keine Antwort. Dann meldete sich Mort Durban mit einem sehr vorsichtigen »Ja?«.
    »Mort! Lange nicht gesehen! Hier ist Clive.«
    Mort stieß den Atem aus, den er angehalten hatte. »Verdammt, Clive, was soll das?«
    »Irgendwas musste ich doch sagen, um bei Ihrer superfrostigen Telefonistin durchzukommen. Die war mit Scott in der Antarktis?« Amys Angewohnheit, an Aussagesätze ein Fragezeichen anzuhängen, färbte manchmal auf ihn ab.
    Mortimer Durban schien über diese Beschreibung nachzudenken. Er gab keine Antwort.
    »Also, ich dachte mir, wir könnten vielleicht morgen oder sonst irgendwann zusammen Mittag essen?«
    »Moment, ich schau mal nach, was für Termine ich habe.«
    Termine? Clive konnte hören, wie er schlagartig den stümperhaften britischen Akzent aufsetzte. Mort verbrachte viel Zeit in London, wo er sich in diesem schwulen Klub in SoHo mit dem schlau gewählten Namen Groucho’s, der in der Verlagsszene so beliebt war, ins Getümmel stürzte.
    »Tut mir Leid, Clive, alter Junge. Ich bin auf einen Monat ausgebucht.«
    »Okay, wie wär’s dann mit Abendessen?«
    »Abendessen?«
    Seine Tonfall deutete an, dass die Vorstellung von Abendessen einen Agenten fremd anmutete. Na, wie wär’s dann mit Frühstück, du ausgebuchtes Arschloch? »Ich dachte an das Old Hotel«, sagte Clive und kicherte entzückt, die Hand über der Hörermuschel.
    Ach, wie köstlich!
    Das Old Hotel hatte einen legendären Ruf. Es war dafür bekannt, dass es Leute abwimmelte. Nicht, weil die Tische alle besetzt waren, sondern weil sie einen persönlich nicht mochten, oder jedenfalls manche nicht mochten, obwohl… woher der Oberkellner oder die verschiedenen Personen, die die Reservierungen annahmen, wussten , dass sie einen nicht mochten, war Clive schleierhaft, war jedem schleierhaft.
    Es gab ganz genaue Vorgaben, die vom Besitzer erlassen wurden, einem Mann, von dem das Gerücht ging, er sei weiß Gott was und habe weiß Gott welche Verbindungen. Keiner von denen, die Clive kannte, war allerdings in der Lage, ihm zu sagen, welche von diesen Gerüchten, wenn überhaupt eines, der Wahrheit entsprachen. Der Name des Besitzers war Duff, doch wusste keiner, ob es ein Vor- oder Nachname war. Man kannte ihn nur unter »Duff«. Es hieß, Duff führte eine lange Liste von Aspiranten, die nicht erwünscht waren. Für diejenigen jedoch, die erwünscht waren, war es wie die Überholspur in die allein seligmachenden Gefilde. Keiner kannte die logische Erklärung für diese Liste. Bei den Namen handelte es sich nicht immer um Personen; es konnte auch eine bestimmte Gegend auf dem Index stehen, so dass einer, der etwa an der Upper East Side zwischen der Sechzigsten und der Vierundachtzigsten Straße wohnte, sich zum Abendessen im Old Hotel gar nicht erst fein zu machen brauchte.
    Was genau waren die Kriterien? Keiner wusste es. Doch an den Vorgaben (falls es überhaupt welche gab) hielt man seit jeher streng fest. Es ging sogar so weit, dass Clive eines Abends um etwa neun Uhr einmal Zeuge des Rausschmisses einer Vierergruppe geworden war. Vor dem schmalen Stehpult des Oberkellners stehend, hatte einer der vier (ein recht ungehobelter Kerl) lautstark protestiert und geschrien, er sei ein Autor von solchem Renommee, dass man verdammt gut daran täte, ihm Zutritt zu gewähren. Womöglich, dachte Clive, stand die Kategorie »Autor von Renommee« auf der »Nicht zugelassen«-Liste. Das Ganze war höchst merkwürdig. Doch weil es solches Prestige bedeutete, in das Lokal eingelassen zu werden, zu den Erwählten zu gehören, hütete man sich, das Gebaren schlecht zu machen. Im Gegenteil – man stand voll dahinter und

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